Wie gehabt, der Autor übernimmt keinerlei Haftung für eventuelles Nichtverstehen von Insidern oder wohnortbedingten Wortwitzen, bei Fragen wenden sie sich bitte an die ABOUT ME - Sektion! Aufgrund der horrorenden Textlänge hab ich die praktischen Länderlinks rechts oben mit eingebaut.

9/10. Februar 2004 6:00
Aufbruch in Großhabersdorf bei Schneegestöber und 0°C. Nachdem kurz nach 6 Uwes Co-Pilot für den Rückweg von Frankfurt, der "Boder", aufgegabelt wurde, schmissen wir uns auf die Autobahn mit Kurs auf den Airport Frankfurt/Main. War gottseidank wenig los, hab mit brutalem Berufsverkehr gerechnet, war schließlich Montag früh. Kurz nach halb neun flog mein Gepäck aufs Förderband, einchecken war inner Stunde. Heiko hat sich bereiterklärt das letzte Frühstück in der Heimat zu übernehmen da ich leider keine Euros mehr in der Tasche hatte. Bestand aus komischen Eiern, labbrigem Schinken und einem klebrigen Kaffee. Nachdem der Boder sich dann zur allgemeinen Belustigung die Eier mit 15 Kilo Pfeffer verfeinert hat (loser Deckel auf Streuer), ging’s in den Bauch der 767, Abflug 11:10 nach Atlanta.
2 Plastikmahlzeiten und 3 Filme die sich zogen wie Gummi später, setzte die Maschine in den USA auf, Ortszeit 15:30. Immigration, Zoll, Stopover 16:40 nach Lima. Nach Musik, ewig pennen, Boyles Wassermusik dann endlich Landung in Lima, Ortszeit 23:55, in D müsste es so sechs Uhr Früh sein, ergo: schon 24 Std. unterwegs. Beim Aussteigen erschlägt es mich fast, wie wenn ich in die Sauna rennen würde! Locker 80% Luftfeuchtigkeit, 28°C und das mitten in der Nacht. Nach einem Zufallsgenerator am Zoll und 80000 Menschen die eine heimkehrende Fußballmannschaft oder so begrüßten, hab ich endlich eine Kneipe gefunden. Ist momentan kurz vor 02:00, ich zieh die 2. Lemonada Frozen durch den Strohhalm und harre der Dinge die da kommen. Dauert nur noch schlappe 2 Stunden bis ich in den Flug nach Cuzco einchecken kann....

11.2.04 10:30
Bin gestern am 10. hier in Cuzco angekommen, so mit 2 Std. Verspätung. Flug wurde gecancelt, Wetter am Zielflughafen war beschissen. Wurscht, hab endlich eine Mütze voll Schlaf auf der Bank am Terminal gefunden, 2 Stunden oder so, halbverträumtes Gedöse, ohne Wirkung auf meinen derzeitigen Zustand. Um 7 durften wir dann an Bord, ich hab den Notausgangsplatz bekommen. Sehr sinnvoll, ich hätte jede Katastrophe 100% verpennt. Also die Notausstiegsprozedur vom Pilot erklären lassen, einen Brocken komisches Zeug (ich denke es war ein Sandwich) eingefahren und mit Karacho nach Cuzco gedonnert. Flughafen war dann ziemlich schnell erledigt, Gepäck hat zwar ewig gedauert, aber was soll’s. Kurz danach war ich draußen, Chris hat mich zuerst gesehen, mich ins Freie gelotst, Begrüßungszeremonie, dann ins Taxi Richtung Bude. Da wir nichts besseres wussten um den Jetlag meinerseits und die durchgemachte Nacht ihrerseits auszugleichen, wurde um die Ecke, zackzack, ein Sixpack Heineken geordert um anschließend die brandheißen News zu tauschen. Dann wurden mal schnell die Zimmermädchen (heißen die mit 50 auch noch so?) vergrault und ein zusätzlicher Sixpack organisiert um auf keinen Fall in einen Zustand der Nüchternheit überzutreten. Beim Bierholen hab ich dann kurzzeitig die Bekanntschaft von 2 Kumpels von Chris gemacht, Piercer und Tätowierer, die eine Tür weiter ein Studio betreiben. Nach den nächsten 3 Heineken brachte uns das Hungergefühl dazu ein paar Sol in ein Mittagessen zu investieren. Lecker Suppe wie bei Muttern und ein Batzen Spaghetti für Schlappe 2 $. Und eine 0,5 Cerveza....... Danach wurden die Jungs vom Tattoo Sex noch mal beehrt, paar Anekdoten vom Stechen ausgetauscht und irgendwann wieder ins Hostel. Noch halbe Stunde Musik gehört und irgendwann weggepennt. Muss so gegen 16 Uhr gewesen sein, bin gegen 22:00 noch mal zum Pissen raus, Chris war schon wieder weg, ist bis jetzt nicht aufgetaucht. Hab gerade beschlossen mir einen Riesenkaffee zu besorgen, sobald die Schifferei aufgehört hat. Und das kann hier noch dauern!

12:10 Anm. d. Red.: Kaffee auf 2 Tassen beschränken!!
Chris ist wieder aufgetaucht, ist bei den Nachbarn vom Tattoostudio versumpft. Nach einem kurzen Abstecher im Internetcafe wurde eine großangelegte Sightseeingtour ausgetüftelt und beschlossen nach dem Cappuccino am Plaza de Armas "Kill Bill" im Umsonstkino auf Englisch mit spanischen Untertiteln zu schauen, wurde aber nix draus, keine Ahnung mehr warum. Um 16:00 hat uns der Turkey erfolgreich im I-Cafe versetzt, um 5 haben wir dann die Touristenpässe abgeholt und sind irgendwann dann auf die dumme Idee gekommen heute im Irish Pub noch einen auf die Lampe zu gießen. Zwischendurch sind wir dann noch über den Mercado, den örtlichen Markt also, auf dem in Form einer riesigen Fressmeile so ziemlich alles angeboten wird was die peruanische Küche so zu bieten hat, für fast nichts. Komischerweise verkaufen die da alle das gleiche nebeneinander, ist nur abteilungsmäßig unterteilt, Fisch, vegetarisch, Fleisch......Nach mysteriösen Hering auf Reis, Kartoffeln und paar Spaghetti kam noch eine legendäre INCA KOLA dazu, das Nationalgesöff in Peru. Hab mich dann noch in die Lesenische im Hostel geschmissen bevor mich die Chris ins Pub aufgegabelt hat. Wollten eigentlich um 7 den Piercer (Verreck, ich kann mir den Namen nicht merken) vorm Studio abholen, der war aber komischerweise schon weg und der Laden dicht. Sind dann zu zweit los, es pisst schon wieder. Nach dem 1. 650ml Heineken dachten wir es wäre mal an der Zeit paar Karten an die Heimat zu schicken. Besorgt hatten wir schon nachmittags beim Cappuccino schütten welche, Stift war auch zackzack organisiert, 10 Minuten später waren die ersten mit lyrischen Ergüssen versorgt. Zwar reichlich chaotisch und eher weniger informativ, war aber auf jeden Fall schwer amüsant! Nach 4 weitern Heineken wurde dann der Heimweg angetreten und direkt das Nachtlager aufgesucht. Hab um 4 mitten in der Nacht festgestellt das ich den Alarm der Uhr falsch gestellt hab (auf 4 eben), der Wecker stand komischerweise auf halb 6. Alles auf 8:00 korrigiert und weiter geknackt.

12.02.04 8:00
Wecker klingelt. Ich fall beim Ausschalten fast ausm Bett und beschließ sofort was gegen den Mundgully zu unternehmen. Nach erfolgreicher Entfernung wurde der Rucksack für die nächsten paar Tage gestopft und zum Bus gelatscht. Nach erfolgreicher Verständigung hab ich mich dann zum Gefährt der Sacret Valley Tour durchgeschlagen, eingestiegen und erst mal keine Ahnung gehabt warum der Fahrer erst einmal quer durch die Stadt heizt, dann wieder zum Plaza de Armas brettert, kurz anhält, dann 5 mal (kein Scheiß!!) um den Platz kurvt um dann endlich auf die Strasse raus aus der Stadt zu biegen. Unser Führer heisst, wie hier üblich, Martin Martiness und zieht die ganze Show in Englisch und Spanisch ab . Erste Station ist ein ziemlich kleiner Markt auf dem genau das Gleiche verscheuert wird wie auf allen anderen auch. 15 min Aufenthalt, mir kracht der Magen und hier gibt’s nur Mützen und Figuren und sonst irgendwelche Souvenirs. Zweiter Stop ist beim Mörderanblick am Tal der Götter. Und wieder paar Händler......Dann ging’s weiter nach Pisac, natürlich erst mal wieder Markt. Aber es gibt was zu beißen!! Ein Kilo Äpfel für einen Dollar und 15 platte Semmeln für 30¢, komplett... so billig wird man satt. Aber eigentlich geht’s in Pisac um paar saualte Inkaruinen samt Tempel aufm Berg. 2km Fußmarsch, schmale Treppensimse mit 500m Abgrund ohne Geländer alle 5 Minuten, Prekestolen lässt grüßen!! Hat sich aber gelohnt! Unter anderem gibt’s hier sauviele von den Bergterrassen auf denen früher alles mögliche gepflanzt wurde. Als nächstes wurde Siesta gehalten, werd ich mir glaub ich auch angewöhnen........
Dann ging’s weiter nach Ollantaytambo, ne uralte Inkasiedlung die immer noch bewohnt ist. Die neuen Häuser wurden einfach auf die alten draufgebaut. Das eigentlich interessante sind aber die fetzen Tempelanlagen und Festungen im Berg, welche mich schwer beeindruckt hatten. 780 Stufen rauf bis ganz oben, teilweise haben die da Blöcke von über 6m Länge verbaut die vom Gipfel des gegenüberliegenden Bergs geholt worden sind, quer durchs ganze Tal....In dem Ort hab ich mich dann von der Gruppe abgesetzt um mitm Zug weiter Richtung Machu Picchu zu eiern. 10 min. zu Fuß, dann ist, man am Bahnhof. Nach einer Stunde anstehen gibt’s Komplikationen, der ganze Zug ist voll! Nach 20 weiteren Minuten Diskussion wird halt noch ein Waggon hinten dran gehängt und um 19:45 geht’s weiter nach Aquas Calientes, dort wieder Stress: Der Hoschi vom Hostel ist nicht da. Wurscht, 10 min später hab ich ne Spitzenbude direkt am Strip, zwar 3 US$ teurer, aber besser als nix! Ach am Bahnhof hab ich erstmals wieder deutsche getroffen, 2 Mädels aus Münster und Hannover.

13.2.04
Hab mir die Bude spontan mit einem Ami namens Cliff geteilt da er mit seiner im Keller nicht ganz so zufrieden war. (They put me to this fuckin dungeon, without a window!!). Also hat er sich bei mir einquartiert, er hatte ein Fenster, ich hab mir die halbe Miete gespart. Sind dann früh um 8 hoch nach Machu Picchu, auf den Bus wurde geschissen, 9 $ gespart und in 2 1/2 Stunden hochgelatscht, quer durch den Dschungel über Treppen, Serpentinen usw. Oben happige 20$ Eintritt abgedrückt, dann rein. Absoluter Wahnsinn, hab noch nix vergleichbares gesehen! Konnte erst mal gar nix machen, musst mich setzen, Minidisk mit St. Thomas auf die Ohren und das ganze erst mal ne Stunde auf sich wirken lassen. Ach ja, hab im Kaff noch mal ne Ladung peruanische Flachsemmeln und einen Batzen Schaffskäse organisiert. Da wurde jetzt von gezehrt. Nach einer anständigen Brotzeit bin ich dann zu den Ruinen aufgebrochen, die Treppen hoch bis aufn Ausguck, seit dem Tal also schon über 3000 Stufen. Dann rüber übern Tempel in die hintere Stadt, den Wohnbereich praktisch. Hab da die 2 Mädels wieder getroffen, hat grad wieder zu pissen angefangen. Nach einer halben Stunde bin ich dann doch noch auf den Berg hinter der Stadt, musste man sich in ne Schwarte eintragen, kommt vor dass da mal einer abschmiert, dann haben dies mitm Identifizieren leichter....Nach einer halben Stunde über 30cm Simse, Affenseile über Felsen und meterhohen Geröllabhängen ist man oben aufm Gipfel und hat den besten Ausblick ever!! Hab oben wieder paar Chilenen getroffen, haben Fotos voneinander gemacht, die Salami ausgepackt und drauf losgeeiert bis es wieder angefangen hat zu pissen. Gegen 4 bin ich dann raus aus der Stadt, hab den Feta weiter dezimiert und überlegt ob ich noch auf den großen Tempelberg klettere, war aber leider zu spät. Also wieder runter Richtung Tal aufbrechen und hoffen vor 6 runterzukommen, da wird’s dunkel. War dann bei Dämmerung wieder in Aquas Calientes, hab mich auf der Suche nach einer Bleibe bei Joe einquartiert, für 4,50$. Danach runter zu Bahnhof, Ticket für morgen organisieren. Kacke, alles schon dicht, macht um 4:30 wieder auf. Wird also ne kurz Nacht. Auf dem Weg zurück zu Joe's bin ich dann inner Pizza hängen geblieben, was gefuttert und ein eiskaltes Helles eingeflößt. Danach bei Joe wieder einen Chilenen getroffen, war eine witzige Unterhaltung, er konnte nur paar Fetzen Englisch, ich genauso viel Spanisch.

14.02.2004
Bin um 4 ausm Bett gekrabbelt, kurz kultiviert, Dusche war irgendwie kaputt, aber rein vom optischen schon ne geile Konstruktion! Um 4:30 macht der Schalter auf, bin um 4:20 da. Und was hängt da? BACKPACKER FULL!!! Scheiße, nix mehr frei um 5:45 für 12$, also bis 7:30 warten und ne Karte für den 34$ Zug erwerben. Meine Rettung war dann ein Einheimischer, hatte anscheinend einen Haufen feste Reservierungen, brauchte aber nur 2. Also hat er’s für mich gemanagt dass ich das Ticket krieg, ohne dass ich ein Wort von ihm verstanden hab, er mich genauso wenig. Ein Hoch auf die peruanische Gastfreundschaft!! Also, auf zum Touristenbahnhof, ist 10 min Fußweg vom Hauptbahnhof weg, einfach der Masse hinterher. Hab dann in der Wartehalle die Australierin von Machu Picchu wieder getroffen, kurz gesoßt, dann in Zug, ganz vorne bei den ganzen Einheimischen. Nach 2 Stunden Fahrt quer durch die geilste Andenlandschaft war ich wieder in Ollantaytambo, am Bahnhof standen 2 oder 3 Busse, die Fahrer schien "CuzcoCuzcoCuzco" ausm Fenster und ich wusste wo ich einsteigen musste....Waren zwar schon hoffnungslos überfüllt als ich einen Ehrenplatz zwischen Fahrer und Motorabdeckung auf meinem Rucksack abgekriegt hab, gingen aber locker noch mal 20 Mann rein. Dafür war’s dann einen Sol billiger. Im letzten Moment kam dann noch Cliff an, hat sein Bike aufs Dach geschmissen und is auch noch reingeklettert. Nach 2 Std. dann wieder Ankunft in Cuzco, rein ins Taxi, einen uralten Amischlitten, zackzack, Plaza de Armas für 2 Sol und ab ins Hostel. Beim überfallartigen betreten des Zimmers kurz die Chris erschreckt, dann Duschen! Oh Duschen! Endlich wieder komplett gereinigt, paar Einträge geschrieben, dann raus in die Stadt, paar Kumpels von der Chris getroffen und einen Schuppen mit Speisekarte gesucht. Nach einer Portion Spaghetti und einem Inka Kola noch den Nachmittag verblödelt, 2 Bier gekauft und runter aufn Palza. Da dann schwach geworden und ne Zigarre gekauft und zum Bier gepafft. Chris hatte um 7 ne Verabredung zum Essen, ist dann irgendwann los, ich zurück auf die Bude, Minidisk geschnappt und dann ab in die Fensterlodge, mein absoluter Lieblingsplatz hier im Hostel. Nach 5 Minuten dann noch mal losgezogen und nen 6er Heineken beordert. So gegen neun, beim 4. Bier kam dann ein lustiger Peruaner namens Angel vorbeigeschlappt und hat sich dazugesetzt, ich frag ihn ob er ein Bier will, er greift dankend zu. Nach einer halben Stunde rumblödeln wurde ne Tüte fertig gemacht, um 10 waren wir wieder aufm Palza, drauf wie die Weltmeister! Schnell noch mal 2 Bier fürn Durst organisiert, dann an der Ecke ein brutal geiles Sandwich de Pollo eingeschmissen, sind dann Gott sei Dank, nicht mehr ins Mama America, wäre zwar bestimmt noch lustig geworden, hätte aber mit Sicherheit die Kasse gesprengt, bin eh schon ewig im Soll. Bin dann um 1 oder so wieder ins Hostel, waren noch in der Lodge, haben das restlich Bier vernichtet, noch einen gedampft und uns dann in die Heia gelegt.

15.2.04
Bin irgendwann gegen Mittag ausm Bett gekrochen, spür die letzte Nacht immer noch. War aber auf jeden Fall sehr amüsant! Hab dann nach einer Runde Tass Kaff beschlossen in die Stadt zu latschen, ne Runde zu bummeln und mir die Gegend anzuschauen. Nach einer Stunde in der Stadt hab ich dann doch beschlossen mir ein T-Shirt von Inca Kola zuzulegen, schlappe 3$ ! Inca Kola ist hier das Nationalgetränk, kurz nach Mate de Coca. Schmeckt wie Ahoibrause-Waldmeister und hat in Peru Coca Cola auf Platz 2 der beliebtesten Getränke verbannt, was weltweit einzigartig ist. Danach, weil’s langweilig war und aus rein informativen Zwecken, ging’s noch ins benachbarte Internetcafe. Neuigkeiten!! Stefan kommt wahrscheinlich nach Kuba, hat sich über Silvester ne Knieverletzung zugezogen, mit allen Schikanen....Dann noch ne Stunde gesurft, kostet hier so 50¢ die Stunde. Danach mal wieder auf der Bude vorbeigeschaut, Chris ist inzwischen aufgetaucht, hat noch einen halben Helm auf und ordentlich Brand. Also schnell noch ne Flasche Wasser organisiert und die Ereignisse der letzten Nacht ausgetauscht. Den halben Käse gefressen, die Kekse und die restlichen Flachsemmeln gingen auch mit drauf. Hatte dann irgendwie überhaupt keinen Elan was zu machen, hab mir einen National Geographics Roman über einen Typ der von Bolivien aus über die Anden bis nach Lima mitm Fahrrad unterwegs ist aus dem Reportoir von Chris geschnappt und mich auf die Terrasse geflackt. Sehr geil geschrieben, bis um 12 hatte ich ihn durch. Zwischendurch hat sich Chris wieder verkrümelt, irgendwann bin ich noch mal raus, an der Ecke ein Sandwich geholt, dann wieder abgelegt. Solche Tage brauchts auch mal......

Keine Ahnung wann und in welchem Zustand ich das geschrieben hab, keine Ahnung was es heißt. Ich lass hier mal Platz falls mir die Erleuchtung noch kommt......

 

 

 

18.2.04
Lange nix mehr geschrieben, hoffe ich kriegs noch hin was da alles war.
Wollte eigentlich ursprünglich Montag, spätestens Dienstag aus Cuzco weg, sind deswegen auf die Idee gekommen die City Tour auf Montag zu verlegen. Montag Vormittag wurden dann Vorbereitungen für meinen Aufbruch getroffen, sprich Flug usw. organisiert. Ralph hat sich nämlich angekündigt, kommt Dienstag früh um 4:55 in Rio de Janeiro an. Dann gab’s erst mal wieder Probleme zwecks Flug von Cuzco nach Porto Maldonado. Ging erst Mittwoch was. Also für 10:30 festgemacht, City Tour auf Dienstag verschoben. Danach wie immer den Tag sinnlos in der Stadt verbummelt. So gegen 4 sind wir dann auf die brachiale Idee gekommen einen der 12000 Flyer mal näher anzutesten, das läuft hier folgendermaßen: Hier gibt’s paar Kneipen die ne Leinwand in der Ecke haben, da werden 2x am Tag ziemlich aktuelle Filme oder Klassiker a la Pulp Fiction gezeigt. Eintritt ist frei, Profit läuft über Getränke. Um 16:00 ging jedenfalls "Underworld" los, Englisch mit spanischen Untertiteln. Laut deutscher Presse hieß es "der is nicht schlecht". Fehlanzeige, Schwachsinn Hoch3. Naja, Bums. 2 Stunden Kurzweil. Danach kurz was mampfen, dann ins Irish Pub, Happy Hour ausnutzen. Danach ging’s ins Mama Afrika, vom Style her zwar saugeil, leider aber beschissenen Musik. Sind dann mit ner Handvoll Freedrinkflyers rüber ins Mama Amerika. Besserer Sound, aber die Drinks waren nicht so das wahre...Der KGB im Afrika war schon der Bringer.....Irgendein Song hat uns dann absolut vom Barhocker gerissen und wir mussten dem hier allgemein üblichen Stehhüftschwingtanzstil unter misstrauischen einheimischen Blicken mal kurz in seine Schranken verweisen und die Tanzfläche entern. Mehrere Cusquenia und Wodka-Sprite (Buäähhll) später wollten wir dann noch mal ins Mama Afrika, waren aber immer noch am Samba klimpern und da ich mir das aber wahrscheinlich in Rio schon zu genüge geben muss sind wir dann doch runter an die Ecke ein Sandwich einfahren. Danach gings dann wieder ins Hostel, wo ich auf den Trichter gekommen im Laden gegenüber noch 3 Bier zu holen. Klar, dachte 2 sind zu wenig für 2 Leute, nehm ich 3..........welch logische Höchstleistung. Danach sind wir dann doch eingepennt.

Am nächsten Morgen war Hangover vorprogrammiert, kam nicht mal ausm Bett als die Putzfrau die Bude wieder in den Ursprungszustand zurückversetzen wollte. Chris hat sie auf morgen vertröstet. Irgendwann gegen Mittag hat sie’s geschafft mich ausm Koma zu holen, und jetzt City Tour. Kacke. Wurde umgehend storniert. Chris hat aber gemeint Saqsaywuaman ist der Wahnsinn und muss man gesehen haben. Sind dann also mitm Taxi rauf und da quer durch die Gegend gelatscht. Hat bis heute keiner genau rausgefunden was das da oben genau war. Fragt mich halt. Hab ich sofort gesehen dass das ein Kärwaplatz ist! Sind dann irgendwann zu Fuß wieder runter auf die Steintreppe am Plaza, den allnachmittäglichen Kaffee schlürfen. War zwar irgendwie nicht ganz das Wahre, aber was soll’s. Nach noch paar Stunden im Bett, Restkurierung, wurde der Schrei nach Nahrung laut. Also raus in die Stadt, quer durch die Gassen zu einer absolut urigen Pizzeria mit Steinofen, Geheimtipp vom Tattoo Sex. Da ne fette Jamon-Champignon eingeworfen, 2 Inca Kola dazu und mich hätte es beinahe explodiert! Sind dann noch auf einen Verdauungsspaziergang rauf ins Mandelas, ne ziemlich geile Bar von deren Dachterrasse aus man die ganze Stadt überblicken konnte, außerdem ziemlich schmoofe Musik und alles mit Sofas und Polsterecken vollgestopft. Da wurde dann noch schnell ein Heineken geordert, ist zwar überhaupt nicht gelaufen, aber nach einer halben Stunde war’s dann doch drin.

Danach hab ich mich in die Falle gehauen, vorher noch verabschiedungstechnisch im Tattoo Sex vorbeigeschaut. Heute bin ich dann nach einer Duschung und keinem Frühstück um 8:30 Richtung Flughafen aufgebrochen und nach Porto Maldonado geflogen. 50 min. Flug oder 2 Tage Bus, da war die Entscheidung nicht schwer. Danach mitm Taxi in die Stadt, oder besser gesagt ins Kaff! Wieso hat so ein Loch einen Airport?? Von der Taxizentrale aus ging’s dann mit noch mal 5 andern Leuten, mir und dem Fahrer in einem 08-15 Toyota 3-4 Stunden quer durch die Pampa! Und zwar richtig!! Das war keine Straße, Teer haben die hier noch nie gesehen, Wasserläufe bis zu einem halben Meter mitten in der Bahn, und 2/3 überflutet. Wenn man daheim quer übern Acker donnert tut man sich wahrscheinlich leichter!! Die fahren hier schon extra nur mit halbem Druck auf den Reifen. Ach ja, Klima hat sich geändert, seit dem Flug ist es 100% tropisch, um 22:15 immer noch T-Shirt und Schweiß ohne Ende. In Iberia musste dann noch mal gewechselt werden, hat auch nur 1 1/2 Stunden gedauert bis einer kam der nach Inapari fährt. Sind dann zu viert, mit Fahrer, bei stockfinsterer Nacht aufgebrochen, gleiche Straßenverhältnisse wie zuvor. Nach noch mal 2 Stunden Fahrt, 2 mal stecken bleiben und aufgabeln von noch 2 Mann (einer wurde samt Kartoffelsack in den Kofferraum verfrachtet) endlich da. Grenzstadt Peru/Brasilien. Morgen geht’s übern Fluss.

23.2.04
Joah, ist eine Weile her dass ich was geschrieben hab.
Hab in einem rustikalem Hostel irgendwo in Inapari genächtigt, 10 Sol die Nacht, ca. 3$. Spottbillig, der Kolumbianer ausm Taxi ist dann auch noch eingelaufen und hat sich einen Schuppen geben lassen. Bin dann am nächsten Früh, am 19.2.04, aufgebrochen zum Stempelhaus, da kriegt man seinen Ausreisestempel, ist 10m vor der eigentlichen Grenze, markiert durch 3 Betonklötze auf der Straße. Die Kids spielen deshalb alle in Brasilien Fußball, der Bolzplatz ist hinter den Steinen. Stört hier aber keinen, ist eh alles unbebautes Land. - Kurz Anmerkung: Skol (brasilianisches Pils) knallt ganz gut nachmittags um 4! - Vom Passamt ging’s dann zu Fuß zum Fluss, 500m nur Schlamm, Schlodder und Schlick, die Soße ist in die Chucks gesickert das alles zu spät war, komplett braun.....Am Fluss dann kurz die Latschen gespült und das nächste Boot geentert, und wer hockt schon drin? Der Kollege aus Kolumbien und der Hotelwirt. Die haben dann zackdiflack meinen Rucksack an Bord geschmissen und mir einen Platz freigehalten. 5 min. später wurde abgelegt. Waren vielleicht 10 min. Fahrt, Strömung war stark, wegen zuviel Regen vermutlich. Das Boot war eigentlich nur ein großes Kanu mit Außenborder, ich saß auf der Reling 10 cm irgendwo überm Wasser. Irgendwann waren wir dann, ich und 15 andere in Assis Brasil, praktisch das Gegenstück zu Inapari in Brasilien. Überfahrt kostet 2 Sol oder 2 Real, dem Käptn war’s Wurscht welche Währung, läuft alles ungefähr 3:1 zum Dollar. Von Assis Brasil ging’s dann mitm Taxi weiter nach Brasilea, Mitstreiter war wieder mein Alter Kumpel aus Brasilien. Dacht eigentlich das wäre nur ein Katzensprung, laut Karte, und hier gibt’s schon Teer!! Nix, hat paar Stunden gedauert und 20 Real gekostet. Billig, für die Strecke. In Brasilea gings dann zu den Cops, Gepäck kontrollieren lassen und Einreisestempel holen.

Ah bevor ich's vergesse, bin gestern im Taxi an einem Police-Checkpoint (Taxifahrer müssen da halten und ne Passagierliste vorlegen) kontrolliert worden, die sehen da in der Ecke selten Gringos. Ich begleite also den Taxifahrer in den Verschlag, der Oberforstrat hinterm Schreibtisch checkt meine Nationalität, schaut mich an, haut mir den Hitlergruß hin und grinst wie ein Osterhase! Ich hab mich weggeschmissen vor lachen, der Polizist genauso und Ende der Kontrolle. So einfach wenn’s denn immer wäre!

Aber weiter in Brasilea, wieder mit dem Mann aus Kolumbien ein Taxi geteilt, noch 2 Leute dazu geladen in den Kadett, dann los Richtung Rio Branco, 25 Real für 4 Std. Fahrt! Ging dann pauschal meine letzte Kohle für drauf die ich flüssig hatte. 18 R$ und 2 US$, ein Glück war der Taxifahrer großzügig und hat’s genommen. In Rio Branco dann zackzack rein zu Eucatur, Chris sagt die sind fähig, und da ne Tour mitm Bus quer durch Brasilen nach Rio de Janeiro klar gemacht. Kostenpunkt: 140$ !!Sind aber fast 5 Tage Fahrt......Und die Busse sind OK. Start is laut Mann am Schalter um 22:00 des selbigen Tages. Bin dann noch mal mitm kompletten Gepäck in die Stadt ins Zentrum gelatscht, mit, wie soll’s anders sein, dem Kolumbianer. Wollte Travellers klein machen, hatte aber alles dicht. Und keine einzige Wechselstube! In Peru gab’s die an jeder Ecke. Bin dann nach 2 Std. verzweifelter Suche einfach an Bankomat und hab über die MasterCard 50 R$ rausgelassen, für Futter usw. Den Typ ausm Kali-Land hab ich verloren, schade hätte gerne ein Foto gemacht. Bin dann zurück zum Bahnhof, hab den Flug 2039 fertig gelesen und wer kommt da ganz unverhofft wieder daher? Der Kolumbienmann! Also doch noch ein Foto! Um 22:00 ging’s dann los, Richtung Cuiaba. Nachts um 3 dann Polizeirazzia, alle raus, vors Gepäck stellen und den Hund machen lassen. Wie soll’s anders sein, meinen Rucksack wollen sie komplett sehen. Und wer darf alles wieder rein packen? Ich. Hatte nix dabei was den Beamten gefallen hat, um 4 ging’s dann weiter. Hab dann durchgepennt, irgendwann gab’s Frühstück aufm Rasthof, dann weiter eiern. Gegen Abend hab ich an einer Raststätte einen Brasilianer namens Diego aus Londrina kennen gelernt, ist mit seinem Vater unterwegs nach Heim. Seine Mutter kommt aus Frankfurt, Vater ist Brasilianer, Langeweile war behoben! Haben Stunden lang über Motocross, Musik, Mädels usw. gelabert und Schach gespielt. Hab zwar, wie immer, meistens verloren, aber es war nicht langweilig. War der absolute Hammer, die haben mich den ganzen Tag über mit Mampf versorgt, mir sogar angeboten bei ihnen zu wohnen und waren ultrafreundlich! Südamerikanische Gastfreundschaft pur! In Campo Grande war’s dann soweit: Bus hatte 2 Std. Verspätung und ich hab den Anschluss nach Rio verpasst! Kacke! Diego hat sich der Sache angenommen, die Eucaturschalterleute angeschissen vom Feinsten, Ergebnis: Ich krieg ein Zimmer für die Nacht und ein Ticket für nächsten Früh, alles auf kosten von Eucatur! Bestens! Ich also rein, Duschen, Internet schamlos ausnutzen und die Minibar leer räumen! Am nächsten Tag dann, inzwischen der 22.2.04 rüber zum Terminal, neues Busticket getauscht und Aufbruch nach Rio!! War dann alles relativ ereignislos, bin heute Früh um 10 in Rio angekommen und hab mich über die Backpackersinfo am Bahnhof ins Rio Hostel einliefern lassen, Preise sind gesalzen, Scheiß Karneval. 30$ für die Nacht, zum Glück nur bis Mittwoch, dann läuft’s wieder für 10$. Die Hütte hier ist vom Style her echt der Hass! Alles auf Vertrauensbasis, immer kaltes Bier für 70¢ im Kühlschrank! Bin mit 2 Typen von den Farörer Inseln auf der Bude, 2 eisenharte Fußballfans.

25.2.04
Der Ralph ist da!! Hab’s leider verplant, hatte ihn eine Nacht später erwartet, bin mit dem Busstop in Campo Grande leicht ausm Konzept geflogen........Die arme Sau hat sich tödliche Sorgen gemacht von wegen Polizei hätte mich mitm Horst erwischt oder sonst irgendwelche Horrorszenarien. Er ist dann vom Airport aus mit 3 anderen Deutschen in einem Hostel in Tjuca abgestiegen, hat mir eine Mail geschrieben und mich hätts fast vom Stuhl gefetzt als ich registriert hab, dass ich mich im Datum verpeilt hab! Hab dann sofort zurück gemait dass ich noch lebe und dass er hier her kommen soll. Da ist dann aber bei ihm schon das Internet im Arsch gewesen, hat die Mail also erst einen Tag später gelesen. Bin dann am ersten Abend, nachdem vom Ralf nix zurückkam mit Andreas und Olli aus der Schweiz runter nach Lappa aufn Karneval. Hat zwar gepisst, war aber warm. Ein Typ auf der Straße hat uns dann 3 Karten fürs Sambadrom für 100R$ verscheuert, also ca. 10 US$ pro Karte. Haben uns dann die Sambaparade ne Stunde lang angeschaut, war ziemlich langweilig. Danach ging’s vom Centro direkt wieder zurück nach Lappa, das Stadtviertel direkt unterhalb von Santa Teresa (unser Hostel ist aufm Berg irgendwo unterhalb vom Jesus, in Santa Teresa eben). Da war dann pauschal gesehen die Hölle los, Party auf der Straße rauf und runter, Bier und Mädels überall, Bands und Musik in allen Ecken. Real Karneval! Olli hat sich in einen HIPHOP Schuppen abgesetzt, Andreas und ich sind weiter ins Hippieviertel an die Treppen von Santa Teresa. Ist ne große Steintreppe mitten im Viertel, wurde von einem Künstler Knallbunt mit Mosaik verziert, mit Steinen die er auf der ganzen Welt gesammelt hat. Als Blumentöpfe wurden schnell paar Badewannen eingegraben, fertig ist die Laube! Alles voller junger Leute da und es wird geraucht dass die Schwarte kracht. Hat keine 10 min. gedauert bis Roberto, der Typ der für die künstlerische Gestaltung des Hostels zuständig ist, mit einer Hand voll Grass aufgetaucht ist, welche schnell Verwendung gefunden hat. Dann irgendwann wieder nach Lappa, haben bei einer Trommlertruppe 2 Brasilianerinnen kennen gelernt, sind dann noch in einen Pop-Club mit, war aber nicht so höllisch, hab mich dann drauf beschränkt heim zuschwanken und an der Matratze zu horchen.

Am nächsten Tag, den 24.2.2004, hab ich mich dann ausm Bett gequält und mich auf ne 4 stündige Odyssee durch Rio gemacht um den Ralph zu finden. Die Leute haben mich dann quer durch Tjuca geschickt, jeder in ne andere Richtung. Bis ich dann endlich jemand gefunden hab der genau in der Straße gewohnt hat in der das Hostel in dem Ralph abgestiegen ist sein müsste. Um 4 hab ich dann endlich die Hütte gefunden die sich als riesiges, altes Stadthaus entpuppte. Haben seine Sachen gepackt, über 20 Kilo Rucksack, dann runter in die Metro bis nach Cinelandia, von da mitm Taxi nach Lappa und dann zu Fuß hoch zum Hostel in Santa Teresa. Einchecken war kein Problem, hatte schon ein Bett für ihn reserviert als ich angekommen bin. Sind dann des Nachts noch raus auf die Fete oben in Santa Teresa, haben dem Skol und den Fressständen gefrönt, war ein brutales Gedränge was uns dann doch wieder runter nach Lappa gesteuert hat. Kaum angekommen hat sich Olli verdünnisiert um was zu rauchen zu organisieren, kam nur dummerweise nicht mehr. Nach einer 3/4 Stunde sind wir dann zu einem Platz am Aquädukt gelatscht, war ein Konzert auf einer riesigen Bühne, sehr geile Musik aller Sparten und umsonst, wie alle Straßenmusik hier! Haben ne Runde die Hüften geschwungen, noch mehrere Skol und gebratene Käse eingefahren und praktisch gefeiert wie die Helden! Da der gute Ralph aber noch stark im Jetlag hing waren wir um 2:30 schon wieder im Hostel und sind da noch an der Bar aufm Dach versumpft.

Den 25.2.03 haben wir dann relativ chillig übern Tag gebracht: kickern, labern, schlafen. Gegen Abend haben wir dann mal beschlossen einen Supermarkt zu suchen und Lebensmittel zu besorgen, selber kochen schmeckt definitiv besser als alles Andere! Für schlappe 30 R$ gab’s dann Proviant für ca. 3 Tage und 2 Leute mit allen Schikanen. Gleicht sich bei uns relativ aus, ich bin eigentlich genügsam, Ralph haut dafür schon mal ne Portion mehr weg. Hat die Mädels im Hostel dann doch leicht beeindruckt dass 2 Kerls so aufkochen anstatt Fertigpizza und Konsorten ausm Rucksack ziehen wie der Großteil der Leute hier im Hostel. Nach einer anständigen Portion Nudeln mit Rindfleischgemüsepfanne und paar Sandwiches war ich dann voll bedient. Nach einigen Skol später wurde dann um 1 oder so beschlossen doch noch mal runter nach Lappa zu schlendern. Hatte aber leider nur noch so ein verkappter Puff offen, also 10R$ für 2 und rein, ein 650er Skol beordert, die Nutten freundlich abgelehnt, der Band gelauscht und dann wieder hoch ins Hostel.

So, inzwischen ist der 1. März, bin jetzt genau eine Woche hier in Rio, morgen ist es dann endgültig vorbei. Haben heute ein Busticket nach Illheus erstanden, hat der Ralph übernommen, hat genauso viel gekostet wie er noch bei mir in der Kreide stand. Joah, war noch ziemlich stressig seine Travellers von Thomas Cook flüssig zu machen, haben’s überall versucht, tagelang die Banken abgeklappert, nehmen alle nur Schecks von AMEX! Heute hat’s dann doch hingehauen, nach weitern 3 Versuchen haben wir endlich ein Wechselbüro gefunden das die Dinger zu einem anständigen Kurs tauscht. Ach ja, das Wetter ist seit paar Tagen echt souverän! 30°, paar Wolken! Wurde sogleich voll ausgenutzt um an die beschissene, touristenüberfüllte Copacabana zu eiern und den Strand unsicher zu machen. Nach einer Stunde oder so wurde dann zusammen mitm Andreas beschlossen nach Ipanema umzusiedeln, weniger Touris, mehr Einheimische, allgemein ruhiger. Da dann nach 15 min. Fußmarsch angekommen wurden Garnellenspieße vom Strandverkäufer und der Seegang ausgetestet, wobei anzumerken war dass die Wellen der Hammer waren, haben mich buchstäblich von den Füßen gerissen! Nach paar Stunden Sonnenanbeten ging’s dann mit der Metro und dem Bus zurück nach Santa Tereza, Abends dann wieder runter nach Lapa, in einem Club gab’s sehr geilen Drumsound, schmoofe Atmosphäre und billiges Bier!

Am nächsten Tag dann fast identisches Programm, Früh, oder besser gesagt Mittags paar Sachen organisiert, ne Runde aufm Dach rumgeschimmelt und anschließend wieder zum Strand und gar nix tun. Nur Krabbenspieße fressen und irgendwann den Arsch des Tages küren. Was hier absolut schwierig ist, hab’s Fototechnisch belegt. Was noch absolut erwähnenswert ist sind die riesigen Sandbauten die die hier am Rand vom Strand schaufeln. Lebensgroße Mädels in knapper Bademode die sich pervers am Strand räkeln, riesige Kirchen mit Kerzen in den Fenstern usw....fotografieren kostet ne Spende an den Baumeister, war mir aber jedes Mal einen Real wert! Die Moskitos werden auch immer aufdringlicher, Antibrumm hat sich bewährt und die Feuertaufe mit Bravour bestanden. Ach ja, die Zimmerbesatzung des "White Room", unserer Bude eben hat sich geändert, die Farörer sind weitergezogen, dafür hat dann ein Pärchen aus Israel bei uns gehaust. Bis heute, da mussten wir, auf Grund von ner Gruppe die zusammen ein Zimmer wollte, runter zum Olli und den Engländern ziehen. Wurscht, da unten ist auch gut was los, ich penn mal wieder oben und hab den Deckenventilator direkt überm Schädel.Horst war die letzten paar Tage auch paar mal da, haben gestern bei paar Schwulen in Lapa was gekauft, war billig und hat gut getroffen. Ein Lach und Fressfilm vom Feinsten.......So Zeit für einen Kassensturz, mal schauen wie die Bilanz so is.

Wir schreiben den 6. des 3. Mondes,
es ist irgendwas um 3 Uhr nachmittags und die Sonne brennt. Sind Dienstag nach ewigen Streitigkeiten und Stress mit den Busfirmen Richtung Norden aus Rio raus. Busticket war für 20:10, Kostenpunkt ca. 40 US$. Danach bin ich einen CD-Rohling organisieren gegangen und hab noch paar Postkarten in die Heimat gejagt, ein mit Sambaärschen für Hasan, eine obligatorische fürn Schmidtn. Danach dann wieder Strand, nach 2 Stunden braten und fast Ersaufens ging’s zurück zum Hostel, ne letzte Dusche, dem Olli seinen Rucksack durchgestöbert und die Mamelo Sound System Cd gefunden und rein damit in den Brenner vom I-Net Rechner. Ein absolut langsames Teil, 32-fach zwar, hat aber trotzdem ewig gedauert. So lang dass es zu lang gewesen wäre wenn ich bis zum Schluss gewartet hätte. Also musste sich der Andreas opfern, die CD fertig brennen, mit nach Deutschland nehmen und sie mir dann heim schicken. Wir sind dann los, mitm Taxi zum Rodoviario, dem zentralen Busbahnhof namens "Novo Rio". Von da ging’s nach Illheus, der Bus kam aus Sao Paulo und hatte nur schlappe 2 Stunden Verspätung. Nach 23 Stunden Busfahrt in Richtung Norden hieß es dann "ILLHEUS!!", der MD-Player war leer, die Bücher gelesen. In Illheus haben wir dann zackdiflack 3 Mädels aus Israel kennen gelernt, wollten auch nach Itacaré, wie wir. Den Geheimtipp hat uns Alexandra ausm Rio Hostel gegeben. Also, Bus auschecken, Glück gehabt, war grad 21:30, der letzte für Heute fährt um 21:40!! Am Ticketschalter dann noch paar Schweizer getroffen, dann Aufbruch an die Küste für 6$.

Ach ja, muss hier noch schnell vermerken dass ich in Rio doch noch mit der geilen Bimmelbahn gefahren bin, einmal Aufspringen kostet 20¢, aussteigen kann man wo man will. Und wer außen dranhängt fährt für umsonst oder braucht kulanzmäßig nicht zu zahlen, keine Ahnung, jedenfalls werden die nicht kassiert.

Weiter im Text: Nach 1½ Stunden sind wir von Illheus bis nach Itacaré gekommen, zusammen mit einem ganzen Schlag anderer Backpacker und Surfer. Laut Info an der ersten Absteige ist das ganze Dorf voll. Kein Platz. Sie hat noch ein freies Bett, bringt uns nix, hat dann auch gleich ein Ami aus Kalifornien für sich beansprucht. Wir sind dann weiter mit den Israelimädels rumgezogen auf der Suche nach Obdach. Irgendwann wars dann halb 12, wir hatten ne Hütte, 10 Bett-Dorm für uns, war zwar sehr einfach gehalten, DachDuscheBett, was will man mehr? Und es kostet nur schlappe 10 R$ die Nacht. Für die Mädels wars nur ne Notlösung, für uns ideal, Hauptsache billig, muss vom Minus runter! Um 12 war dann alles geklärt und wir konnten uns nach einem "Zero Degrease Beer" umschauen. 100 Meter von unserer Bleibe entfernt lag eine Bar die halb auf die Straße gebaut war, die Musik war OK und es saß ein durchgeknallter Schweizer der das Ambiente nur verbesserte an der Theke. 2 Skol und ne Pommes fürn Ralph seinen nicht ausgelasteten Verdauungstrakt. Dann kurz bei den Israelis bescheidgesagt dass wir noch länger unterwegs sind, noch paar Bars und Skols weiter, dann irgendwann aber doch in die Kiste.

Am nächsten Tag wurde mal wieder geduscht, kultiviert und dann ab zum Strand. Vorher noch in einem schmalen Straßenimbiss eingekehrt, sehr urig, grobe Holzbänke, saufreundliche Leute und die mörderischsten Säfte ever! Vom Essen mal ganz zu schweigen! Kein Vergleich zu der doppelt so teuren Touristenfalle gegenüber..... Gemütlich so was ähnliches wie einen Krabbencocktail mit gelber Sauce und Reis mit Bohnen (was sonst?) ausgesucht, für 6 R$ oder so! Danach zum Strand, geschimmelt, gebraten, was zu rauchen gekauft. Pressgrass für 30R$, 6-8g schätzungsweiße, vom Preis her nicht mit der Heimat zu vergleichen.....Hätte es vielleicht auch noch billiger gegeben, wollte aber in der Öffentlichkeit nicht um den Preis feilschen, ist hier alles sehr Heikel mit Cops usw. Abends dann wieder auf die Bude, die Mädels sind Mittag schon weg, gemütlich einen durchgezogen, danach schnellst möglich was essen! Sind in einer Pizzeria an der Straße hängen geblieben, da gab’s Pizza von 10 - 100 cm!! Konnte ich mir nicht vorstellen, hab dann vorsichtshalber mal ne 20 cm bestellt, was der Belag war weiß ich bis heute nicht! War aber auch ziemlich Banane, völlig Rhabarber um genau zu sein! Dazu gab’s einen spitzenmäßigen Mangosaft frisch aus der Presse, geschmackstechnischer Orgasmus! Als die Pizza dann da war, war ich froh nur ne 20 cm genommen zu haben, die wird hier Längs gerechnet, also wie ein Brett, 10 cm breit und eben 20 cm lang. Und die hat gereicht! Kostenpunkt: 8 R$ Danach ging’s wieder quer durch die Bars, noch paar Skol einlaufen lassen, noch einen gerollt und dann den Schweizer aus der Nacht zuvor wieder getroffen. Der hatte einen Kumpel dabei der seit ewig leidenschaftlicher Surfer ist, ein Suchender. Nach einer halben Stunde Gelaber wurde fürn nächsten Morgen um 8 Treffpunkt Thor Surfshop festgemacht. Ich lern Surfen....

Bin dummerweise erst um 9 am Thor gewesen, kam einfach nicht raus. Thor war dann aber sowieso noch zu. Egal, zum Strand. So gegen 11 ist dann der Ralph aufgetaucht, hat sich mit in die Sonne geschmissen und erst mal Garnix gemacht. Und wer taucht 10 min. später auf? Der HalbHolländerHalbIndonesier-Surfer aus der Bar! "Hey man, go! Rent a board, I show you the basics!" Also rauf zum Thor mit der Info dass ich ein Longboard oder Malibu brauch, kurze Einweißung am Shop, dann ein Malibu für 20R$ am Tag mitgenommen und mit einem Grinsen wieder zurück zum Strand. Das Teil an den Fuß gehängt und die nächsten Stunden im Wasser und den Wellen verbracht. Dass es inzwischen Mittag und sauheiß war, die Sonne gebrannt hat wie die Hölle und ich kein Shirt hatte war mir völlig egal, hab ich beim Surfen total vergessen......ist aber dummerweise schwerer als es aussieht, hab eine halbe Stunde gebraucht nur um zu checken wie man auf dem Board LIEGEN muss um nicht dauernd ins Wasser zu rutschen so bald man draufkrabbelt. Ralph hat’s dann auch mal probiert, aber dann doch relativ schnell wieder gelassen. Als es irgendwann dunkel geworden ist sind wir wieder rauf ins Kaff, duschen, ins Netz und eine Tüte. Danach musste möglichst schnell wieder was zu Essen her, also wieder runter an die kleine Bude, die inzwischen unser Stammlokal geworden ist, und einen Cheeseburger mit Alles für 3R$ in die Figur geschmissen, der Papayashake dazu hat mich geschmackstechnisch an die Grenzen des Möglichen getrieben. Danach ein Dübel, war in bester Abflacklaune und hab mich mit einem Buch aufs Stockbett verzogen. Des Nachts hatten wir dann noch 2 kapitale Wasserschäden: als erstes hat Ralph die frisch gekaufte Wasserflasche von seinem Bett auf den Boden fallen lassen, ist dort dann eingeschlagen und hat dass Zimmer überflutet. Gottseidank gibt’s hier nur Plastik, von Recycling halten die noch nicht so viel. Paar Stunden später hat’s dann zu pissen angefangen, wobei wir festgestellt haben dass es durchs Dach schifft, halbsowild, ich fand’s dadurch eigentlich ziemlich angenehm, Ralph nicht so, ist ins Bett unter seinem umgesiedelt.

Wir schreiben den 8. März des Jahres 2004
Es ist Montag und wir sind inzwischen nach Salvador weitergezogen. Die letzten Tage liefen wie folgt:

Am Freitag hab ich registriert dass ich mir beim Surfen so ziemlich den kompletten Oberkörper verbrannt hab, hinten wie vorne. Kam dadurch auch schnell zu der Erkenntnis warum die Jungs beim Wellenreiten immer T-Shirts anhaben. Scheiße, wurde also nix mehr mit noch einem Tag auf dem Brett. Konnte kaum im Bett liegen, geschweige den auf dem gewachsten Malibu. Bin also Mittags irgendwann aus der Koje gekrochen und mich nach einer Duschung und der Ralf-Weckaktion auf die Suche nach einer Mahlzeit gemacht. Wieder in der Kaschemme nebenan beschlossen mich zu schonen, heute mal nicht in die Sonne zu gehen und statt dessen was in dieses Buch zu schreiben, wodurch dann die letzten Seiten in schwarzer Schrift entstanden sind (hab im Original mit schwarzem und blauem Kuli gearbeitet, Anm. d. Autors). Muss hier mal festhalten dass ich immer nur volle Tage zu Protokoll gebe, weshalb ich hier schreiben kann dass ich geschrieben hab! Ein gar herrliches System! Ha! Danach hab ich am Strand versucht den Ralf zu finden. Negativ. Bin dann noch eine Weile in den Klippen rumgestiegen und irgendwann dann zurück. Und wer sitzt da schon wieder bei Burger und Shake? Der alte Ralfonso de la Honso! Ich also zackzack dazu gesetzt, auch einen Shake einlaufen lassen, und locker beschlossen heut Abend mal Garnix mehr zu machen. Noch weniger als die letzten Tage. Sind anschließend noch auf eine Tüte auf der Bude vorbei, dann noch auf ein Skol durchs Dorf gezogen und dann wieder ins Bett geklettert. Hab den schlechten Delphinschinken noch fertig gelesen und so um 12 dann weggepennt.

Am Samstag, müsste der 6.3.04 gewesen sein, bin ich dann erst nachmittags aus dem Bett, aber ich war mal wieder vernünftig ausgeschlafen. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging’s dann runter ins Dorf, hatten paar organisatorische Dinge wie Bus checken, Wäscherei auskundschaften, Geld wechseln usw. Bus war schnell gegessen, am Terminal hieß es dass man am Sonntag um 20:40 für 56 R$ nach Salvador kommt. Gebongt. Wäscherei hatte leider nur am Montag Waschtag, fiel also ins Wasser. Geld wechseln wäre auch kein Stress gewesen, nur leider keine Travellers. Und es gab nur einen der dieses Amt übernommen hat, der Typ von unserem Hostel. Irgendwann danach ging’s dann wieder was mampfen, hinterher noch paar Skol reingeschüttet und später dann wieder an der Kneipe vom ersten Abend gelandet. Ralf ging schon pennen, im ging’s nicht ganz so gut, relativ Müde war er auch, hoffe der brütet nix aus. Hab dann eine Runde mit dem Barkeeper und Besitzer aus Sao Paulo gelabert und bei noch 2 Skol vereinbart das die schon seit 2 Tagen angekündigte Full-Moon-Goa Party heut Nacht noch mit unserer Anwesenheit beehrt wird. Zwischen Elf und 12 bin ich dann noch ne Sprung die Gelenke strecken gegangen, um 2 war ich wieder an der Bar. Die Schweizer vom Busbahnhof waren auch da, dazu noch eine Israelitin und eine Norwegerin. Nach noch einem Skol wurde dann die Bar dicht gemacht und hinten auf der Privatterrasse mit Horst weiter gefeiert. Eine halbe Stunde später sind wir dann auf die Goafete gewechselt, vorher noch am Kiosk vorbei, Wegproviant zu gelegt, dann 20 min quer auf Schleichwegen durch den Busch getrappt, einen Fluss per baufällige Brücke überquert, dann weiter und irgendwann an einer verlassenen Mühle oder so angekommen. Von der Location her sehr geil, uraltes Haus mit Hof und Scheune, derbest heftiger Sound, ewig viele Leute total am abfeiern, das Skol genauso billig wie wo anders auch. Vom Publikum her war alles vertreten, vom Dorfältesten über paar Surfer, einige Backpacker und ewig viele Einheimische. Überraschenderweise eigentlich wenig Touris. War aber auch schwer versteckt, ohne den Kerl aus der Bar hätte ich’s niemals gefunden. Vom Ding her war das genau mein Ding heut Nacht! Nach Stunden exzessiven Abfeierns mitten im Dschungel irgendwann um 7 dann wieder mit den Schweizern runter zum Strand, Klamotten runter und bei Sonnenaufgang total Banane ins Wasser gestürzt. War absolut unbeschreiblich....eine der schönsten Sachen die ich bis dahin gemacht hab! Danach galt es den Riesenhunger mit Frühstück auszugleichen, was kein Problem war, die Dorfbäckerei hatte schon offen. Auf die schnelle 2 Schinken-Käse-Teile eingefahren, dann, so gegen 8 Uhr morgens, ging’s Richtung Bett.
Bin dann komischerweise schon Mittags wieder aus der Kiste gefallen, hab geduscht, dann den Ralf gesucht, der sich schon wieder mal im Internet-Cafe verschanzt hatte. Der Nachmittag wurde dann relativ ruhig angegangen: Packen, paar Minuten Strand, Essen und dann zum Rodoviario (oder so) latschen und den Bus nach Salvador de Bahia bestiegen. Die Klima war natürlich wieder auf -25° eingestellt, was absolut Scheiße für die Erkältung war die sich der Ralf irgendwie bei 30° Sonne am Strand geholt hat. Denk er hat sich irgendwo angesteckt. Hat dann doch noch länger als die geplanten 4-6 Stunden gedauert, morgens um 6:30 waren wir da, nach fast 10 Stunden Buskältetrip.

Sonntag 14. März 2004
Schaut momentan folgendermaßen aus:
Am letzten Montag hab ich versucht rauszufinden wo in Salvador die Policia Federal ihre Niederlassung hat, zwecks der Verlängerung des Stempels den mir der Schweinehund an der peruanisch/brasilianischen Grenze nur auf 21 Tage ausgestellt hat. Hatte noch bis Donnerstag Zeit, da war Stichtag. Ein Spanier der bei uns aufm Dorm lag hat mich zum Essen mitgenommen und mir den Weg zur Touristeninfo gewiesen. Da angekommen hab ich die Mädels nach eben der PF-Zentrale ausgefragt, worauf mir geantwortet wurde es gäbe zwei, in 2 verschiedenen Einkaufszentren, Shopping Barra und Shopping Sonstwas. Den Bus haben sie mir auch gleich noch dazu verraten und ich konnte ohne Probleme in Richtung des ersten Konsumtempels aufbrechen. Der Spanier mit dem unaussprechlichen Namen ist in die andere Richtung los, brauchte neue FlipFlops. Seine wurden ihm auf einer Fete geklaut als er getanzt hat. Ohne die Teile versteht sich. Auf dem Weg in die City bin ich dann noch im I-Cafe vorbeigeschneit, eine Stunde im Voraus zahlen 3R$. Hab dann spaßeshalber mal auf der Seite vom Auswärtigen Amt vorbeigeschaut um mich rein der Form halber mal über die Einreisebedingungen von Venezuela zu informieren, und was steht da, schockierenderweise? Auf dem Landweg wollen die ein Visum! Flug geht ohne Stress mit Touristenkarte wie überall, nur per Bus auf der Strasse gibt’s Probleme! Schon mal Kacke. Dann noch der Scheiß mit der NashElmo die mich um meinen letzten Lohn bescheißen wollen und ich hatte die Schnauze voll. Bin wieder zum Hostel und hab mich aufs Bett geschmissen und den Rest vom Tag gelesen. Ralph ging’s zu dem Zeitpunkt schon so richtig beschissen: Husten war brutal, Dünnschiss lies grüßen und er war so fertig dass an Weiterreise erst mal nicht zu denken war. Das Ganze sollte erst mal vernünftig oder zumindest halbwegs auskuriert werden.

Am Dienstag war dann laut gregorianischem Kalender der 9.3.2004.
Ralph ging’s noch genauso schlecht wie am Montag, hab mir dann mal seinen Sack vorgenommen, den mit seiner Reiseapotheke drin. Hab ihn irgendwo in den Tiefen seines 24!!!!kg Rucksacks gefunden. Dabei hatte er dann eigentlich alles nötige, 3 verschiedene Durchfallverdicker, einen Grippehammer vom Haider und sonst noch x andere Sachen. Hab ihm dann die lustigen, orangenen gegen den Dünnpfiff und die Teile vom Alex gegen die Grippe verordnet, klangen vom Waschzettel her am vernünftigsten. Bin dann los auf die Mission meinen Pass endlich Stempeln zu lassen und einen Bookshop zu finden der an & verkauft. Im LP stand einer, also losgeeiert, noch mit dem Auftrag vom Ralph was zu Essen mitzubringen. Dann los. Runter zum Praca de Se, von da auf die Rua de Chile und den Berg runter, die Seitenstraße Rua Rui Barbosa suchend. Nach 10 min bin ich dann fündig geworden, rauf und den Laden gesucht. Nach einem Fehlschlag in den falschen Laden (hatte keine ausländischen Bücher) wurde ich vom Besitzer eben diesem über die Strasse in einen Keller geschickt der sich als größer als eine Sporthalle entpuppte. Regale so Hoch dass man eine Leiter brauchte um ganz hoch zu kommen, Bücher in mehreren Reihen hintereinander auf den Boards und alles voll! Hab mich dann zu den Deutschen durchgefragt, und es gab tatsächlich ein ganzes halbes Regal voll heimatlicher Literatur vom BGB 1974 bis zu einer zweibändigen Ausgabe von 1001 Nacht von 1896 in altdeutscher Schrift....Wahnsinn! Hab dann 3 Schinken gekauft und einen dagegen gegeben, alles zusammen dann 45 R$. Danach dann zur Bushalte und auf den Bus zum Einkaufszentrum Barra aufgesprungen. Die Kartenfrau die Hinten im Bus die Tickets verkauft hat mir nach meinem Hilferuf mit dem Adresszettel vom Barra freundlicherweise gesagt wo ich raus muss. Nach einer halben Stunde Bus dann raus und rein in Shoppingcenter, voller Hoffnung auf den Stempel. Leider waren die da nicht für Visaangelegenheiten zuständig, haben mich dann runter zum Hafen geschickt und mir noch den Bus erklärt wie ich hin komm. Also wieder in den Bus, dem Schaffner verständlich gemacht dass er mir sagen muss wo ich raus soll, macht er glatt hat er gesagt. Der Kerl hat sich während der Fahrt an der Küstenpromenade anscheinend auch gelangweilt, hat mir bis zu meiner Haltestelle so ziemlich alles erklärt was es auf der Strecke so zu sehen gibt, vom Leuchtturm über die alte Festung bis zum Containerhafen was gleichzeitig meine Haltestelle war. Eine Stichstrasse weiter und ich stand vor der Zentrale der Policia Federal, die die Touristeninfo vom Vortag komischerweise nicht kannte. Ein Typ am Tor konnte Englisch, hat mir ein eigentlich nettes Gespräch gedrückt und mir erklärt wo ich hin muss wegen meinem Begehr. Ich also drauf zu auf die Festung um mir dann von einem Wachposten sagen zu lassen dass man hier ohne Lange Hosen nicht rein kommt. Spitze. Ich war bei über 30° natürlich mit kurzem Beinkleid unterwegs. Hilft nix, zurück zum Hostel laufen, die Busse fahren nur in eine Richtung. Lange Hose, Safarihemd und die Schwarzen Sneakers vom Ralph angeschnallt und um 3 war ich wieder an der Burg von der Einwanderungsbehörde. Die Alte hinterm Tresen spricht natürlich kein Wort Englisch und sonst ist keine Sau da. Außer der Armleuchter von Sheriff der mich jetzt ohne mir der Wimper zu zucken reingelassen hat. Nach einer Stunde Gestreite über Creditcards, Aufenthalt, Beruf und so weiter bekam ich dann die Aussage "Dauert ne Woche, ca." Ich hab Gott sei Dank die Ruhe bewahren können und hab 10 US$ Beschleunigungsgeld in den Pass gelegt, da bekam ich den Stempel 6 Tage 23 Stunden und 55 Minuten früher und dürfte jetzt sogar bis 8. Mai in Brasilen bleiben! Danach bin ich erst mal was mampfen gegangen, hab mir paar Schlösser für den Rucksack gekauft, dann zurück ins Hostel und irgendwann zwischendurch noch ans Netz. Abends ging dann nicht viel, ich war KO von der Rennerei, Ralph war immer noch Kagge drauf wegen der Grippe, ging aber ganz langsam bergauf mit ihm. Hab dann auch angefangen Doxiciclyn einzuwerfen um vorzubeugen anstatt mich anzustecken, außerdem wurde es sowieso Zeit, da wir in den nächsten Tagen Richtung Amazonas aufbrechen wollten, sprich Malariaprophylaxe ist langsam nötig. Dox eben. Die Nacht über war draußen die Hölle los, eine Riesenparty über 2 Plätze weg. War von unserer Bude ganz gut mitzukriegen und eigentlich ein ganz netter Hintergrundsound zum Einschlafen. Aber nichts besonders wenn man bedenkt dass hier fast jeden Dienstag und Samstag irgendwo eine Fete steigt.....

Am Mittwoch den 10. März hab ich dann ausgepennt, eine Runde gelesen und dem alten Ralph eingeredet dass er wieder wird, der hat doch glatt schon mit dem Gedanken gespielt dass er wieder Heim fliegt! Wegen einer lumpigen Grippe! Aber wenn’s einem zu dreckig geht wüsste ich auch nicht was ich da tun würde oder wollte. Wäre nur sehr beschissen weil ich dann alleine weiter ziehen müsste. Auf jeden Fall geht’s ihm heute schon wieder paar % besser, er ist mit zum I-Cafe und hat 2 mal was gegessen, einmal vorher, einmal nachher. Dann ist er zwar immer noch beschissen verschnupft aber schon mal mit besserer Laune ins Bett. Die Laune ist keiner Wunder, er hat seit 2 Tagen mal wieder was im Magen, absoluter Rekord! Bin dann auch ins Bett, mehr war nicht an dem Tag, nur die Zimmerbelegung hat sich geändert, der Spanier ist raus, dafür ist ein Skateboarder aus San Diego ins Bett unter mir gezogen. Hatte einen brandheißen Tipp gegen Ralphs Krankheitsbild: Drink a lot and piss it out! Klingt vernünftig, werden wir die nächsten Tage ausgiebig testen. Zackdüdeldü, mehr war nicht.

Am Donnerstag wurde der Ralph dann schon so fit dass er nachmittags zwar nicht aus der Falle kam, abends konnte er aber schon allein ins Internetcafe. War nämlich so: Ich bin nachmittags los um den Bus auszuchecken und was zu fragen wegen Flug von Boa Vista um die Grenze nach Venezuela per Flieger zu passieren, visaproblemtechnisch. Er hat gesagt er braucht noch, wir könnten uns aber später im I-Cafe treffen. Ich also los, Touristeninfomädels nach einem Bus nach Belem ausgequetscht: Freitag 17:30, 226,50R$. Passt. Danach noch zu einem anderen Schuppen wegen der Flugscheiße usw. Hatten aber von Boa Vista nach Venezuela gar nix im System. Also ins auserwählte, obengenannte Etablissement mit Onlinezugang. Ralph war noch nicht da. Auch nach einer Stunde noch nicht. Bin dann paar mal den Platz rauf und runter, und dann einem Typen begegnet den ich vorher schon wo anders in der Innenstadt gesehen hab. Der Kerl hat am Götheinstitut gearbeitet und spricht deshalb ganz gut Deutsch, zwar nur brockenweiße, aber es geht, ich versteh halbwegs was er will. Weil ich nix besseres zu tun hab, noch eine ganz hübsch Schnecke mit auf der Bank sitzt und er gar wohlschmeckende Erdnüsse dabei hat bleib ich noch eine Weile, helfe ihm sein Praxisdeutsch zu verbessern und fresse die halben Erdnüsse. Irgendwann wollt er mich dann zum Essen einladen, fast die ganze Zeit ging’s nur um kulinarische Traditionen unserer beider Völker. Ich fand ihn inzwischen eigentlich ganz interessant, konnte aber dummerweise leider nicht weg, musst ja auf Ralph warten. Wollte mir was afrikanisches zeigen, eben dass worüber wir ewig gelabert haben, ich aber nicht verstanden hab welches Gewürz er meint was da ohne Ende drin ist. Jedenfalls ist der Ralph nicht aufgetaucht und ich hab mich von meinem Kumpel, der sogar Brecht und Kant gelesen hat, verabschiedet. Hab den alten Ralph dann im Hostel gefunden, ist gar nicht losgegangen, ging doch noch nicht so gut. Aber Abends ist er dann irgendwann alleine los, ich hab mich mit Bleistift und Radierer bewaffnet und hab das Bild von der Rua da Passo entstehen lassen. Danach hab ich mich dann noch damit beschäftigt was am Freitag zu machen ist, da sollte es dann weiter nach Belem gehen.

Da war er dann auch schon, der 12. Tag im März. Sind irgendwann zwischen 9 und 10 ausm Bett, hab zum 2. Mal das Frühstück im Hostel genossen, geduscht gepackt und ausgecheckt. War so gegen 11. Danach sind wir noch mal runter in die Buchhandlung um Lesestoff aufzustocken. Hab noch ein Buch gefunden das OK klang und für 15R$ mitgenommen. Anschließend ging’s dann mitm Bus runter ins Barra Shopping. Wollte noch eine Kette kaufen um die Rucksäcke auf dem Amazonasboot festzumachen, Ralph, was sonst, einen Burgerladen. Kette gab’s keine, nur Schmuck und Klamotten, dafür aber eine Fressmeile im Erdgeschoss. Halt, vorher waren wir noch in der unteren Stadt, musste man für 5R¢ mitm Aufzug 85m runter fahren, da gab’s einen Touristenmarkt wo ich mir eine Hängematte zugelegt hab und er sich irgendwie von einer alten Oma eine Hand voll Geld durch segnen abnehmen ließ und noch mal 40R$ in einen Rucksack investiert hat. Jedenfalls sind wir vom Barra dann wieder zum Praca da Se gefahren und haben dann, nach 5943 mal fragen, ein Werkzeug und Sanitärhandel gefunden der mir 2m Stahlkette verkauft hat. Endlich. Hatten dann also alles, und sind nach einer Internetsession ohne Nachricht von der Deutschen Botschaft in Venezuela noch eine Runde in-der-Sonne-rumsitzen-an-der-Promenade gegangen. Und wer kommt da wie aus heiterem Himmel angelatscht? Der Andreas aus Rio, mit dem ich fast eine Woche unterwegs war. Kam auch grad aus Itacaré und war frisch in Salvador angekommen. Konnte also unsere Tipps ganz gut gebrauchen was Bücher und so betrifft. Leider war’s ein ganz kurzes Wiedersehen, wir mussten zum Bus, er weiter eine neue Kamera kaufen, seine wurde ihm am letzten Tag in Rio geklaut. Und eine Gitarre wollt er sich auch noch zulegen. Auf jeden Fall hat er meine CD fertig gebrannt und schickt sie mit meinem Souvenirpaket mit ins alte Deutschland. Wir dann also ins Hostel, Rucksack aufgeladen, Taxi angehalten und los zum Busbahnhof, da gab’s dann keine Probleme, 2 Tickets gekauft und seelenruhig noch 2 lauwarme Bohemia einlaufen lassen während auf den Bus gewartet wurde. Dann wurds doch noch mal sauknapp, dem Ralph ist so um 17:10 eingefallen er braucht noch was zwischen die Zähne und ist erst um kurz nach Halb wieder aufgetaucht. Er dachte wir müssten um 17:30 einchecken, war aber Abfahrt zu der Zeit! Hat aber Gottseidank auf uns gewartet, der gute Bus. Ein Hoch auf unsern Busfahrer!!


Die folgende Nacht und den Samstag brauche ich nicht zu beschreiben, fast 40 Std. Bus sind ziemlich beschissen.

Sind Sonntag Früh irgendwann in Belem angekommen, hat uns laut Planet mal wieder ins beste Viertel verschlagen. Die Nutten lungern rum und die Straßen sind wie leer gefegt. Haben uns dann im Hotel Fortaleza eingenistet, gab Doppelzimmer für saubere 18R$, was 3 Dollar pro Mann pro Nacht sind! Die Bude unter der Treppe hatte zwar kein Fenster und eigentlich war’s ein Einzelzimmer in das noch ne Matratze geschmissen wurde, aber was soll’s? 3US$ die Nacht ist alles was zählt! Und ne Küche gab’s auch, war ein Teil vom Hinterhof und außerdem noch die Heimat von 3 Papageien. Sehr lustige Tiere! Neben den Gästen hat da noch die halbe Familie in dem Haus gewohnt, ne Oma, paar Tanten und ein Griesgram, und Gilda die Chefin von der Absteige. Sprach ganz gut Englisch, was sich als sehr praktisch rausstellte. Einchecken mit Pass war auch nicht nötig, ging alles ziemlich locker zu. Nachmittags sind wir dann wieder raus in die am Sonntag ach so gefährliche Stadt. Komischerweise werden hier laut Gerüchten aus ganz Brasilien die Touristen nur Sonntag Nachmittag überfallen. War uns ziemlich egal, wir wollten raus aus der stickigen Bude, außerdem versprach die Einreise nach Venezuela Probleme die es im Netz und den Behörden zu klären galt. Und der Magen schrie nebenbei auch noch, was nicht unbeachtet bleiben darf! Was Venezuela betrifft gab’s nichts neues, hab so ziemlich alles abgeklappert was mir bekannt war um was über die Visumspflicht in eben diesem Land, das als nächstes bereist werden sollte, betrifft. Zumindest den Hunger haben wir in den Griff bekommen, paar Sachen eingekauft und die Nudeln aus Rio noch aufgearbeitet und fertig war die Laube. Wohlschmeckend gewürzt mit dem Stoff den ich glaub ich da liegengelassen hab. Muss ich später überprüfen. Irgendwann danach hat Gilda uns versprochen uns am Montag über ihre Schwester ein Boot aufm dem Amazonas nach Manaus zu organisieren. Und uns die Adresse vom Konsulat von Venezuela zu geben. Beruhigt über die Beseitigungen der ersten Hürden haben wir uns dann noch mal an die "Dockas" runter geschlichen um uns noch paar Bier und eine Portion Lingua -Zunge- zu genehmigen. Danach ging’s ins Bett, ins Zimmer ohne Fenster unter der Treppe.

Am Montag dann, war der 15.3.04 wurde anständig gefrühstückt, dann ein Boot organisiert, Geld gewechselt und das Konsulat beehrt. Alles organized by Gilda. Ohne die währe das nie an einem Nachmittag über die Bühne gegangen, Hilfe von Einheimischen ist in solchen Situationen und auch sonst immer mehr Wert als jeder beschissene Reiseführer. Fürs Schiff hat sie einen Sonderpreis rausgeschlagen, 180R$ fürs untere offene Deck für mich, Ralph hat die obere Etage mit AirCon vorgezogen und 200R$ abgedrückt und dann noch ne Hängematte erstanden. Bin ganz froh dass ich meine schon in Salvador gekauft hab, hier wollen sie für eine im Stil von der die ich hab schon das Doppelte. Geldwechsel ging auch ohne Stress, Gilda kannte einen Kerl von einer absolut versteckten Wechselstube der einen guten Kurs gab. Am besten war’s dann beim Konsul. Alle hatten uns Schiss gemacht von wegen da muss man absolut sauber aussehen, rasieren, lange Hose, meine Mähne wäre da schlecht usw...Also rein in den guten Zwirn in Form von der einzigen langen Hose im Rucksack und einem halbwegs anständigen Safarihemd. Laut angaben vom Auswärtigen Amt braucht man fürs Visum Passbilder, Kontoauszüge über geregeltes Einkommen, Ausreisetickets und noch mehr Scheiße. Wir also rein ins Konsulat, nur Reisepass und Tickets, und Impfpass mit Gelbfieberstempel. Der Soldat ließ uns mit einem Lächeln rein, bat uns zu warten und holte uns ne Englisch sprechende Mitarbeiterin. Und was sagt uns die? Dauert 20 min die Bodschare, sie braucht nur den Pass und dann kriegen wir ne Karte für 90 Tage Venezuela! Hab nur dummerweise den Pass vom Ralph im Hostel vergessen....War aber kein Problem, wir sollten morgen um 10 noch mal kommen, der Generaloberkonsul war sowieso gerade nicht im Haus. Also aufm Rückweg wieder übern Markt geschlendert und ins Hotel in bequemere Klamotten. Abends dann noch was gekocht, paar Seiten gelesen und dann gepennt, Ralph wollte um 6 los auf den Fischmarkt.

Am 16.3. hab ich’s dann aber nicht geschafft aus der Kiste zu kommen, war zu KO. Hab noch 2 Std. geknackt, dann raus und die Hängematte aufm Boot platzieren, muss schon zwischen 8 und 9 passieren, Platzgarantie gibt’s nicht, wer zuerst kommt mahlt zu erst. Also beim Markt hinter den Docks auf den Bus gewartet, gewunken und wieder mit Schaffnerinfo zum "Porto Marques Pinto" gefahren (muss beschissen sein mit Nachnamen Pinto, also Penis, zu heißen), kurz geklärt wie das da läuft, einen Wisch abgeholt mit dem wir an Bord konnten, Hängematte platziert und wieder zurück zum Hotel. Kurz mitm Bus noch in die falsche Richtung gefahren, quer durch sehr üble Hafenfevelas. Wieder im Hotel dann die Kleider gewechselt und wieder los, diesmal mit Ralphs Pass, in Richtung Konsulat. Hat dann auch echt nur 15min gedauert, der Wachmann war saufreundlich und hat uns einen Kaffee spendiert, dann kam die Frau zurück mit 2 Komplett ausgefüllten Touristenkarten, fest für 90 Tage Aufenthalt in venezuelanischem Hoheitsgebiet. Wir lassen uns ne Woche die dickste Panikmache aufbinden und dann is das so einfach. Der Rest vom Tag wurde mit organisieren der Amazonaspassage zugebracht, Wasservorräte aufgestockt, gepackt, ausgecheckt und noch was gegen den Hunger unternommen. Gegen 3 nachmittags waren wir dann wieder auf dem Kutter, und da war inzwischen echt die Hölle los. Irgendwo schräg über meinem Platz hing eine keine Ahnung wie viel köpfige Familie mit einem absolut nervigen Sohn, auf der anderen Seite ein Pärchen, um einiges sympathischer als die Kindergesegneten. Ralph hatte mal wieder israelische Gesellschaft auf der einen Seite oben in der geschlossenen Abteilung, auf der anderen Seite lag ein ziemlich lockerer Italiener. Irgendwann um 6 ist die Schaluppe dann ausgelaufen, Kurs auf Manaus. Meine Nachbarn haben mich dann drauf aufmerksam gemacht dass es am Heck was zu beißen gibt, also hin und 2 Teller Fronteintopf gelöffelt. Noch später ist dann der Ralph aufgetaucht, mit der frohen Kunde dass das dritte Deck ne 5qm Spelunke ist in der sie Bier verkaufen. Was will man mehr! Noch paar Schweizer kennen gelernt und 2 Skol genehmigt, dann wieder in die Matte.

Am nächsten Tag bin ich dann ganz gut ausgeschlafen gerade noch rechtzeitig vom Ralph zum Frühstück aus der Hängematte geschmissen worden. Der Tag wurde dann ziemlich relaxed verbracht, paar Partien Schach mit den Einheimischen, lesen, Musik, auf dem Vorderdeck rumflacken und über sonst was philosophieren. Hab nur beim Mittagessen festgestellt dass ich in der oberen Kombüse beim Ralph mit der Karte fürs billigere Unterdeck nix krieg, also wieder runter in die Kaschemme beim Maschinenraum und aufm geschweißten Stahltisch die restlichen Mahlzeiten mit der Mannschaft und den Cariocas ziehen. Gegen Abend gab’s dann beim Ralph mal wieder den Hautverlust 2004, dass Doxyciclin, das wir gegen die Malaria einschmeißen, macht doch merklich empfindlicher gegen die Sonne. Hat sich mal wieder sauber aufgebrannt. Nachts dann wieder hoch in die "Bar" und bei mehreren Bieren den Schweizern und dem Italiener gezeigt wie man bescheißt. Also Meyer würfelt. Was bei den Einheimischen hier ziemlich beliebt ist, ist das klassische Domino, die spielen den ganzen Tag mit einem Temperament und einer Hingabe rauf und runter.

Um mal was über die Gegend loszuwerden: Der Fluss ist riesig, dachte am Anfang die 100m breiten Stelle wären riesig, aber in den breitesten Regionen kommt der Amazonas auf 20km Breite und man sieht das eine Ufer kaum oder gar nicht da immer an einer Seite gefahren wird um die Strömung in der Mitte zu umgehen. Alle x Kilometer kommt ne Siedlung mit 3 Hütten und 4 Kanus davor. Zeitweise paddeln die mit den Teilen bis zu uns ans Boot, schmeißen einen Haken rauf, lassen sich ne Ecke weit mitschleppen und verkaufen Obst.

Hängemattenpennen ist ziemlich bequem, altbekannt, hatte nur dummerweise ne Familie mit Kind direkt unter mir, Schlaf nach 7 war unmöglich. Hab dann meistens Nachmittags noch paar Stunden nachgeholt, da war der kleine auch ziemlich ruhig. Die Brasilianer sind zwar saufreundlich und helfen gerne, haben aber von der Tugend der Rücksichtnahme auf andere leider noch wenig gehört. Die rennen echt alle 2 min unter meiner Matte durch dass es mich fast rausfetzt, ihren Kindern sagen sie nicht einmal sie sollen die Schnauze halten oder leiser spielen weil da noch einer schläft und sie müssen echt alle 2 min hier über mich drüber!

20.3.04
Sind jetzt den 5. Tag auf der "Santarem", die Tage sind vom Ablauf her ziemlich ähnlich. Viel Faule Haut, Schach und Würfeln, Scheiße labern am laufenden Band und wüste Theorien über die 2 Schwedinnen aufstellen. Zu unserer Gesellschaft hat sich inzwischen ein Lehrer aus England und eine Neuseeländerin gesellt. Und Daniel der Italiener, keine Ahnung ob ich ihn schon erwähnt hab. Hat guten Horst dabei.... Hab, nachdem die erste Familie mit dem Quälgeist von Bord ist, mit Hilfe meines Nachbarn meine Schlafstätte einen Meter höher gehängt, bringt 100% mehr Schlafkomfort. Mussten letztendlich 6 Tage und Nächte auf dem Kutter zubringen, hat sich leicht verspätet, schätze durch die 12 stündige Verladeaktion von Fracht in Santarem (nach dem Kaff wurde das Schiff benannt) und außerdem ist auf dem Amazonas nichts genau vorausberechenbar, und die paar Stunden die wir später angekommen sind hier noch einem absolut normale Zeitspanne um die sich Sachen wie Schiffs- und Busankünfte wie Abfahrten ständig verschieben. Da wir gegen Mitternacht in Manaus festgemacht haben durften wir die Nacht noch auf dem Schiff bleiben. Passt. Spart uns eine Nacht im Hostel und somit knappe Finanzmittel.

So irgendwas um 5 am Morgen des 22.3.04 hat’s der Ralph dann nicht mehr auf dem Schiff ausgehalten, also Gepäck verzurrt und raus in die Pisserei. Ne Bleibe hab ich nach 20 min Fußmarsch quer durchs Hafenviertel relativ schnell organisieren können. Hotel Rio Branco, eigentlich guter Standart, eigene Dusche für 4,50 US$ völlig ausreichend. Nach einer kompletten Rundumkultivierung wurde beschlossen eine Runde durch die Stadt zu drehen und den Trip weiter bis Venezuela zu planen. Haben dann überraschenderweise festgestellt dass das halbe Schiff im Rio Branco abgestiegen ist. Bus war dann relativ schnell klar gemacht, schlappe 60$ für 36 Std. bis nach Puerto la Cruz an der venezuelanischen Karibikküste. Wollten dann noch ins Amazonas Naturkundemuseum, wurde aber zeittechnisch aber auf den nächsten Tag vertagt. Der Abend wurde dann mit Proviantbeschaffung und Informationsaustausch verbracht. Irgendwann sind wir dann noch mal los, ne mysteriöse Bar im Hafen suchen, kurz vorm Busbahnhof haben wir dann eine gefunden. Ralph hat sich mit größter Begeisterung irgendeinen 20cm Wels in die Figur gehauen der daheim im Aquariumsgeschäft mit 5cm schon mit ca. 25€ zu buche schlägt, ich hab’s bei 2 Bier belassen. Und einmal wenn man nicht im Rotlichtviertel absteigt sind die Nutten natürlich in der einzigen Bar unterwegs die wir finden konnten...

Am folgenden Tag hab ich’s dann geschafft mal zum Frühstück aus dem Kasten zu kommen, und es hat sich gelohnt! Semmeln, Früchte, Kaffee, alle um einen großen Tisch! Und Doxyciclin. 100mg. Scheißmalariaseuche! Haben beschlossen das Zeug in Venezuela abzusetzen, Vorräte werden sowieso knapp und werden für eventuelle Ernstfälle noch aufgehoben.
Hab beim Frühstück dann ein Pärchen kennen gelernt, eine Deutsch und ein Schwede, wollen auf die selbe Route wie wir, über Kolumbien nach Panama. Da die aber übern Rio Negro nach Boa Vista wollen werden sie noch ne Ecke länger brauchen. Soll sie aber per Email auf dem laufenden halten was es problemtechnisch gibt auf der Strecke über "La Frontera". Danach wurde Ralphs Wäsche gewaschen, gepackt, die Rechnung gezahlt und die Rucksäcke verstaut. Kurz nach Mittag ist dann der Franzose aus Belem aufgetaucht, war damals auch im Hotel Fortaleza! Euphorische Wiedersehensritual, halbe Stunde Erfahrungen ausgetauscht, dann Aufbruch zum Praça de Matritz, von wo die meisten Citybusse fahren. Da in den 519 gesprungen und wieder über den Schaffner rausgefunden wo wir rausmussten um ins "Museu de ciencias naturais de Amazonia" zu kommen. Der Kartenmann hat uns dann jedenfalls ziemlich am Ortsende rausgeschmissen und uns die Strasse gezeigt die wir runterlaufen mussten. Nach 20m kamen keine Häuser mehr, der Weg führte direkt raus in den Dschungel und die Steppe. Nach einer halben Stunde Fußmarsch sind wir dann doch noch angekommen, gab noch 2 alte Schilder, ist ziemlich ruhig gelegen würde ich sagen! Laut Gästebuch waren die letzten Besucher 2 Tage vor uns da. Für 10R$ haben sie uns dann rein gelassen, als erstes in die Fischabteilung in der so ziemlich jeder Karpfen vertreten war der in den Amazonasausläufern unterwegs ist, am Anfang ausgestopft, war auch ein kalibriger Kaiman dabei. Danach kam die Aquariumsabteilung, in der es riesige Schiffe von Unterwasserlebewesen gab, die Fische sein sollten. Ralph hat freudenschreiend fotografiert und ich hab mich schwer getan zu realisieren dass die Teile 2 Tage vorher womöglich neben uns geschwommen sind. Noch einen Bunker später kam dann der Abschnitt der Insektenkultur, sehr geile Schmetterlinge in allen Farben des Spektrums und größer als mancher deutsche Vogel, Käfer die ich in Küchen und Hotelzimmern auch schon live gesehen hab und einer Tarantel die größer war als die Holzfällerpranken vom Ralph. Ca. 1 Std. hat’s gedauert, dann waren wir durch. Zurück zum Bus um da festzustellen dass der mal wieder genau da verreckt wo wir einsteigen wollen. Also mit den anderen Fahrgästen auf den nächsten gewartet. Irgendwann abends waren wir dann wieder im Rio Branco, haben Gepäck geholt, Ralph hat seine Wäsche zurückerkämpft während ich mir die brandheißen Venezuelatipps von einem alten Einheimischen geholt hab der öfters in Venezuela gearbeitet hat. Gegen 18:30 sind wir dann wieder in den 306 Richtung Rodoviario geeiert, haben da die Neuseeländerin vom Amazonaskutter wieder getroffen und sind dann um Punkt 8 (!?), überraschenderweise im absoluten Luxusbus, ins Nachbarland im Norden gestartet.

24.03.2004
So gegen Mittag wurde die Grenze nach Venezuela überquert und Brasilien verlassen. Ging dank der Touristenkarte vom Konsul in Belem ohne Stress. Danach gab’s paar Komplikationen beim Umsteigen, wurde aber alles halbwegs gut über die Bühne gebracht. Und die Gegend hat sich geändert. Vom schwülen Regenwald in absolut karge, staubtrockene Wüstensteppe mit paar grünen Hochplateaus dazwischen. In irgendeinem Rattennest kurz hinter der Grenze ist dann erst mal wieder der Bus verreckt. Wurde dann ne Weile lang von der Busgesellschaft improvisiert, dann haben sie uns mit einem anderen Bus zum Terminal von Santa Elena gebracht, da unser Gepäck "verplombt" und nach einer Stunde dann wieder in nen Bus gesetzt der angeblich nach Puerto la Cruz unterwegs ist. War der selbe der vorher am Arsch gegangen ist, 100%ig, also weitergefahren und in irgendeiner Stadt aufgewacht, und wenn wir nicht gefragt hätten hätte uns keine Sau gesagt dass wir hier noch mal umsteigen müssen. Der Bus war inzwischen wieder hinüber und es wurde noch mal gedoktert. Uns dann aber egal, rein in den anderen der fast ohne uns los wäre und um 5 in Puerto la Cruz wieder raus. Da ohne lang zu überlegen ein Taxi geschnappt – ca. 50 Jahre alt, keine Seitenfenster, mehr Rost als Lack und ein Getriebe das vom Klang her schwer an einen Gartenhechsler erinnerte - und runter an die Paseo Colon, war laut dem Alten Brasilianer den ich vorm Rio Branco getroffen hab die erste Adresse für billige Unterkünfte, haben da aber leider nix bekommen und sind dann mit einem anderen Taxi noch mal quer durch die City um was zu Pennen zu organisieren. Nach 30min und 20000 Bolivares haben wir dann echt noch was halbwegs erschwingliches ausgekundschaftet, pro Nacht und Mann 17500B$, also 6-7US$. Klang vernünftig, hatte sogar AC. Und eine saubere Dusche. Und Handtücher.

Der 25.3.04 wurde dann gegen jegliche Zeitrechnung erst um 9 oder so begonnen, Frühstück im Hotel war nicht drin, Ralph hatte aber wie sooft dicken Kohldampf und ich selbst konnte auch was vertragen. Also raus in die dreckige Stadt. Was mal eben anzumerken wäre ist die Tatsache dass hier nur die heftigsten Amischlitten ab 4.0 aufwärts aus den 70ers unterwegs sind. Kein Wunder, Sprit ist für ca. 3¢ pro Liter dermaßen billig, Erdölnation eben. Erste Station war eine Wechselstube, Bares wurde knapp. Erste Erkenntnis: Casa de Cambio tauscht 1920 Bolivares für einen Dollar! Auf der Straße liegt der Kurs bei 2700 B$ fürn Travellerscheck, 3000 für Cash! Die Frage wer das Geschäft gemacht hat erübrigt sich. Danach noch Pizza und 2 Mellonenshakes für 4 Dollar beordert, danach Siesta an einer Straßenarbeiter Imbissbude. Über Nachmittag sind wir noch ne Runde am Strand - der dummerweise verseucht war, wie wir zum Glück erfahren haben - rumgeflackt und Fährtickets auf die Isla Margaritha besorgt. Danach dann zurück auf die Kammer und dem Ralph seinen aufgebrannte Pelle behandeln. Bin dann auf die Idee gekommen die Air-Con mit einem Deospray zu kombinieren und hab somit den "T-Shirt-Refresher" erfunden! Um 9 musste dann erneut der Hunger von R.H. gestillt werden, der zu dieser Zeit nach einem Chinarestaurant unten an der Paseo Colon verlangte.

Am 29.3. hab ich’s um 9 dann nicht mehr im Bett ausgehalten, also aufgestanden. Plan war folgender ausbaldowert worden:
Aufstehen – packen – einkaufen – auschecken – Fähre – weiterschauen - evtl. El Yaque.
Wurde dann auch im groben so durchgezogen, hab am Abend zuvor noch meinen Rucksack geflickt, welch eine herrliche Naht! Ist in Santa Elena eine aufgegangen, wurde professionell mit Kabelbindern vorrübergehend in Stand gesetzt. Musste dann beim Packen schon erste Belastungstests aushalten, welche keine Probleme bereiteten. Ralph hat sich kurzer Hand noch ne Bettdecke geklaut, hoff des gibt kein Stress da das Zimmer auf meinen guten Namen läuft, wurde aber gut getarnt. Da hier in den Supermärkten absolut nichts ausgezeichnet wird hab ich mir gleich mal die teuerste Sonnencreme aus dem Angebot zugelegt. Auch egal, zurück zum Hotel, dem Portier verklickern dass wir auschecken wollen, Rucksäcke geschultert, auf die Straße gestolpert und einen uralten Lincoln oder so bestiegen und den Taxifahrer durch bares Geld dazu gebracht uns zum Conferry-Terminal zu chauffieren. Fenster runter, V8 anlassen, Arm raus, Sonnenbrille auf die Nase und mit 50 Richtung Westen tuckern. Fähre war dann kein Stress, rauf gelatscht über die Verladerampe, 4 1/2 Std. Fahrt über blaues Meer, wieder runter. Ankunft auf dem gar herrlichen Eiland: 17:30 Vom Fährterminal in Punta de Piedras gab’s leider keinen Bus zum Playa el Yaque, ein Surferstrand der laut Reisebericht im Netz nicht ganz so touristisch überlaufen ist. Also wieder einen Amischlitten geentert. Hat uns dann für 10000B$ direkt vorm "El Yaque Motion" rausgeschmissen, einer Kitesurfschule mit Guesthouse wo wir uns für 10$ die Nacht einquartiert haben, billig für die Isla. Die Anlage gehört wie sich rausstellte einem Deutschen der hier vor 10 Jahren hängen geblieben ist. Nach einer Exkursion zum Supermarkt und dem Rückweg mit vollem Rucksack waren in der Küche auf dem Dach schon 2 andere am braten, nach 10 min Smalltalk wurden die Nudeltöpfe zusammengekippt und mit allem kombiniert was unsere Kühlschrankfächer zu bieten hatten. Der Sixpack "Polar" ging komplett drauf da das hier nur 222ml Kannen sind. Nix für groben Durst! Der Kerl am Herd hieß Uwe, die 2. im Bunde war Blanka, beide schon über 40 aber sehr locker unterwegs! Sie leidenschaftliche Surferin und deswegen hier, er nur zum Schwachsinn labern, Sambuca vernichten, Sonne tanken und Billard oder Backgammon zocken, Dinge die ganz angenehme Gesellschaft versprachen.
Nach dem wohlschmeckenden Mahl wurde dann beschlossen im Dorf noch 1 oder 2 Zapfhähne zu begutachten, war nur komischerweise nix los. Nach erfolgloser Suche nach einer normalen Bar wurde dann doch eine Touristenbar am Strand auserkoren und wir haben uns da noch einige Stunden mit Polar beschäftigt.

Am 27.3. im Jahre des Herrn bin ich dann sehr früh aus der Hängematte geschmissen worden da der Ralph mal wieder von der Strandsucht heimgesucht wurde. Also kurz was gefrühstückt und dann ne Ecke am Playa el Yaque gesucht die nicht so bevölkert war. War zwar auch am Mainbeach nicht so viel los, aber unsere Herzen strebten nach jungfräulichen Strandgründen! Haben uns dann ein Stück oberhalb vom Strand auf einer Klippe ein Stück in der Wüste niedergelassen und einen seelenruhigen Nachmittag verbracht. War dann auch die erste Gelegenheit zum Schnorcheln, wurde schamlos ausgenutzt. Irgendwann dann wieder Rückkehr ins Motion und die gleiche Prozedur wie am Vortag, gab wieder herrlichen Nudelpampf. Später dann noch mit Uwe in den Habana Club geschlendert, ne Bar die zum Guesthouse gehört, sich aber als absolute Touristenfalle entpuppt hat. Haben 2 Partien Billard gekegelt, 2 Bier einlaufen lassen und dann die Hängematte wieder aufgehängt.

Der 28. lief dann ganz ähnlich dem 27. Sind in Früh zum Strand der am Vortag noch entdeckt wurde, 15 min quer durch die Felsen und Buschwege, dafür aber keine Sau da. Dummerweise ging da aber nix mit Schnorcheln oder Schwimmen, alles Flach, nach 2m immer noch 20 cm tief, dafür aber alles voll mit Seegras welches von Seeigeln bevölkert war wie der Plärrer im Berufsverkehr. Also Kacke. Ganzen Früh dann in der Sonne gelegen, Mittags wurde der Rückzug angetreten, kurzerhand ein Salat aus den Resten vom Vortag und einer Dose Thunfisch gebaut und dann Siesta gehalten bis um 3. Dann wieder zum Strand bis abends. Nach einer Dusche auf der Bude wurde wieder die Dachküche aufgesucht, Uwe und Blanka sind paar Minuten später auch aufgetaucht und die Küche wurde wieder bis auf den letzten Topf ausgenutzt, Sohle 8!! Der Rest vom Abend wurde dafür missbraucht mehrere Biere einzunehmen und den Trip zu planen der uns am nächsten Tag weiter die Küste rauf bringen soll.

28.3.04
Folgendes kam bei der abendlichen Planstudie raus:
Nach Info von Mike, der Besitzer des Komplexes, geht die Fähre irgendwann um 10, war aber die teure Express. Also auf die "Conferry Traditional" um 1 warten. Um 17:30 dann Ankunft in Puerto la Cruz, hab ziemlich die ganze Fahrt in der Hängematte geknackt. Am Hafen wurden wir dann wieder mal von min. 20 sehr jungen Taxifahrern umzingelt die uns alle in ihr Auto dirigieren wollten, ist aber nicht unser Ding, die aufdringliche Masche. An der Straße zum Terminal kam genau als wir rausliefen ein uraltes Amischiff mit Taxischild vorbei, Fahrer mit grauen Haaren und freundlichem Lächeln, einmal Winken und wir konnten für einen Dollar zum Busbahnhof wo wir ne Fahrt nach Maracay im Nachtbus um 22:30 angeleiert haben. Hatten also Zeit was zu Essen zu organisieren und im Internet kurz die Lage checken was die Situation um Chavez und sein Referendum in Venezuela angeht. Durch Zufall sind wir wieder in der Pizzeria in dem wir ein paar Tage zuvor Geld getauscht hatten wobei meine Touristenkarte aus meinem Pass verschwunden ist als der Wechselkerl ihn irgendwo um die Ecke kopieren wollte. Hab mir jedenfalls eine Pizza und einen Shake bestellt, und was bringt der Kumpel mit? Meine Touristenkarte! So ein beschissener Zufall kommt nur alle 200 Schaltjahre mal vor....und die haben uns noch ewig gesucht, vom Hotel die ganze Paseo Colon runter, konnten uns aber nicht finden da wir schon am Morgen nach dem Verlust auf die Isla verschwunden sind. Also heilfroh die Pizza verdrückt und kurz zum Onlinestore geschlendert. Infos waren schnell eingeholt, bin nach 5 min wieder raus um vor der Tür über den nächsten Zufall zu stolpern: Die zwei vermeintlichen Lesben schwedischer Herkunft die wir in Manaus zurückgelassen haben! Haben zwar wieder ein sehr mysteriöses Verhalten an den Tag gelegt, sich aber trotzdem gefreut uns zu sehen. Nach 10 quatschen haben sie gesagt sie wollen zurück ins Hotel, TV glotzen....haben uns zwar gefragt ob wir mit wollten, uns stand der Kopf aber gar nicht nach Fernseher. Egal, sind zurück zum Busterminal und nach kurzen Komplikationen mit dem Komiker vom Kartenschalter in den Bus nach Maracay gestiegen. Jener welcher ist so gegen 5 morgens in der bezweckten Stadt angekommen. Laut Propaganda der Busfahrer und Stationsschreier auf dem Busplatz geht der erste Bus nach Porto Colombia um 6. Ideal, auf den Rucksack gesetzt und noch ein Frühstück aus Kaffee, Keksen und Waffeln vom Verkäufer an der Ecke genehmigt, um 6 dann wieder Richtung Küste aufgebrochen. Der Bus war natürlich wieder im Arsch, gehört hier anscheinend zur Tradition. Musste an jeder Quelle am Wegrand anhalten und Kühlwasser nachfüllen, irgendwann war er dann ganz hinüber, hab zwar nicht verstanden warum aber nach einer 3/4 Stunde ist er wieder gefahren wie ein neuer. Ankunft Porto Colombia: Sehr geil! Erinnert immer noch schwer an die alte Piratensiedlung die es vor mehreren Jahrhunderten mal war, hängt zwischen 2 Bergklippen, die kleine Kaimauer auf der die Kanonen vor sich hinrosten steht noch, oberhalb dann vielleicht 50 kleine bunte Häuser, 2,3 Bars und ein kleiner Laden, Im ganzen vielleicht so groß wie Vincenzenbronn, nur viel enger gebaut. Die Idee hier am Strand zu pennen ergab sich als nicht so gut, die Einheimischen sagen da wird sauviel geklaut und der einzige echt ruhige Strand ist eine Stunde zu Fuß. Also mal wieder kurzfristig umdisponiert und uns im Hostal Colonial einquartiert, Nacht für 2US$ schont unser Budget fast genauso wie die Übernachtung am Strand. Danach dann Kafferkundung und versucht rauszufinden wo der Strand ist. Bin immer begeisterter von dem Dorf, alles total verschlafen, von den Einheimischen bis zur Bar alles absolut urig! War übrigens der 30.4. Abends wurden dann die Vorräte wieder aufgestockt, bestehend aus Gemüse, Schinken, Kartoffeln, Käse, Bier und Eiern woraus wieder mal ein astreiner Meyer&Ralph-Topf gepanscht wurde, der Rest vom Tage wurde dann mit Verdauen, auf der Terrasse schimmeln und Polar schütten verbracht.

Der 31.4. begann dann mit der beschissenen Feststellung dass sie uns den halben Proviant aus dem Kühlschrank geklaut hatten. Bis auf die Eier, Paprika, eine halbe Dose Erbsen und eine Kante Brot war alles weg. Scheiße. Und der Ami hat den Kerl noch gesehen, hat ihn bei jeden Ding gefragt: "Is das deins? Nein? Gut, dann nehm ichs.....". Egal, halb so wild, sind Faktoren die einkalkuliert werden müssen. Ralph ist dann runter zum Strand, ich bin im Hostel geblieben und hab 5 Bücher getauscht. Nach einem Restefrühstück bin ich dann in die Hängematte gekrabbelt und hab den Tag durchgelesen. Irgendwann kam Ralph dann zurück und hatte seinen besten Kumpel, den "Riesenhunger", schon mitgebracht. Um jenen dann zufrieden zu stellen sind wir noch mal nach Choroni, das Nachbardorf, gelaufen um die Vorräte erneut aufzufrischen und Ralph konnte noch mal ans Netz, war schließlich schon einen ganzen Tag nicht. Ich durfte nicht mit rein, war in einer Bibliothek und die hatten da was gegen die Tatsache dass ich oben ohne unterwegs war. Hab dann außen gewartet und hatte riesen Spaß daran der Geräuschkulisse aus dem Fenster der Kneipe zu lauschen, Fußball war angesagt, Uruguay-Venezuela, es stand 0:2, dem entsprechend war die Stimmung. Im Laden weiter unten wurde dann noch Brot, Nudeln und Gemüse erstanden. Irgendwo dazwischen haben wir noch eine ganz ansehnliche Schweizerin kennen gelernt die neben den ganzen 08-15 Bekanntschaften auf der Strecke mal einen Satz wert ist. Hat was, die Schnecke! Mahlzeittechnisch also wieder mal Nudeln....

Ist lange nix geschrieben worden, inzwischen ist der 7.4. auf dem Kalender angebrochen!
Ich fang mal beim 1.4. an was ich noch so zusammen bring. Bin relativ spät aus dem Bett, hab auch relativ lang gelesen. Ralph hat auf einem Stück Pappe folgende aufschlussreiche Nachricht hinterlassen: "Kameraden, wir marschieren zum Strand!". Alles klar, er ist schon los und am braten. Da ich nix zu tun hab, bau ich mir eine Schüssel Cornflakes ein und schlapp dann auch runter an die Küste. Was aber klar war, war die Tatsache dass ich keinen Bock hatte den ganzen Tag wieder mit Garnixmachen zu verbringen. Hab am Vortag schon mal mit einer Klettertour durch die Klippen experimentiert, rein theoretisch. Dacht mir die könnt ich, irgendwann nach der tödlichen Mittagshitze, mal in die Tat umsetzen. Zackzack, Ralph hab ich schnell gefunden und irgendwann nachmittags war die Zeit reif die Klippen unsicher zu machen. War am Anfang schwieriger als ich dachte, sausteil und überall sehr nass was derbe Schmierigkeit zu folge hatte. Mein Knie kann’s beweisen, einmal hat’s mich vernünftig gewaffelt. Außerdem alles voller Krabben und die Brecher schlagen an mir vorbei dass fast alles zu spät ist! Weiter vorne muss vor 18000 Jahren mal ein kalibriger Brocken weggebrochen sein, der Stein hat sich völlig verändert auf einer Strecke von vielleicht 500m. Ist von Grün über Rot bis Braun gestreift und überall schaut Eisen und Quarz gegen die Sonne. Vorne auf der Klippe ist dann der Wahnsinn pur, der Typ von der Cliff-Werbung wäre vor Neid gestorben wenn er mich gesehen hätte! Der Rückweg hat sich dann auch noch sehr interessant gestaltet da ich mich irgendwo um einen Schritt verhauen hab und deshalb in 15m Höhe zurück klettern musste. Wenn’s mich da gefetzt hätte wäre ich sauber auf den Felsen geknallt und von den Krabben gefressen worden bevor mich jemand gefunden hätte. Hab’s dann aber doch irgendwie geschafft mich durch zumanövrieren. Danach dann noch eine Runde am Strand geflackt, dann hat der Hunger den Ralph wieder in Richtung Hostel getrieben. Ich konnte aber auch was vertragen, also wieder die Küche eingesaut und einen Tomaten-Thunfisch-Zwiebel-Sonstwas-Salat kredenzt. Den Rest vom Tag hab ich dann über Büchern und Karte gesessen und den Weg nach Kolumbien geplant. Wird was längeres, hab einen Iren getroffen der in Santa Marta wohnt und mir einen 6 Tagestrip quer durch den Busch in die "Ciudad Perdida" schmackhaft gemacht hat. Hab vorher schon was drüber gehört, aber seitdem war klar dass ich da definitiv hin muss!

2.4.
Nach einem mageren Frühstück konnte ich keinen Strand mehr sehen, hab beschlossen runter an den Kai zu latschen und ne Runde zu schmieren, die Schweizer Maid war auch auf einen Sprung da, sonst war aber nix los. Bin irgendwann nachmittags dann wieder zum Hostel, der Plan sagte der Bus bricht um 3 Uhr irgendwas nach Maracay auf. Ralph kam dann paar Minuten später, kurz nachdem ich festgestellt hab dass ich mir brutal den Rücken verrissen hab. Also Zeug auf den Bus geladen und bei Reagge auf voller Lautstärke in Richtung Großstadt aufgebrochen. Laut Infos vom Hostel fährt der Bus nach Santa Marta in Caracas ab, lässt aber Maracay links liegen, was bedeutet dass wir nach Valencia müssen um da aufzuspringen. Die Busse dahin fahren ca. alle 10min, was dem Ralph ganz gut ins Zeug passt da seine Adleraugen auf dem Weg zum Terminal ein Burger King erspäht haben. Er hat sich ein Taxi geangelt und ist hin um da sein letztes Geld zu investieren, was noch fast fatale Folgen haben sollte....So gegen 8 ist dann der Busfahrer, wir und noch 4938 Andere wieder mal in einem schrottreifen Gefährt von Bus Richtung Valencia gebrettert, 45min später war’s vorbei. Nächste Hürde war dann die Sache dass der Bus nach Kolumbien ein eigenes Terminal hatte das es zu finden galt. Sollte nur 2 Blocks von dem entfernt sein an dem wir ankommen. War auch so. Hat zwar gedauert, aber wir haben’s gefunden. Tickets für 64000B$ gekauft, wo mir Ralph dann gebeichtet hat dass ihm die Kohle nicht reicht. Und die Busgesellschaft nimmt nur Cash, was uns vor das Problem stellt dass er die Exittax aus Venezuela von schlappen 24700B$ nicht abdrücken kann. So waren wir dann da gestanden. Ich konnte ihm dann noch 2000 pumpen, fehlten aber immer noch 1400, umgerechnet 50¢. Und wegen diesen beschissenen 50¢ wollten sie ihn nicht rüber lassen. Der Busfahrer hatte sie ihm dann gegeben, der Mann wollte weiter und die Grenzbeamten waren nicht zu erweichen.
Da wir dann in Santa Marta immer noch kein Geld hatten hat ihm der Ralph da dann einfach 2 Deos in die Hand gedrückt, er war zufrieden, hat an dem Geschäft locker 5$ verdient. Das Hauptproblem aber war: Wir hatten immer noch nichts Bares. Und es war Samstag in Kolumbien, da hat fast nichts geöffnet! Und die Busstationen liegen in ganz Südamerika immer ein gutes Stück außerhalb der Stadt um den Verkehr zu umgehen, von dort muss man mit Taxi oder Kleinbus in die Stadt was wieder Geld kostet welches wir nicht hatten. Also einem Taxifahrer klargemacht dass wir zum nächsten "Casa da Cambio" müssen um ihn zu bezahlen, er uns aber trotzdem in die Stadt mitnehmen soll. Hatte dann aber alles zu, vom Wechselbüro bis zur Bank, alles dicht bis Montag. Bin dann mit einem Straßenkaffeeverkäufer losgezogen der nach einer Stunde, einer Busfahrt in die Nachbarstadt und 2 Kaffee, alles "sponsored by colombian coffeeguy", was gefunden hatte wo ich 100US$ in kolumbianische Pesos tauschen konnte. Ralph hat sich während ich weg war ohne große Spanischkenntnisse seinerseits und keinem Englisch auf Taxifahrerseite mit eben dem Kerl über alles unterhalten was so in der Gegend vorkam, von amerikanischen Einflüssen bis zur United Froodcompany. Ein Hoch auf die Völkerverständigung! Unterwegs hab ich dann auch noch eine Amiga von dem Typ mit der Kaffeekanne getroffen, und wo kam die her? Aus Leipzig, Deutschland. Hat mir dann noch den Tipp gegeben mal in Taganga vorbeizuschauen. Mal guggen.
Im Casa Familiar, der auserkorenen Bleibe zu der uns der Taxifahrer noch gebracht hat, hab ich dann festgestellt dass die da auch Touren in die Lost City, sprich die "Ciudad perdida" anbieten. Und ich wurde noch heißer auf die 6 Tage Dschungel. Der Rest des Tages und der ganze Sonntag wurde dann ausschließlich mit Nahrungsaufnahme, Shaketesten und Lustwandeln verbracht, was uns zum Montag den 5. April bringt. Erste Station war ein Wechselbüro für Ralph, 2. die Turcol wegen dem Trip in die Ciudad Perdida. Da dann alles klar gemacht, zur Bank die MasterCard akzeptiert, zurück und bezahlt. Erste Ungereimtheiten hat dann der Chef vom Hostel festgestellt: Die Tour soll um 3PM am Mittwoch starten, normalerweise gehen die aber so um 7PM los. Der Mann hat nicht lange gefackelt und sofort da angerufen und nach Klärung verlangt. Seine Frau und seine Tochter haben’s dann fertig gebracht die so zusammen zu scheißen dass ich da gar nicht hinbrauchte um mein Geld zurück zu verlangen, da der Termin um 3 nur eine Schau-mal-vorbei-ob-sich-auf-der-liste-was-getan-hat Funktion hatte, da die noch keine volle Gruppe zusammen hatten. Stattdessen haben die Familie vom Hostel und die Turcol das unter sich aus gemacht und ich konnte schon am Dienstag auf die Tour die vom Hostel aus ging, was mir sowieso 1000mal sympathischer war als die Turcol. Für den Rest vom Tag war der Aufbruch nach Taganga geplant. Umsetzung 15:00. War 10min per Collectivo von der Carrera 1C. Da angekommen wollten wir eigentlich zum Casa de Felipe, wurden aber auf dem Weg dahin von einem komplett tätowierten Kerl darauf hingewiesen dass es besser ist da erst mal anzurufen und nachzufragen ob er noch was frei hat anstatt gleich den Kilometer hoch zu traben. Klang sinnvoll. Hab dann anhand seiner Tattoos gleich erkannt was Sache ist, der Mann ist waschechter Bayer. War nicht schwer, hatte das Wappen samt Schriftzug "Freistaat Bayern" über den kompletten Oberkörper gestochen. Haben dann beschlossen gleich bei ihm in der Tauchschule einzuziehen, billiger, und Max hat noch bevor wir unsere Rucksäcke in die Ecke geschmissen hatten gefragt ob er uns ein Bier vom Kiosk mitbringen soll. Waren noch paar andere lustige Leute da, unter anderem noch ein Ralph, oder Ralf, ist vor 9 Jahren oben in der Sierra Nevada hängen geblieben und haust da auf einer Finca bei den Indios. Bei den nächsten Bieren hat er uns dann komplett über kolumbianische Kultur aufgeklärt, von den Indios bis zum Kokakauen. Schmeckt ziemlich bitter das Zeug, hab beim ersten mal nichts gemerkt, war wohl zu wenig Stoff in der Backe.

Dienstag, 6. April 2004
Bin Früh um 7 raus, hab den kleinen Rucksack gepackt, gezahlt und beim anderen Ralph noch ein saugeiles Brot gekauft. Dann wieder aufs Collectivo gesprungen und zum Casa Familiar nach Santa Marta zwecks "Ciudad Perdidia". Bin um 9 da gewesen, Start hat sich aber noch bis um 10 verzögert. Die Truppe besteht aus einem Pärchen aus Canada (Sarah & Adam), Marseilla aus Chile, Ruben-Dario aus Kolumbien, Erik dem Norweger, unserem Führer Walter und 2 Mulitreibern ohne Namen. Zumindest weiß ich sie noch nicht. Erste Etappe waren 2 Stunden in einer Kiste nach Mamey, Ausgangspunkt für den Hike. Nach paar Sandwiches ging’s los, einige Stunden Aufstieg in die Sierra bis zu nem einzelnen Indio-Hof namens Adan, mitten im Busch. Liegt schon auf 450m, Start im Mamey lag bei 100. 2 Stunden nach Aufbruch gab’s die erste Pause an einem Stück Fluss zwischen Felsen das tief genug war um reinzuspringen und zu schwimmen. Jedenfalls waren wir so gegen 6 bei Adan, wo sich rausstellte dass Walter einen erstklassigen Koch abgibt. Bin so gegen 9 dann völlig KO in die Hängematte. Die Gegend ist der absolute Abschuss, völlig unberührte, zeitweiße jungfräuliche Natur! Und es gibt Viecher dass jeder Biologe seinen Heidenspaß dran hätte. Hab noch versucht mit Erik eine Partie Schach aufzuziehen, wurde aber - für die Gegend typisch - schlagartig dunkel, wurde deshalb bis auf weiteres vertagt. Apropos Schach, Sonntag war doch noch was los in Santa Marta. Bin hinter der Kathedrale auf eine Gruppe von Taxifahrern gestoßen die da seelenruhig auf dem Gehsteig am Schach spielen waren. Hab so ca. ne viertel Std. zugeschaut, dann wurde ich gefragt ob ich auch mal will. Alter Herr, 2x kläglich versagt, haben mich total an die Wand gespielt. Zurück in den Busch, es ist sauheiß hier tagsüber, Saunaeffekt, ich schwitz wie ein Tier, aber ich werd’s überleben.

Mittwoch, 7 April
Bin mit der Sonne aufgewacht und hab festgestellt dass es doch nicht verkehrt gewesen wäre ne Decke mit zu nehmen, wird ganz anständig kalt in der dunklen Zeit. Walter, Ruben-Dario und Homer, einer der Mulitreiber waren auch schon fit, Kaffee stand auf dem Feuer und lies auf Frühstück hoffen. Gab dann sogar Kaba, aus frischem Kakao, ein Wahnsinnsgesöff! Muss aber anständig gekocht werden sonst räumts einen durch, alle 5 Minuten. Gegen 8 wurden dann die Matten eingerollte, die Maultiere beladen und wieder in die Botanik gestiegen. Aufstieg wurde wieder brutal, 45° Schräglage ohne Alkoholgenuss bei mörderischen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit wies für den Dschungel bekannt ist. Sind dann ziemlich lang am Rio Buritaca entlang, bis zu einem Indiodorf mitten in der Pampa, war aber keiner daheim, nur paar Kids die auf die Kokaplantage am Dorfrand aufpassen. Stück später bin ich dann gut erschrocken, steht mitten im Busch ein Typ mit einer AK47 im Anschlag über mir auf einem Felsen! Hab ihn gegrüßt, er zurück, Sache erledigt. Paramilitärs & Guerilla stecken hier überall im Gelände, jeden Tag wo anders, keiner weiß wo. Heute eben bei uns auf der Route. 50m weiter kam dann der Vorposten zu dem der Späher auf dem Felsen gehörte, noch mal 100m danach dann das eigentliche Camp, alle mit sehr abenteuerlichen Uniformen, zusammengestellt aus aller Herren Länder und mit Allgemeinkleidung a la Metallica–TShirt kombiniert. Und Waffenpräsenz zeigend....Wieder gleichgültig gegrüßt und das mulmige Gefühl oberhalb der Leber überspielt, dann weiter. Zur Zeit soll aber alles relativ ruhig zugehen was die Guerillaaktivitäten angeht. Gibt ja nur ca. 150 verschiedene Gruppen in ganz Kolumbien....Danach gab’s noch mal 2 Stunden Aufstieg durch die Hochebene der Sierra Nevada, gegen 3 waren wir dann in Gabriel, einer kleinen Indianersiedlung am Fluss an deren Rand wir wieder einen Rancho (paar Balken die ein Dach halten, ohne Seitenwände) mit Steinherd drunter und Platz für die Hängematten hatten. Homer, sein Kumpel und die Mulis waren schon da, kochten und verarschten sich gegenseitig auf bestem Niveau. Sehr lustig da mal für ne halbe Stunde zuzuhören, wenn mein spanisch besser wäre bestimmt noch besser! Laut Walter gibt’s unten am Fluss wieder einen Pool, was sofort auf Richtigkeit überprüft wurde, obwohls eigentlich keiner in Frage gestellt hatte. Die Badewanne war der Hammer! Sauderbe Kulisse, nur Dschungel, ein Sturzbach über meterhohe Felsen und glasklares Wasser. Also rein, den Dreck und Schweiß der letzten 2 Tage runtergewaschen und zwischendurch auf einem Felsen in der Sonne gelegen. Irgendwann gab’s dann wieder was zu beißen in Form einer anständigen Gemüsesuppe. Anschließend paar Einträge gemacht und mit den anderen zusammen meine Spanischkenntnisse erweitert. Bin dummerweise derjenige der die Landessprache am wenigsten beherrscht, wird aber besser. Dann gab’s noch mal was zu essen und Palaver über die Strecke für den nächsten Tag. Wird die härteste Etappe, mit allen Schikanen sozusagen. Nach dem einstimmigen Beschluss nur eine Nacht in der verlorenen Stadt zu bleiben hab ich mich wieder in die Matte geschmissen. Der Beschluss beruht darauf dass wir so die herrliche Stelle im Fluss am 4. Tag noch mal versauen können und aus Rücksicht auf Marseilla und Ruben-Dario, die besser dran sind wenn sie die Strecken vom 2. & 3. Tag nicht zusammen am 5. Tag laufen müssen, was der Fall gewesen wäre wenn wir den 4. Tag komplett in der Stadt verbracht hätten. Welch ein Satz!

8. April 2004
War wieder der 2. nach Ruben-Dario der es nicht mehr in horizontaler Lage aushielt, obwohl die Nacht besser war als die erste, Walter hatte mir eine Decke organisiert. Kaffee war schon fertig, Frühstück gleich danach. So gegen 8 sind wir dann wieder los, 5 Stunden Marsch vor uns. Spekulativ gesehen hab ich schon mit 6 gerechnet, die Tage zuvor sind wir auch immer eine Stunde drüber gewesen. Ziemlich bald, schätze nach der 1. Stunde, kam die erste Überquerung des Buritaca, der an der Stelle in einer Schlucht 10m unter uns vorbeibricht. Die Passage geht via "Kiste an verrostetem Drahtseil" ca 15m quer über die Schlucht. Hat ne Viertelstunde gedauert, dann hatten wir alle rüber und es ging wieder an den Aufstieg, über eine Stunde extrem steil bergauf. Sollte sich aber als nicht unmöglich rausstellen, T-Shirt war eben wieder durch. Kann mich nicht erinnern wanns mir außerhalb einer Sauna jemals so die Soße aus den Poren getrieben hat. 2 Std. später, wir sind wieder ein Stück abgestiegen, wurde der Fluss 5 oder 6 mal zu Fuß durchquert, die Route ließ nichts anderes zu, überall sonst unwegsames Gelände und Felsmauern. War aber nicht weiter wild, Strömung hält sich in Grenzen, Wasser bis knapp unter den Sack. Homer erwies sich in den Tagen als absolutes Tier, hat den kompletten Proviant uns sonst noch was aufm Buckel und hält locker Schritt. Nachdem der Buritaca ein letztes mal durchschritten wurde standen wir vorm "Eingang" zur Lost City. 1200 Stufen quer durch den Busch bis zu den ersten Terrassen, Aufstiegszeit: gute 30 min! Von da dann noch mal 400 Stufen bis in die Stadt. Beim erreichen der obersten Plattformen und Terrassen tritt ehrfürchtiges Schweigen an die Stelle von übermütigem Smalltalk. Der absolute Wahnsinn. Auf dem höchsten Punkt der Stadt erreicht der Blickwinkel komplette 360°, um uns nur Dschungel bis zum Horizont. Eine Aussicht für Götter! Kann jetzt schon sagen dass die Aktion vom ganzen Trip her das beste war bis jetzt. Heute nacht gibt’s keine Hängematten, gibt hier 2 Hütten (Gruß an Armin!) in der Stadt, genial gebaut, sitz grad in der unteren der beiden über der Küche, der Ausblick wär 100% überragend, ist aber inzwischen Nebel aufgezogen. In der oberen sind paar Stockbetten verzimmert und irgendwo gibt’s noch ne Dusche vom Quellwasser und ein Scheißhaus, und genau da geh ich jetzt hin! Geschäft war schnell erledigt, Homer war schon dabei für Ausgleichsmasse zu sorgen, war wie immer deliziös! Hinterher noch Tass Kaff, wird auch seit Tagen im Topf angesetzt, Schöpflöffel rein, fertig. War ein saumäßig harter Tag, hab die 0.75er Sigg so alle 2 Stunden leer gesoffen, wenn ich sparsam war. Ist auch ratsam bei der Hitze nicht zuviel auf einmal zu trinken, mit Wasserbauch marschiert sich’s unbequem. Als Folge der Strapazen wurde das Lager am 3. Tag schon um 8 aufgesucht, paar fetzen Spanisch aufgebessert und nachgeschlagen was ich so übern Tag aufgeschnappt hab. Eine Stunde später war dann keiner mehr wach. Ich inklusive.

9. April 2004, Karlfreitag - der Tag an dem alle Karl frei haben
Musste am Morgen des heutigen Tages feststellen dass ich mich auf der geilen styroporverstärkten Matratze irgendwann mal blöd umgedreht hab und so dass Mosquitonetz vernudelt hab. Waren ziemlich alle Flieger bei mir. 22 Stiche am rechten Ellenbogen. Kein Plan warum ausgerechnet da. Den Rest hab ich nicht gezählt, schätze 5000. Homer hat den Ofen schon angeschmissen, hat Teigteile mit - Karfreitag - Fisch gebraten und Kaffee war auch schon im Kessel, und es gab wieder den Hammerkaba! 4 Tassen. Aufbruch wurde für 2 veranschlagt, vorher noch eine Runde durch die Stadt mit paar Details die sie schon rausgebracht haben über die Tyrona-Kultur. Waren, wie fast alle Hochkulturen, sehr begabte Architekten und Priesterkultfanatiker und zu Bestzeiten haben über 3000 Menschen in der Stadt gelebt und gearbeitet. Zur besagten Zeit haben wir dann das Lager abgebrochen und sind die 1600 Stufen wieder runter zum Fluss. Hab diesmal dann die Latschen anbehalten, ist 100 mal besser mit Schuhen in die steinigen Fluten zu steigen. Außerdem hatte ich keinen Bock wieder alle 500m die Gehhülsen auszuziehen. Nachteil: Man muss relativ lang schwere nasse Schuhe an den Füssen durch die Gegend schleppen. Hab dann mit den Kanadiern ein gutes Tempo vorgelegt, wollten unbedingt noch vor Einbruch der Dunkelheit in Gabriel sein und den Felspool im Buritaca ausnutzen. Habens dann auch tatsächlich geschafft, Ankunft 17:30, genug Zeit um noch mal von den Brocken zu hechten und den Staub und Schlamm der Wildnis runter zu waschen. Danach gab’s dann wieder mal was zu essen, Homer war schon wieder mit dem Feuer im Herd beschäftigt da er und Ruben-Dario ne halbe Stunde vor uns in der Ciudad Perdida aufgebrochen sind. Sind dann den halben Abend am Tisch geblieben und haben über alles mögliche gelabert, Verständigungsgrundlage: Spanisch. Versteh inzwischen schon mehr, außerdem dolmetscht Eric seit der Ciudad Perdida bereitwillig alles was ich noch nicht ganz in meine Muttersprache umsetzen kann ins Englische, was mir um einiges besser liegt. Jener welcher hatte dann auch die glorreiche Idee noch mal das Schachbrett zu malträtieren. Da eine Fortsetzung des alten Spielstandes wegen chaosartigem Durcheinander auf dem Brett nicht mehr möglich war wurde ein neues angefangen. Ging dann 2 mal voll in die Hose. Für mich. Aber was soll’s, es zählt das Spiel, und es gewinnt kein Spieler, lediglich eine Farbe die vom Spieler vertreten wird. Nach noch ewiger Unterhaltung über die jeweilige Heimat und die Pläne ein komplettes Schachbrett aus toten Käfern und anderem Gekreuch zu bauen (an Material hat’s uns nicht gefehlt, 100te tote Insekten, die unsere Kerzen mit Leuchttürmen verwechselt haben, lagen jede Nacht auf dem Tisch) hab ich die Hängematte mit der kleinen Decke gesucht und bin, körperlich und geistig gemartert, reingestiegen und sofort weggepennt. Die "kleine Decke" war mein Erkennungszeichen auf dem Trip: "Tobi, your hammock is the one with the small blankett."

10.4.04Bin wieder mal einer der ersten der aus der Hängematte gefallen ist, irgendwas um 7. Homer stand am Ofen und hat irgendwas gebraten, hab dann kurzfristig beschlossen ihn mit meinen tödlich präzisen Spanischkenntnissen zu nerven, hat ihn nur nicht gejuckt, war sehr amüsant! Eric ist kurz nach mir fit gewesen. Eigentlich war er nicht fit, nur wach, hatte Probleme beim schlafen. Also Frühstück eingefahren, dann um 11 los, ohne Walter, der ist schon um 6 los gerannt, keine Ahnung warum, hat gesagt wir treffen ihn in Adan wieder. Das Ziel für den Tag, und wir wollten sobald als möglich da eintreffen um in den Teil vom Fluss zu springen den wir am 1. Tag wetter- und dunkelheitstechnisch leider links liegen lassen mussten. Das Marschtempo von Adam, Sarah und mir hat sich als guter Kompromiss zwischen Streckenfressen und "kurz vorm KO stehen" erwiesen.
- Ralph versucht gerade mal wieder die Mundflöte des Jahrhunderts anzusetzen -
Hab bis Adan dann 2 mal die Wasserflasche an den Quellen aufgefüllt, wurde von einem mörderischen Riesenkäfer angefallen und bin mit Marseilla fast von der Route abgekommen, aber wir haben den Hike dann doch in weniger als 3 Stunden absolviert. Reife Leistung, der Herr! Nach 5 Minuten kam Eric eingetrudelt, hat sich leicht verspätet, Marseilla ist auf eine Schlange gelatscht, kurz erschrocken, die Schlange auch, dann sind beide weiter auf ihren Weg durch den Busch. Danach kam der 2. und angenehmere Teil des Tages, wieder mal Flussbaden in der besten Ecke überhaupt. Ein natürlich durch einen Wasserfall geformtes Becken, tief genug um vom 4 m Felsen direkt neben dem Sturzbach in den Fluss hechten konnte. Absolut traumhaft, alles mitten im Dschungel, und alles "real"! Im Wasser hab ich dann festgestellt dass die Fische mal wieder na mir rumfressen, einzige Möglichkeit dem zu entkommen ist in Bewegung bleiben. Totalitär gesehen war der Pool vom sexuellen Aspekt gesehen und außerdem sowieso Rhabarber das gar herrlichste! Walter stand dann auch bei Homer, der ein unglaubliches Tempo drauf gehabt haben muss, unterm Dach. Wobei ich mal anmerken muss das Homer das ganze Zeug nicht im Rucksack trägt sondern im Kartoffelsack an den er zwei Jeansbeine als Schulterträger geknotet hat. Nahrungsmäßig gab’s dann Suppe, schmackhaft und sättigend. Danach wurde drüber geredet wie wir die Tour gefunden haben, wobei festgestellt wurde dass sich mein Spanisch einen Zacken verbessert hat. Dann noch einige Details für den nächsten Tag klar gemacht, dann wieder in die Matte, wo ich festgestellt hab dass ich zum ersten mal einen Schlafsack bekommen hab. Bestens! Aufbruch wurde dann auf 8: 30 gelegt, Ankunftszeit in Santa Marta auf grob Nachmittag festgesetzt, der Fahrer der uns in Mamey aufgabelt ist nicht sehr zeitverbunden...

11.4.05
Plan wurde kurz geändert, waren schon um 8 startklar. Die Hitze droht an dem Tag dann richtig heftig zu werden und wir mussten über Highnoon durchmarschieren. Eric hat inzwischen Magenprobleme und schnorrt die Klopapierreste aus allen Rucksäcke zusammen. Gegen Mittag haben wir dann den höchsten Punkt der Route passiert und den Abstieg angepackt, ging nicht so auf die kaum vorhandene Kondition, eher auf die schon aufs äußerste gereizte Beinmuskulatur. Konnte nicht glauben dass ich den ganzen Weg schon mal in der anderen Richtung runtergerissen hab. So gegen 1 sind wir noch mal in den "natural pool" vom ersten Tag gesprungen, dann weiter, gute 30 min bis Mamey. Halbe Stunde später war der "Chiva" wieder beladen, war irgendwann mal ein Toyota Landcruiser, Komplettumbau, sehr geiles Gefährt! 2 Stunden später wieder Ankunft in Santa Marta, die Kanadier haben sich bereiterklärt meine Postkarten, die ich vergessen hab in Venezuela einzuschmeißen in eben dieses Land mit zu nehmen und sie da in die Heimat zu schicken. Ha! Hab schon gedacht ich muss extremen Stilbruch begehen und die Teile mit kolumbianischen Marken auf den Weg bringen.
Bei Ralph war alles beim alten, hab ihn wie vereinbart nach einem kurzen Collectivotrip im Dive Buceo in Taganga wieder getroffen. Hat sich doch nicht verdrückt, hat 5 Tage lang exzessiv konsumiert und war paar mal am Strand. Beist sich jetzt nur in den Arsch dass er keine Tauchkurs gemacht hat, ist spottbillig bei Max, gibt auf dem ganzen Planeten nur noch in Honduras vergleichbare Preise. Ist ihm aber leider erst am 4. Tag oder so eingefallen. Nach einer Dusche und einer Tüte haben wir dann beschlossen noch eine Nacht zu bleiben, das BBQ mitzunehmen und die Vorzüge einer Matratze genießen. Die Grillaktion stellte sich dann als ganz lockere Fete raus, 7000 col$ für alles, Bier inklusive. Waren dann auch noch Marc, ein Deutscher, und seine panamesische in Kolumbien geborene (oder andersrum) Freundin vor Ort. Perfekte Konversationsmöglichkeiten, ich muss mein Spanisch aufbessern, sie ihr Deutsch, haben dann bestimmt 2 Stunden über alles Mögliche philosophiert, ich auf Spanisch sie deutsch, der einer verbessert den anderen. Außerdem wurde erörtert dass es Vatertag sogar in Mecklenburg-Vorpommern gibt! Fragende Blicke ihrerseits beim Wort "Vatertag", Antwort Marc: "Dia de hombres....", sie: "Ooouuuuhhhhh". Dann gab’s irgendwann am Abend noch eine kurzzeitigen Höhepunkt, ein frisch gebackener Divemaster bekam seine Taufe verpasst: Maske und Schnorchel umgeschnallt, und durchs Rohr dann ne halbe Flasche Rum verpasst.... Das heftige ist dass du keine Luft bekommst in der Zeit in der du die Taucherbrille auf der Nase hast und der Schnorchel unter Rum mit Belägen von 43 Volt steht! Hat nicht schlecht gekotzt. Der Abschluss des Abends war dann wieder der Packen Santa Marta Gold den der eine Ralph vom anderen organisiert hatte. Hat mich dann ziemlich ins Bett gepresst....

12.4.04 Montag, Ostermontag nämlich!
Tag der Abreise aus Taganga, wollten weiter nach Cartagena, eine Kolonialstadt weiter im Westen. Ralf kam noch zum Abschied vorbei, noch den restlichen Spraat untergebracht wodurch sich die Abfahrt um 2 Stunden verzögert hat und das Frühstück auf 3 Croissants von der Tienda gegenüber erweitert wurde. Aber losgekommen sind wir dann doch noch, und besser hätte es nicht laufen können: Collectivo, noch einen Jugo natural de Mango geschüttet, Dank unserer Stammbedienung ein Taxi für 3000 col$ zum Busbahnhof und gleich einen Buserwischt der 5 sec später nach Cartagena unterwegs war und da um 5 ankam. Ralph wollte dann ins Hostal Baluarte, hat in Taganga einen Tipp bekommen. War zwar eher fürs Casa Vienna, bin dann aber mit weil’s mir eigentlich egal war. War OK, Preis hat gestimmt, war nur nix los, obwohls echt ein ziemlich schöner Bau war. Stadttechnisch isses sehr geil, hat nur alles zu. Wegen Ostermontag. Ach ja, auf dem Weg von Santa Marta nach Barrancilo war mal wieder Polizeikontrolle mit "Alle raus ausm Bus" und "An Bus stellen mit Beine auseinander und abklatschen".

13.4.04
Haben die Nacht im Balluarte ziemlich gut rumgebracht, Ralph pennt mal wieder ewig, ist schon 2 mal durch meine Person geweckt worden aber jedes Mal wieder verratzt. So kurz vor Mittag hat er’s dann noch gepackt und wir sind zwecks Kontakten, Netzanschluss, Küche und Infos über die Passage nach Panama ins Casa Vienna umgesiedelt. Vom Ambiente eines der abgefahrensten Hostels bisher, wieder offener Kühlschrank und Menge Leute mit Infos zur Überfahrt nach Zentralamerika. Segelboot kommt leider nicht mehr in Frage, zu Zeitintensiv, muss Anfang Mai Steffi in Mexico treffen. Also Flug, Fähre wurde vor einiger Zeit eingestellt, kein Schwanz weiß warum. Howard, ein Kerl aus den Staaten, ist zu uns gestoßen, will in die gleiche Richtung weiter wie wir und spricht fließend Spanisch, wird sofort ausgenutzt um bis zur Copa-Airline durchzukommen und dort mit einem Ticket für 197 US$ die Reisekasse zu sprengen. Bei Ralph gab’s wieder Stress, hatte kein Cash, wollte nach was günstigerem schauen, blabla. Hab dann noch schnell im Casa de cambio 100US$ Scheck in Bares verwandelt um in Panama was in der Tasche zu haben und mich dann wieder mit Howard getroffen. Der Nachmittag wurde dann im "Museum der Inquisition" verbracht, und anschließend wurden noch eine Hand voll Souvenirs auf die Kreditkartenrechnung geschrieben. Gegen Abend hab ich Ralph dann wieder im Hostel getroffen, was gekocht und anschließend die Küche auf dem Dach mit dem restlichen Zeug aus Santa Marta vernebelt, was in absolutem Chaos und Lachkrämpfen ausartete....außerdem wurde mal wieder die Tatsache der Winzigkeit der Welt festgestellt: Die Australierin vom Amazonasboot ist im Casa Vienna abgestiegen, unglaubliches wiedersehen, passiert aber immer wieder.

14.04.004
Ralph kommt wieder nicht aus der Kiste, mir egal, zieh ich eben alleine los. Gab organisatorisch noch paar Sachen zu erledigen. Frühstück, Post, Bargeld, Piratenmuseum, auschecken. War alles zwischen 8 und 11 erledigt, Piratenmuseum war sehr geil, zwar auch viel allgemeines Seefahrerzeug aber auch ewig viel über Francis Drake usw. Ralph hatte mal wieder Probleme mit der Liquidität, und das Hostel nimmt keine US-Währung. Um kurz vor 12 waren wir dann am einchecken am Aeropuerto wo noch mal schlappe 32US$ Exittax entrichtet wurden. Abflug 14:15, Landung 16 sonst was, Panama City. Über Propaganda dann rausgebracht dass wir per Bus zum Placa Concordia müssen, da wieder raus und das Hostal Voyager gesucht, das einzige Hostel in ganz Panama City. Alles andere auf unserem Level sind Absteigen im alten Teil der Stadt der als hochgefährlich für Touristen verschrien ist. Also erst mal auf die sichere Seite. Voyager hat sich dann als WG-ähnlich organisierte Einrichtung rausgestellt, verteilt über den 3. und 8. Stock in einem Wolkenkratzer. Riesiger Balkon, sehr lockere Leute, Eingangstür im Erdgeschoss muss mit der HI-Karte geknackt werden, der Buzzer ist kaputt. Panama City könnte vom Erscheinungsbild her ohne Probleme irgendwo in die USA verschifft werden und keiner würde da was merken, sehr amerikanisierte Verhältnisse, von der Supermarktproduktpalette bis zu den Lebensverhältnissen, alles wie im amerikanischen Norden.

15.4.04
Nach dem Frühstück dass es praktischerweise zum Bett dazu gab dann eine Runde auf dem Balkon nichts getan und dann beschlossen dem Panamakanal einen Besuch abzustatten, an den Schleusen von Miraflores soll laut Blackboard der beste Eindruck rüberkommen. Da angekommen hat sich dann rausgestellt dass es heute keinen Eintritt kostet. Hatten ehrlichgesagt sowieso nicht gedacht was zahlen zu müssen um einen Kanal zu besichtigen. Aber heute war’s umsonst, also rauf auf die Schleusenbrücke und die Containerdampfer beim durchschleppen beobachten. Schon ziemlich beeindruckend, links wie rechts weniger als 1m Platz in der Schleusenkammer. Danach erfolgreich den letzten Bus verpasst und zurück in die Stadt getrampt. Am "Plaza 5 de mayo" dann noch was eingekauft um uns des abends zu verköstigen, die Hosteltür wieder mit der HI-Card geknackt und noch 2 anderen den Weg durchs halbwegs verwirrende System des Voygers gezeigt. Der Rest des Abends wurde auf dem Balkon verbracht um Infos über den Norden von Panama zu organisieren und die Route für die nächsten Tage festzulegen. Was uns zu der Entscheidung brachte mich am nächsten Tag von Ralph zu trennen und alleine nach Boquete in die Berge zu fahren. Er wollte weiter wieder Richtung Strand auf eine Insel noch vor Panama. Konnte aber leider keinen Strand mehr sehen, und dass wir irgendwann getrennte Wege gehen war schon von Anfang an eingeplant worden. Hatten nicht mal im geringsten dran gedacht dass wir überhaupt fast 2 Monate zusammen unterwegs sein würden.

16.04.04
So wurde es dann auch gehandhabt. Da die Strecke in 7-8 Std. zu bewältigen ist ist sie prädestiniert für den Nachtbus, spart Kohle für Übernachtung, geschlafen wird im Bus. Also hatten wir noch einen kompletten Tag in Panama City der genutzt werden will. Nach einer Unterhaltung mit einem Schweizfranzosen konnte dann auch die Frage "Mit was?" beantwortet werden: Panama Vieja soll eine sehr geile Ecke sein, alles noch aus 18-19Jh, nicht die sicherste Nachbarschaft, dadurch aber keine Touristen, aber sehr sehenswert. Also mal wieder auf der Via España einem alten Bluebird gewunken und in Richtung "5 de Mayo" geleiert. Von da dann zu Fuß weiter quer durchs Marktviertel nach Panama Vieja. Und wen trifft man da, mitten zwischen Millionen von Menschen? Howard! Der Ami aus Cartagena! Wieder mal ein nicht geplantes Wiedersehen nach mehreren 1000km. Und außerdem ein Doppelglücksfall, Howard wohnt in der Ecke in die wir wollen und kennt sich da schon halbwegs aus. Nach einem ruhigen Nachmittag quer durch die Gassen der Altstadt und einem Skatespot in einer alten Ruine direkt am Strand ging’s dann wieder zurück zum Hostel. Rucksack war schon gepackt, um 8 hieß es dann Abschied von Ralph, nach 53 absolut geilen Tagen auf gemeinsamer Tour. Bin dann vom Busbahnhof für 15$ nach David gefahren, kälteste AirCon bis jetzt, hab sogar im Pullover noch gefroren wie im Blizzard vor Cap Horn. In David dann mit einem Arbeiterbus weiter nach Boquete, da relativ schnell ein gemütliches Zimmer gefunden und erst mal bis Mittag weitergepennt.

Ab hier hat dann für mich der 17.4. begonnen. Der Tag wurde mal eben locker mit Garnix rumgebracht. Viel gelesen, was gegessen, Karte studiert, paar Wörter Spanisch gelernt und so die handgeschriebene Hausordnung auf der Türrückseite verstanden. Sonst nix. Und dass war mal wieder bitter nötig!

Am 18.4., dem heiligen Sonntag, der hier trotzdem keine Ladenschließung kennt, wollt ich dann die Gegend zu Fuß erkunden, hab mir was fürs Lunchpaket gekauft und den Rucksack geschnürt. Bin dann erst paar Stunden oberhalb von Boquete durch die Kaffeeplantagen gezogen und hab mir die Sonne aufs Hirn scheinen lassen. Auf dem Weg runterwärts haben mich dann 2 Plantagenarbeiter im Pickup mitgenommen da es schwer nach Gewitter ausgesehen hat. Die Entscheidung sollte sich als nicht die weiseste herausstellen, die Fahne der beiden war nicht von schlechten Eltern und die Aussprache auch nicht mehr ganz korrekt....in der Stadt kam’s dann wies kommen musste, der Kerl am Lenkrad fährt voll über ein Stopschild und erwischt einen Geländewagen hinten am Heck. Und was macht mein Amigo? Haut den Rückwärtsgang rein, nächste Querstrasse rechts runter und ab der Fisch! Ich hab dann freundlich zu verstehen gegeben dass ich an der nächsten Ecke raus spring, Stress mit den Cops war jetzt das letzte was ich brauchen konnte. Sen Rest vom Tag hab ich dann faul im Schaukelstuhl im Hostel verbracht und Abends noch einer Gruppe Kanadiern beim Planen ihrer Route Richtung Kolumbien geholfen.

18.4.04
Die Zwiebel hat mich um 7 geweckt, um halb 8 hab ich’s dann geschafft aufzustehen. Laut meinem Hostelvater macht die Post an der Ecke um 8 auf und die Busse fahren alle 10 Minuten. Kurz nach 8 bin ich dann die obligatorische Karte fürn Schmiddn losgeworden und bin mit einem Pfeifkonzert auf den Lippen hinter dem Bus nach David hergerannt. Hat mich dann doch noch mitgenommen. Von dort dann weiter in Richtung "La Frontera". Da einen Trucker gefragt wo ich den panamesischen Ausreisestempel bekomm. Den gab’s dann, zusammen mit einem Sticker, in einer Hütte um die Ecke, von da zurück auf die Straße. Der Trucker steht immer noch im Zoll, fragt mich ob alles glatt gelaufen ist, "Claro" sag ich und frag ihn ob er mich in Richtung San Jose mitnehmen kann. Er lacht, sagt ich soll mir den Stempel von den Costaricanern noch holen und dann auf der anderen Seite auf ihn warten. Besser geht nicht, auf einem Sattelschlepper bis San Jose für 0$. Mit an Bord waren noch sein Sohn und sein Bruder, welcher dann auf einen anderen Laster umgestiegen ist. Die Fahrt war das beste was es seit langem zu sehen gab: absolut verlassene Hochgebirgspässe durch den Cloudforrest von Costa Rica, zwischendrin was gegessen am Truckstop im Dschungel vor Cartago und 8 Stunden beste Unterhaltung auf Spanisch. Außerdem war das Englisch des Fahrers auch nicht das schlechteste, wodurch ich in Situationen in denen die hiesige Landessprache, auf Grund meines lächerlichen Wortschatzes und der schwachen Grammatik, versagte, ausweichen konnte. Wieder einen guten Batzen gelernt. Gegen 8 dann in San Jose angekommen, gab leider keine Busse mehr nach Fortuna, was mich zwang eine Nacht in der Hauptstadt abzusteigen. Das Nomadas Backpackers hatte ich noch auf einem Flyer von sonst wo her in der Tasche, der Taxifahrer konnte die Beschreibung nicht lesen, hab ihn dann einfach gelotst. Er hat öfters mal gesagt wo wir uns grad befinden, ich hab ihm gesagt was die Wegbeschreibung auf dem Flyer dazu meint. Ging astrein, 15 Minuten später hatte ich mich im Nomadas einquartiert. Wenn’s weiterhin so läuft gibt’s keinen Stress bis Mexico.

19.4.04
Erster Bus nach "La Fortuna de San Carlos" ging 8:40 von einem Terminal das ich noch nicht kannte, trotz der Tatsache dass ich in Costa Rica schon mal von San Jose aus in fast jede erdenkliche Richtung gefahren bin. Dachte erst ich starte wieder am Coca-Cola-Busbahnhof, war dann aber eben nicht so. Also auf den Bus gesprungen und 4 Std. später in Fortuna eingelaufen. Die Stadt am Arenal, einem der aktivsten Vulkane der Erde. Im Nomadas hab ich noch brandheiße Tipps von Leuten auf Südkurs bekommen: Beste, billigste Absteige wäre das "Gringo Pete's", Bett im Dorm für 3$ war schnell gefunden, außer mir keiner da, absolut komplett ganzes Hostel für mich! Laut Wetterbericht leg ich den Trip zum Vulkan auf Morgen, weniger Wolken am Gipfel und evtl. kein Regen. Sprach eigentlich nix dagegen einen weiteren Tag mit Nixtun zu verbringen. Eine Runde die Küche eingesaut, gelesen, die Schmidtnpostkartenaktion für Costa Rica durchgeführt und ab und zu die Katze geärgert.

21.04.04
Vernünftig ausgepennt. Nach einem Frühstück aus der Restebox anderer Gäste wieder aufs Sofa verkrochen um mit grauen Festzustellen dass gegen Mittag eine Horde Israelis im Gringos einfällt. 2 waren ganz OK, der Rest wie immer. Luxusausrüstung auf dem Rücken aber über den Preis verhandeln als müssten sie mit 10$ noch bis Alaska, laut wie eine Herde Affen, penetrant und aufdringlich und sofort dass ganze Hostel als ihren Bereich abgesteckt. Sind keine Vorurteile, hab’s auf den letzten Trips einfach immer wieder so erlebt, und zwar immer nur mit Angehörigen dieser Nation. So gegen Nachmittag hab ich dann Bescheid gegeben dass ich mit auf die Tour zum Vulkan fahr. Hat sich dann als sozusagen Scheiße rausgestellt. Absolut aufgeblasene Aktion, billige "Dschungelführung" auf befestigten Wegen um Ameisen und Pflanzen mit riesigen Blättern zu bestaunen, dann auf einem Parkplatz gewartet ob der Vulkan ausbricht und wir die Lava zu sehen bekommen. Fehlanzeige. Dickes Gewitter am Gipfel, alles Grau verhangen. Die heißen Quellen waren dann OK, obwohl ich eigentlich mit wilden Quellen gerechnet hatte, keine Therme die fast schon an Erlebnisbadelandschaften a la "Palm Beach" erinnert. Hab da dann aber noch 3 Tschechen und Slowaken getroffen. Prag kommt auf die Reisezielsliste. Einzige Antwort auf die Frage wie Prag den so ist: "Prague is different."

22.4.04
Bett bei Gringo Pete geräumt, Bus nach Tilaran fährt um 8, von da weiter nach Cañas und Liberia. Gäbe zwar auch Überlandbus der durch fährt bis Nicaragua, ist aber nicht wesentlich schneller, teurer, und interessanter ist es bei den Ticos im Chickenbus alle mal. Auf dem Weg hab ich dann Martin den Holländer kennen gelernt. Von Liberia dann weiter im Collectivo bis an die Grenze. Ging eigentlich alles relativ locker über die Bühne wenn man von dem Schwachsinn ausgeht den sie in Reiseführer und Hostel propagandiert haben. Zack, Stempel, zu Fuß rüberlaufen, Zack, Stempel, fertig. Kurz zum nächsten Collectivo nach Rivas durchgefragt, nach 10 Metern haben wir den Fahrer schon "RivasRivasRivas" rufen hören, war ein 150 Jahre altes Gefährt für 15 Leute, 25 waren schon drin, wir auch noch rein, Rucksack aufs Dach, weiter gewartet, noch mal 4 Mann dazu, dann der Fahrer noch rein und wir konnten los. In Rivas wurde dann beschlossen hier zu übernachten, hat wenig Sinn heute noch auf ein Boot auf die Ometepe zu warten. Bude war schnell gefunden, Bretterverschlag hinter einer kleinen Kirche im Keller einer sehr netten alten Frau. Eine Runde durch die Stadt flaniert, was gegessen, eine Weile mit der rüstigen Hauswirtin getratscht und irgendwann abgelegt.

23.4.04
Nach dem relativ frühen Aufsuchen der Matratze war es kein größeres Problem uns um 8 vom Busfahrer versetzen zu lassen. Laut Fahrplan müsst er eigentlich kommen, tat er aber nicht. Nichts Neues, Alternative war dann Taxi für ca. 50¢ pro Nase nach San Jorge, von wo die Frachtkähne auf die Isla Ometepe fahren. Sind da dann auf den erstbesten Kutter gesprungen und haben es uns auf einem Stapel Reifen in der Sonne bequem gemacht, ab und an mit der 2 Mannbesatzung geplaudert. Der Anblick der 2 Riesen die aus dem Wasser ragen ist der Wahnsinn pur, 2 Vulkane die zusammen eine Insel bilden, Isla Ometepe im Lago Nicaragua. Die Schaluppen sahen zwar schon stark angeschlagen aus und wären beim nächsten Sturm 100% gekentert, hatten aber ruhige See und konnten knapp 2 Std. später in Moyagalpa festmachen. Von da wieder weiter mit Chickenbus mit einmal abspringen an der Kreuzung nach Balgue, der Ansammlung von Häusern unterhalb der Finca Magdalena, der Unterkunft für die nächsten Tage. An der Kreuzung hieß es laut den Einheimischen "Einfach warten, kommt schon ein Bus". Wer einmal in Süd- oder Zentralamerika an einer Bushaltestelle gestanden hat versteht warum im Spanischen das Wort für "warten" und "hoffen" das gleiche ist. "Esperar"......Haben die jetzt gesagt wir sollen auf den Bus warten oder wir sollen hoffen dass einer kommt? Haben dann als aller erstes mal Siesta gehalten, die Mittagshitze kriecht langsam in jede Pore. Irgendwann kam dann ein Pickup vorbei, hielt an und der Kerl hinten drauf winkte uns wir sollten raufspringen. Waren nach kurzem Abklären in unsere Richtung unterwegs auf eine Baustelle, Rucksäcke wurden zwischen Rohren und Zementsäcken verstaut und weiter ging’s. Haben uns dann direkt am Weg zur Finca rausgeschmissen, von da dann in voller Mittagshitze eine Stunde Aufstieg an den Fuß des Madara, einer der beiden Vulkane aus denen die Insel besteht. Die Finca Magdalena war dann absolut traumhaft, uralte Finca die noch immer bewirtschaftet wird, nebenbei einige Ökoprojekte betreut und zufällig Vorbeistreunenden wie uns für einige Tage Unterkunft gewährt. Übernachtungsmöglichkeiten sind schnell gefunden, Martin steigt im Dachgeschoss über der Scheune im Feldbettlager ab, ich binde für umgerechnete 75¢ pro Nacht meine Hängematte auf die Terrasse, Blick auf den See und den Concepcion, der Hammer schlechthin! Für die nächsten Tage bringt mich hier keiner weg, eindeutig einer der besten Orte auf dem Trip! Unbeschreiblich was Panorama, Ambiente oder die Stimmung die hier rumschwingt betrifft! Neben meiner Matte hängen noch 2 die sich als die von Toto und Jörg rausstellen, wies der Zufall will 2 Deutsche die auf der Magdalena arbeiten. Die ersten vernünftigen Leute, neben Martin, seit langem. Bücher tauschen, Palaver über Insiderinfos und andere für den normalen Menschen unwichtige Dinge bei Cerveca und Kerzen, schaukelnd in der Hängematte mit Blick auf den See die halbe Nacht.........

24.4.04
Martin hat mich wie vereinbart um 6:30 aus der Hängematte geworfen, wollten möglichst mit der Sonne los auf den Madaras aufsteigen um vor der Mittagshitze das gröbste hinter uns zu haben. Mussten dann allerdings wegen paar leichten Schauern und Nebelsuppe bis 9 warten. Das Seil dass am Krater gebraucht wird hat schon eine Gruppe hochgeschleppt. Aufstieg war nicht so hart wie erwartet, erst ab der Etappe nach dem 2. Frühstück auf einem Felsen. Ab da wurde es dann allerdings tierisch schlammig bis zum Kraterrand. "Kommt man ja nicht vorwärts in dem Schlick. Wir sollten uns Golfschuhe besorgen!" um mal eben H.S. Thompson zu zitieren... Was dann wieder mal der Abschuss war, war zum einen der Blick bis zum Meer vom Gipfel und der Kletterakt in den Krater. Dachte das wären mal wieder eben so 1,2 oder 3 Meter. Waren aber eher so 15....Patschnasse Felswand, und ich Schuhe vollgesaut bis oben mit Lehm. Praktische Combo. Runter ohne Geschirr oder sonst irgendwelche Hilfsmittel, nur das Seil das die anderen schon angebunden hatten. In der Heimat würden irgendwelche Bürokraten und Sicherheitstheoretiker die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und mit Nervenzusammenbruch eingeliefert werden wenn sie dass sehen könnten. Hier nicht, alles völlig normal, deshalb auch kein Stress und runter ohne viel zu denken. Dann kurz durchs Dickicht gekämpft und beim Kratersee angekommen. Und trotz aller Warnungen musst ich da natürlich rein. Bin erst 10 reingelaufen, über den halben Unterschenkel eingesumpft, dann bis zur Mitte geschwommen, da war’s dann immer noch nicht tiefer als einen halben Meter, dafür ging mir der Schlamm bis zu den Knien. Reinigungstechnisch hat das Bad nicht viel gebracht, eher im Gegenteil, aber es war nass und kalt. Nach erfolgreichem Kletterakt wieder auf dem Rand wollt ich dann unbedingt noch einen Blick durch das Dschungeldach werfen dass sich dicht wie eine gewebte Decke über uns erstreckt. Sind ja auf dem Land aufgewachsen weshalb das "auf Bäume klettern" kein größeres Problem darstellte. In der Krone eines Urwaldkrüppels dann den Schädel durchs Blätterdach geschoben und einen gigantischen Ausblick genossen. Auf dem Weg runter sind wir dann noch über paar alte Steinornamente gestolpert die hier von einer alten Zivilisation stammen, nennen sich Petroglyphen, keine Ahnung wie und woher. Der Rest vom Tag wurde dann mit mehreren Jugos in der Hängematte verbracht.

25.4.04 Mal wieder ein Sonntag so nebenbei...
Laut lustigem Mädchen von der Finca fährt unser Bus nach Moyagalpa irgendwann um 10. Also runter an die Straße, Zwischenstop in Altagracia, Buswechsel, um 1 auf die Fähre nach San Jorge. Da ist dann Paz zu uns gestoßen, Amerikaner aus New Jersey, wohnt momentan aber eher überall, am ehesten wohl in Portland wie er sagt. Eigentlich wollte sein Kumpel Frede der Schwede auch weiter, hatte aber irgendwas heftiges am Magen, hat übelst an der Bushalte gereihert und dann beschlossen erst mal zu kurieren. Von Rivas aus hat’s dann noch mal bis irgendwann Vorabends gedauert bis das Tagesziel erreicht war: Granada, Kolonialkleinstadtkleinod direkt am Lago de Nicaragua. Paz hatte über 2 Ecken was vom Oasis als geeignete Absteige gehört, hat sich dann absolut bestätigt. Großer Innenhof, Leute sehr locker und meinem knappen Budget sehr entgegenkommend. Nach einer seit Tagen wieder nötigen vernünftigen Dusche wurde der Ruf nach was zu Essen fast ununterdrückbar, also raus in die Strassen von Granada, Mangos hatte ich auf dem Weg zwar schon mindestens 2 Dutzend vertilgt, Hunger und Durst waren trotzdem bestialisch. Hunger wurde dann schnell mit Pizza in einer kleinen Hinterhofkaschemme beseitigt, dann wurde sich ernsthaft um den Durst gekümmert. Mehrere Bars und Victoria später hätte es dann fast fatal geendet, fanden dann aber dank der einheimischen Bevölkerung doch wieder zurück zum Hostel.

26.04.04
Hoffe ich bring noch alles zusammen, ist inzwischen der 30. und ich hab mal wieder 5 Tage zu berichten. Begonnen wird zwecks kalendarischer Korrektheit am 26.4. Bin da so gegen Mittag aus dem Stockbett gesprungen und bin nachmittags mit Paz und Devellin raus auf die Straße um mal wieder eine neue Stadt kennen zulernen. Hatten ja die Nacht zuvor schon einen absolut überragenden Eindruck bekommen, die engen unübersichtlichen Gassen und Gebäude noch aus der Zeit von Francis Drake und Konsorten mit unzähligen Bars und Spelunken alleine hatten mehr Flair als in jedem Plastik-5-Sternetempel jemals gezüchtet werden kann. Devellin kannte sich hier schon halbwegs aus, war schon eine Woche hier und hat momentan noch keine Ahnung wohin sie weiter ziehen wird. Werden sie in ein paar Stunden auf den Ometepe-Kolumbien-Trip gebracht haben. Wie gesagt, da sie schon eine Weile hier ist kennt sie was ganz passables kneipentechnisch gastronomisches. Hospedaje Central! Hätten wir gewusst dass die Heimat der Freaks die in Granada halt machen eben dieser Laden ist, wären wir auch hier gelandet! Absolut abgefahrene Leute, Beschallung von Tom Waits bis Pixies, Tische und Stühle in Farben des kompletten Spektrums und Drinks vom Feinsten! Deshalb wurde der Laden dann auch am Abend noch mal beehrt, hatten Martin irgendwann auf irgendeinem Plaza getroffen und beschlossen dass wieder was zu Beißen nötig würde. Der Mohito kam pitcherweise so nebenbei mit auf die Rechnung, vom Bier ganz zu schweigen.........wurde ein schwer interessanter Abend....

27.4.04, der 12. Dienstag auf dem Trip
Laut meinem an Genialität grenzenden Zeitplan wollte ich heute nach Leon aufbrechen. Martin hat genau das gleiche schon vor einigen Stunden getan, hat sich ohne Abschied verkrümelt. Schade eigentlich. Beim Frühstück im Hof des Oasis hat Paz dann spontan beschlossen bis nach Guatemala mitzufahren, Granada war ihm zu heiß um Spanisch zu lernen, außerdem lag ihm die Bewegung noch in den Füßen und er wollte noch nicht für längere Zeit an einem Ort bleiben. Also zum Ticabusplatz gewandert, vorher noch eine Essostation um Bargeld erleichtert (via Geldautomat versteht sich). War nötig, liege Paz schon seit 2 Tagen auf der Tasche, hat ihn aber nicht weiter gestört, Standardspruch die Tage war meistens "Hey Tobi, no problem, i've hundreds of Cordobas!". Heute wurde es dann bei ihm eng, dafür war ich im Vergleich zu den Tagen davor ausgestattet wie die Queen herself. Hab dann ich jedes Mal den lockeren raushängen lassen..."Hey Paz, no problem, i've hundreds....". Geplant wurde dann direkt über Managua bis nach Ciudad Guatemala durchzufahren. Startzeit Donnerstag, Kostenpunkt 33$. Sind dann Mittags wieder in die Stadt, quer über den Markt und durch die Stadt flaniert, hier und da pausiert und diniert, dann abkassiert und weitermarschiert. Richtung Leon, die nächste Etappe. Chickenbus in gewohntem Zustand fuhr 3 Std. quer durch wahnsinnige Hochlandgegend, es hat geregnet und es war irgendwie jedes Mal ein gutes Gefühl wenn der Bus an der Strasse mitten in der Pampa angehalten hat, ein durchgeweichter Nicaraguaner reinstieg und man ihm echte Dankbarkeit ansah als er dem Busfahrer die 10 Cordobas gegeben hat, da er doch heute noch heim zur Familie kommt. Zustände die in Deutschland absolut unbekannt sind, Pendlerstrecken zwischen 3 und 15 Std., je nachdem wie man eben wegkommt, die Arbeit dauert oder das Wetter ist. In Leon war dann das Wetter wieder Standard, gut über 30°, Sonne pur und trocken wie eine Steuerhaushaltsdebatte. Rausgeschmissen hat uns der Busfahrer dann irgendwo in den Outskirts, Fußmarsch in die Stadt war dann zu weit, Taxi war aber schnell eines organisiert und hat uns dann auch für den üblichen Gringotarif bis zur Posada del Doctor gebracht. Bude war sehr angenehm, fast nichts los, ein Dorm für uns, schmoofer Innenhof und ein geselliger Hostelwirt. Sind dann auf die Idee gekommen mal zu klären ob unser Bus auch über Leon fährt, würde uns einen Tag bringen. Tat er aber nicht. Dafür ging er über Estelli. Entscheidung war schnell gefallen, waren die Tage irgendwie sowieso auf einem sehr schnellen Trip, alles hektisch, Chaos und planlose Hoffnungslosigkeit, aber in den Tagen war das irgendwie unser Ding. Also morgen Aufbruch nach Estelli irgendwann nach Highnoon. Abends dann raus in die Stadt, Proviant aufstocken und schlendern. Erkenntnis: Leon ist eine ganz annehmbare Stadt! Urige Kathedrale, verwinkelte Gassen mit Bars und Cantinas überall, Markt beim Plaza, alles irgendwie in einem Zustand zwischen "muss mal renoviert werden" und "noch nicht ganz kaputt", der Charakter kommt auf jeden Fall 100% rüber. Wieder im Hostel dann mal wieder das Schachbrett rausgezogen und festgestellt dass das Reglement von Land zu Land unterschiedlich ist: Paz hatte andere Rochade-Regeln als ich, die Kolumbianer spielen mit speziellen Garde-Varianten. Wurde dann wegen Müdigkeit auf beiden Seiten des Brettes auf unbestimmten Zeitpunkt vertagt, konnten schon nicht mehr zwischen Bauer und Läufer unterscheiden. Der Einzige der unbedingt noch eine Partie spielen wollte war der Hostelwirt. Waren aber leider zu keiner Revanche mehr fähig.

28.4.04
Auspennen war angesagt, hatten ewig Zeit, sind lange über den Mercado gezogen, den größten den ich bisher gesehen hab. Vom Barrakuda über Fahrradschlauch bis zum gebrauchten Wasserhahn war alles zu bekommen. Haben dann auch noch mal Proviant für den Tag mitgenommen, bestehend aus Brot, Avocados, Bananen und Tomaten. Für weniger als 2$... Nach einem Sandwich a la Paz&Tobi sind wir dann Richtung Busplatz gelatscht und haben den Bus nach Estelli bestiegen, 3 Std. später waren wir da. Bleibe war schnell gefunden, Halbfertiges Hostel, sehr praktisch, war zwar noch Baustelle aber günstig. Typische Arbeiterkleinstadt, normale Leute überall, Kids auf den Strassen, die Männer in den Cantinas, die Frauen am Plaza beim allabendlichen Tratsch. Klima war nicht ganz so heiß wie in Granada oder Leon, lagen schon wesentlich höher über dem Meer als die Tage zuvor. Ein Restaurant für das leibliche Wohl am Abend war schnell gefunden. Sehr angenehmes Ambiente, nur Einheimische, meistens Pärchen, keiner hat sich an den 2 Gringos in der Ecke gestört, die Paella war der Hammer und das Victoria kalt. Für den Tag hat es sich auf jeden Fall gelohnt noch hier her um zu schwenken.

29.4.04 Aufbruch zu "3 Länder an einem Tag"
Dachten erst wir müssten um 3:30 die Schaumstoffmatte auf der Baustelle verlassen, konnten dann aber doch bis 5:30 pennen, der Bus kommt irgendwann um nach 6 an der Essotankstelle an. Um 7 kam er dann auch, aber er kam, was hier schon nicht mehr unter 100% selbstverständlich läuft. Aufgeschwungen und mal wieder einen seichten Bustag verbracht. Erst eine Ecke von Honduras abgeschnitten, dann nach El Salvador weiter. In der Hauptstadt dann abends mit mulmigem Gefühlen aus dem Bus gestiegen, in der Nacht zuvor gab’s Ausschreitungen mit 22 Toten, Brandstiftung in Telefonzellen bis zum Reisebus. Haben im Bus noch einen Exildeutschen getroffen der seit Jahren in Brasilien in einer Kommune lebt und sich dem Mayakalender verschrieben hat. Laut eben diesem ist Paz im Zeichen des "Elektrischen Hunds" geboren, ich unter der "Großen Sonne". Die Nicks waren von da an nicht mehr wegzudenken: Supersol & Electric Dog! Übernachtet wurde gleich gegenüber der Ticabusbaracke, in einer anderen Baracke, verschließbare Tür vorhanden, mehr ist heute Nacht nicht wichtig.

30.4.04
Aufbruch in San Salvador im Morgengrauen ohne größeren Stress, Bordercrossing dann nach Guatemala auch ohne Probleme, nur Paz musste noch mal 10US$ abdrücken, wie schon in El Salvador, wie alle Nordamerikaner eben. Für Europäer freier Eintritt, gewisse Vorurteile scheinen also vorhanden zu sein. Von Ciudad Guatemala waren es dann noch gute 2 Std. per Chickenbus nach Antigua, einer sehr geilen Stadt wie ich inzwischen behaupten kann! Paz und ich irren erst mal quer durch die Gassen auf der Suche nach einer Hütte in der er schon mal abgestiegen ist, nennt sich "Jungle Party" und ist anscheinend umgezogen. Nach erledigen des Check Ins (Tragt euch da auf der Tafel ein in welchem Bett ihr schlaft, fertig) ging’s gleich wieder raus in die Stadt, Stimmung war der Wahnsinn, irgendwo wurde geheiratet, das Wetter war gut, die Leute glücklich! Überall geht’s drunter und drüber, am Plaza beim Stadtpark gab’s einen Gebrauchtbüchermarkt, die Bars sind uriger denn je, zeitweiße versteckt in alten, eingestürzten Kirchen! Abends haben wir dann Frede wiedergetroffen, hat uns spontan eingeholt nachdem er auf der Ometepe seinen Magen wieder in halbwegs verdauungsfähigen Zustand versetzt hat. Und wir sind ihm dann eben zufällig in einer Bar über den Weg gelaufen. Das Gallo lief in Strömen, die Laune stieg ins wahnsinnige! Außerdem haben wir Rene noch getroffen, eine ganz schnuckelige Holländerin, was zur absoluten Chaoscombo für die nächsten Tage führte: Ami-Deutscher-Schwede-Holländerin......

1. Mai, laut Hakawerk-Kalender "Ges. Feiertag"
Paz hat mir nach dem Frühstück die große Antigua Tour verpasst, von ungefähr 288 Kirchen und Kathedralen bis zum abgefahrensten Luxuslodgehotel das wieder mal in einer alten Kirchen untergebracht ist und in dem auch Clinton schon abgestiegen ist hab ich alles gesehen, astrein so ein privater Fremdenführer! Danach ging’s dann im Cafe No sé die dicksten Buritos in Town und ein Kloster das uns nach Verhandlungen auf Studentenpreis reingelassen hat. Irgendwann dann noch beim Markt neben der Kathedrale vorbeigeschneit, eine Tasche für den täglichen Bedarf erstanden und noch eine Familie besucht bei der Paz für die nächste Zeit wohnen und Spanisch lernen will. Abends haben wir uns dann im Jungle Party mit Rene und Frede getroffen und sind wieder mal übermäßig durch die Bars und Kneipen gefallen. Nachts, nach paar Stunden Schlaf wurde unsere Dorm-Tür aufgerissen, 2 Kerle mit gezogenen Pistolen und Pumpguns stürmen rein und schalten Licht ein. Haben sich nach dem ersten Schock unsererseits dann als Polizisten entpuppt, suchen einen Einbrecher. Der Einbrecher hat sich dann als ausgesperrter Hostelbewohner rausgestellt, war Halbkletterhobbyprofi, wollte übers Dach in den Innenhof springen....

Der Tag des Herrn, Wiedermal, Sonntag der 2. Mai, Omageburtstag
Die gesegnete Nachtruhe wurde vormittags beendet, Frede wollte sich um 9:30 blicken lassen um ein gemeinsames Frühstück zu beschreiten. Hab mich dann breitschlagen lassen zu brunchen, wurde eben Mittags nichts gegessen! Und es hat sich 100% gelohnt, der Brunch war der Wahnsinn in Dosen! Ich konnte mich anschließend für ca. eine Stunde nicht bewegen, hab’s auf dem sehr stylischen Menü vom Cafe No sé (Bild klicken) vermerkt was wir zu dritt verdrückt haben, nur die Bloody Marys haben wir nicht geschafft, wäre der Abschuss gewesen.... Danach dann erst mal Verdauungsspaziergang, Frede hat sich auch noch eine Tasche zugelegt. Hier verlangen die Frauen die die Teile knüpfen ca. 4-5 US$ für eine, auf deutschem Boden werden die Teile als hippe Alternative-Accessoires auf Festivals und anderen Veranstaltungen fürs 5-fache gehandelt.... Da am Sonntag ab 8 abends in Guatemala die Prohibition wieder belebt wird und in der Öffentlichkeit kein Alkohol mehr ausgeschenkt wird und im Hostel BBQ angesagt ist wird der Abend und die Nacht im Hostelinnenhof verbracht. Paz ist dann noch losgezogen um Frede abzufangen, wollten uns eigentlich in einer Bar treffen, ich hab die Stellung im Hostel gehalten falls er mich vorher aufgabeln will. Irgendwann hatten wir dann alle wieder gefunden, die Tische im Hof wurden zusammengestellt und es gab ein BBQ Güteklasse A für 4Q, Bier inbegriffen. Haben dann noch so halbwegs in meinen Geburtstag reingefeiert, K-Man (Ein Norweger, der will dass man ihn so nennt, da keiner seinen Namen aussprechen kann) und ich haben dann noch bis genau 23:50 durchgehalten, dann haben wir obligatorisch kurz vor 12 die Segel gestrichen und haben uns hingeschmissen.

3. Mai, Befinde mich nun seit genau 23 Jahren auf diesem Planeten
Bin um 8 aufgestanden, hab den Rucksack gepackt, die Zeche gezahlt. Dann los noch paar Bücher verkaufen, der Typ der sie mir abnehmen will kommt aber erst um 10. Hab dann dummerweise keine Zeit mehr, muss um 12 schon in Ciudad Guatemala auf den Ticabus springen um am Mittwoch die Steffi in Mexico zu treffen. Also zurück, Gepäck auf den Chickenbus geworfen, eine Stunde später dann planmäßig den Bus erwischt und die Grenze nach Mexico bei Tapachula überquert. Da hat sich dann abends noch ein Nachtbus nach Tuxtla Gutierrez erbarmt mich mitzunehmen, konnte also mal wieder im Bus nächtigen und Geld für Quartier sparen. Ankunft Tuxtla: 5:00 AM.....

4. Mai, Dienstag
Wenn ich gewusst hätte dass das so geschmiert läuft wäre ich noch einen Tag in Antigua geblieben. Kaum eine Stunde nach meinem Eintreffen in Tuxtla Gutierrez ging ein Bus nach Villahermosa. Ein Hoch aufs mexikanische Verkehrswesen! Hab dann mit Nachdruck einen billigen Bus verlangt, 2nd Class ist völlig ausreichend und schont die MasterCard. Mittags war ich dann in Villahermosa, dem Primärziel für diese Woche. Eine hässliche Stadt...Da die Gegend hier Erdölgebiet ist und Villahermosa das Zentrum ist es nicht gerade die günstigste Gegend um abzusteigen, das Tabasco ist das billigste mit 170 Pesos pro Nacht. Muss den Kurs zu Dollar checken....War dann noch ziemlich gestresst vom Bustrip und hab den restlichen Tag mit Nahrungsaufnahme und im Bett verbracht.

5. Mai, Ankunft Steffi!
Der Tag selbst ist schnell erklärt, bin irgendwann gegen Mittag ausm Bett gestiegen, hab "die große Wäsch und den kleinen Käsekung" erledigt, was zum Beißen organisiert und sonst eigentlich nur die Matratze belagert. Gegen 7 bin ich dann los und hab verzweifelt versucht ein Collectivo zum Airport zu finden. Soll eins geben, hab’s aber nicht gefunden, auch nicht mit der sehr freundlichen Hilfe einer schwulen Nutte. Also doch ein Taxi gewunken, Preis ausgemacht den mir mein männlich/weiblicher Kumpel noch verraten hat, sonst wäre ich wieder mit 5-fachen Gringotarifen hingekommen. Hab ja nichts dagegen den Einheimischen hier ab und zu mit Touristenpreisen zu einem besseren Geschäft zu verhelfen und ich werd mich hüten um einen Dollar hin oder her zu verhandeln wie es bei manchen Backpackern ziemlich extrem gemacht wird. Aber wenn aus 4 Dollar Normalpreis gleich mal 20 Dollar Touristenklasse werden muss ich auch auf mein schmales Budget schauen. Um kurz vor neun hat der Bomber aus Mexiko-City in dem die Steffi sitzen soll aufgesetzt. Hat gegrinst wie ein Schneemann als sie aus dem Gate kam! Begrüßungszeremonie vollzogen, Tratsch aus der Heimat und meinem Trip aktualisiert, Collectivo organisiert und Richtung Centro aufgebrochen. Gepäck abgeladen und beschlossen noch was flüssiges, alkoholisches, gerstenhaltiges zu suchen um das Ziel für die nächsten Tage festzulegen. Am Tacostand an der Ecke wurden dann mehrmals 2 Sol beordert und als nächste Etappe Palenque festgelegt, da Villahermosa echt Überhauptnix zu bieten hat. Nach San Salvador die hässlichste Ansammlung von Häusern auf einem Haufen!

6. Mai
Rucksack also wieder verschnürt, Hotelrechnung mit Zähneknirschen bezahlt und zum Busterminal gelaufen. Die Busse in unsere Richtung gehen alle Stunde, war also kein Stress noch einen Platz zu kriegen. 2 Std. später schrie der Busfahrer gelangweilt "Palenque!". Hier schreien sie wenigstens, gab schon oft genug den Fall dass man selber schnallen musste dass man da war wo man hinwollte und nicht aus versehen 5 Std. zu weit fährt. Ein Hostel in der Nähe des Busbahnhofs hat uns dann ein Bett für die Nacht gegeben, dann raus in die Stadt, Lage auskundschaften und eine Hängematte für die Steffi auftreiben. Haben ihr dann eine für 11$ rausverhandelt, somit steht der günstigsten aller Übernachtungsmöglichkeiten nichts mehr im Weg. Die Stadt selbst ist OK, nicht hässlich aber auch nichts besonderes. Noch kurz eine Bar zwecks Essen aufgesucht und meine neue Gefährtin über Liquados aufgeklärt. Danach hat’s ihr wieder das Gestell verbogen, Jetlag hing ihr doch noch in den Knochen.

7.5.2004
Sind früh, nach ausgiebiger Nutzung aller sanitären Anlagen, nach El Panchan aufgebrochen, einer Siedlung junger Leute im Gebiet paar KM vor den Ruinen von Palenque. Collectivo in die Richtung war ohne Probleme zu finden, hat uns dann auch korrekt rausgeschmissen. Vor Ort dann schnell eine Palapa für die Hängematten gesucht und auf einer baufälligen Cabaña gefunden. Rucksack und Ballast bleibt in El Panchan, wir wollen direkt weiter zu den Ruinen. Und die waren pauschal mal nicht ohne! Absolut beeindruckend, riesige Tempelanlagen, Paläste und Pyramiden mitten im Wald, Dschungel wäre übertrieben. Antibrumm war trotzdem literweiße nötig. Einer der Tempel war dann leider geschlossen, weg keine Ahnung was. Ansonsten sind wir vom Tempel des Jaguars bis zum Zentralpalast überall rumgekommen. Nur um eine Pyramide haben sie uns beschissen, war auf jeder Karte verzeichnet, aber in der Realität leider nicht vorhanden. Das Museum lag dann nach Stunden klettern in der Hitze der mexikanischen Sonne gottseidank direkt auf dem Weg und wurde aus zwei wichtigen Gründen aufgesucht, der geschichtliche Hintergrund von Palenque und die Klimaanlage. Wieder in El Panchan hatten wir dann schon 2 Nachbarn auf dem Dach, 2 Jungs aus Mexico die auf einem Trip ohne festes Ziel durchs Land zogen. Nach einer Runde Palaver und austauschen von brandheißen News der Straße haben wir uns in den Rancho weiter vorne geschmissen, war so etwas wie das Hauptgebäude der Siedlung, ich hatte Hunger wie ein Büffel und da gab’s eine Küche mit Koch. Sind dann noch auf mehrere Cervecas geblieben, irgendwann hat dann spontan eine Gauklertruppe, die auch hier abgestiegen ist, ein Paar Sachen zum Besten gegeben, unter anderem Jonglieren mit Fackeln und Feuerspucken, alles unter einem strohgedeckten Dach.....

8.5.04
Haben spontan beschlossen heute früh in Richtung San Cristobal de las Casas weiterzuziehen. Bus ging zwischen 11 und 12, versprach 5 Std. Bergaufgeschleiche die der nervige Balg hinter mir nicht vertragen hat und deshalb eine anständige Ladung in den Bus gereihert hat. Die Klima lief mal wieder wie Sau und die Fahrtzeit hat sich dann ganz entspannt auf 6 Std. ausgedehnt. Abends ging in besagter Gebirgsstadt dann die Tür auf und wir wurden ins milde Klima entlassen. Auf der Suche nach einem Hostel hat sich dann ein Australier zu uns gesellt, hieß Dean und wusste wo es was zu Übernachten gab, hatte irgendwo noch eine Flyer aufgegabelt. Schluppdizack, 10 min zu Fuß, dann wurden im Magichostel 3 Betten im Dorm belegt. Mein neuer Kumpan aus dem Outback hat sich dann bereiterklärt mir einen Schinken abzukaufen, den Rest hab ich später in der Stadt für paar Dollar abgeworfen. Dann was gefuttert und eine sehr lustige Bartour durch die Stadt angefangen. Einziges erwähnenswerte Etablissement war das "Revolucion", eine schmoofe Eckbar mit gutem Bier und lockeren Preisen, die Touristenfallen in Centro wurden zwar auch mal beehrt, aber nur um arrogant die Freedrinkflyers loszuwerden und kostenlos dem Alkohol zu frönen!

9.5.2004 Nicht erwähnenswerter Feiertag
Der erwartete Kater blieb überraschend aus, also raus und schauen obs irgendwo eine Ecke gibt die Mittags noch was zu Frühstücken auf den Tisch stellen. Dann in die Stadt und auskundschaften was es mit den Straßen von San Cristobal so auf sich hat. Vom Stil her wieder ultra-kolonial, erinnert mich schwer an Antigua. Erste Station war der örtliche Mercado Municipal, wie immer chaotisches Feilschen der Händler und Kunden um Sachen von Kuhfuss bis Fahrradschlauch. Ach ja, auf der Fahrt nach Hier sind wir durch ein Kaff gefahren in dem vor der Metzgerei am Straßenrand 50cm lange Kuhfüße standen. Ich hab mich halb totgelacht, Steffi fands weniger amüsant, eher eklig.... Jedenfalls sind wir nach dem Mercado (nachdem es aufgehört hat zu pissen) wieder runter zum Plaza, hab da dann noch ein T-Shirt vom Subkommandante Marcos zu meinem dürftigen Bestand hinzugefügt, hab jetzt schon 4 T-Shirts dabei! Die Kirche auf dem Berg über der Stadt wurde zwar hochgepriesen, war aber nicht der Brecher, hab evtl. auch einfach schon zu viele von der Sorte gesehen..... Auf dem Weg zurück zum Magic hat es dann zu dermaßen zu schiffen angefangen dass gleich mal alles komplett durch war. Aufbruch im Morgengrauen musste also um 1 Tag verschoben werden.

10.5.04
Tja, lange Hose ist leider noch nicht trocken, also wieder in die Kurze, Pullover ist zum Glück nicht nass geworden, hatte gestern nur das Hemd an. Da der Trip in Richtung guatemaltekische Grenze auf Dienstag verlegt wurde konnte ich heute die restliche Kleinscheiße wie Touristenkarte zahlen (19 US$!!!), Postkarten schmeißen und Bus organisieren. Der beste Weg ging wieder zurück über Palenque und von da dann weiter bis rüber nach Guatemala. Ansonsten ist an dem Tag nicht sonderlich viel passiert, hab nur noch mit dem Hostelchefreservationskönig den Orangenbaum geplündert und gehofft dass die beschissenen Chucks trocken werden.

11.5.04
Haben gegen halb 6 das Hostel geräumt, der Bus hat sich dann irgendwann in die Serpentinen geschwungen und wir haben mit 2 Packungen Keksen Reiseproviant die Sierra wieder verlassen. In Palenque dann kurz zur Collectivostation durchgefragt, mal wieder die Uhr um eine Stunde korrigieren (keine Ahnung warum, hab das mysteriöse System bis heute nicht kapiert, wird zeitweiße in guatemaltekischer Grenzzeit gerechnet...), um 13:00 Start mit 16 Mann im Toyota-Minivan mit Kurs auf Frontera Corozal. An der Station dann noch Nicole aus Berlin kennen gelernt, hatte mittelschwere Verständigungsprobleme, hab kurz ausgeholfen und dabei festgestellt dass sie das gleiche Ziel hat wie wir. Paar Stunden später waren wir am Grenzfluss wo wir noch mal 300 Pesos für die Überfahrt nach Bethel in Guatemala abgedrückt haben. Ließen dann auch nicht mit sich verhandeln und dann gar nicht mehr fahren. Ging dann aber doch noch glatt, Ausreisstempel gab’s in einer Hütte zuvor vom Zöllner oben ohne der absolut keine Lust hatte sich da wegen irgendwas stressen zu lassen. Stempel rein, Ende. Vom Ufer aus dann auf die Lancha gesprungen, halbe Stunde fahrt den Fluss runter, sehr geile Landschaft genossen und mal wieder eine Tropenschauer unter einem Behelfsbastdach abgewartet. Dann in Guatemala festgemacht, den Hang vom Ufer raufgehetzt und zum Officina de immigration durchgefragt. War wieder eine Bude, das einzige was darauf hingewiesen hat dass die Kneipe auch Einwanderungsbüro ist sind die Schilder "Entrada" und "Salida" die an der Vorderseite der Bar angenagelt sind.....2 Kerle im Unterhemd sitzen davor und schieben mit einem Elan wie man sie sonst nur von deutschen Beamten kennt Münzen und Spielkarten über den Tisch. Dann wollte der Grenzbeamte für den Stempel den er mir gegeben hat noch 5 US$ pro Person "für Service nach 3 Uhr Nachmittags", wurde dann mit einem Lachen quittiert und dem Kumpel freundlich erklärt dass ich schon mal in Guatemala eingereist bin und deshalb weiß das eine solche Gebühr einfach nicht existiert. Nicole hat dann ihre restlichen Pesos zu einem ganz passablen Kurs noch bei einem Kumpel der 2 in Quetzales getauscht und alle waren glücklich übers Geschäft. An dem Grenzübergang kommen Touristen nur alle paar Monate durch, weshalb natürlich versucht wird aus denen die es in die Gegend verschlägt maximalen Profit zu schlagen. Dann wurde der Chickenbus nach Flores bestiegen, hat noch 10 Minuten wegen uns gewartet. Ankunft dann so gegen 9, kurzes Streitgespräch mit dem Taxifahrer der uns mal wieder zu einer völlig überteuerten Bleibe (die ihn schmiert) bringen wollte, unsere sei ja schließlich voll. Hat uns dann aber mit Zähneknirschen doch vorm Doña Goya abgesetzt. War ein ganzer Dorm für uns frei, die Sicht auf den See vom Dach aus war der Wahnsinn in Dosen. Morgen geht’s weiter nach El Remate, ein Tipp einer Israelitin aus Antigua, heute gibt’s kein Collectivo mehr in die Ecke.

12.5.04
Anständig ausgepennt, dann mittags weiter Richtung Santa Elena, 2 Chickenbusses später waren wir in El Remate. Und ich bin begeistert! Sehr ruhiges Kaff an einem knallblauen See, so gut wie nur einheimische Bevölkerung und absolut "tranquillo"! Laut israelischer Informantin in Antigua gibt es eine würdige Absteige irgendwo am Ortsende, das "Sak Luk". War schnell gefunden, konnten für 15Q (ca. 2US$) unsere Hängematten unter eine Palapa über der "Rezeption" (ein Plastikgartentisch) hängen, alles offen, ein Palapa eben! Von da hatten wir dann einfach einen mörderischen Blick auf den See und das halbe Dorf! Mein erster Kommentar zur derzeitigen Lage: "Hier bringt mich erst mal keiner mehr weg!". Die Idee spontan paar Bier zu vernichten kam dann von Nicole und wurde von mir mit Begeisterung aufgenommen. Unten saß dann noch ein Einheimischer namens Milo und Alvaros, der Kerl der den Laden schmeißt. Die 2 waren schon seit wir angekommen sind mit der Durchführung von Nicoles Idee beschäftigt, wir haben uns dazu gesetzt und freudig der Sache angeschlossen. Nicoles Grassvorrat wurde dann auch noch auf Null gefahren, Absturz vorprogrammiert. Die Stimmung stieg ins übermäßige bis ich dann abends irgendwann an meine Grenzen kam und erst mal für 2 Stunden in die Matte gestiegen bin. Alvaros hat dann spontan beschlossen die ganzen Freaks aus dem Hostel zu bekochen, jeder steuert was aus dem Rucksack dazu, Gemüse kam aus dem Dorf, fertig, ein Riesentopf, für jeden eine oder 2 Kellen voll Gemüsepampf vom feinsten! Anschließend ging’s dann da weiter wo wir nachmittags aufgehört hatten, paar Israelis war horsttechnisch versorgt.....

13.05.04
Die durch den Vortag mitverschuldete Faulheit hat mich erst gegen Mittag aus der Matte gelassen, weswegen die Ruinen von Tikal auf den nächsten Tag vertagt wurden. Auf dem Weg zum Frühstück noch an der Tienda an der Ecke vorbeigeschaut und Alvaros Baustelle für seine Boutique begutachtet. Eine Boutique ist hier aber teilweiße was anderes als bei uns muss hier kurz vermerkt werden. In Guatemala wird in der Boutique alles verkauft was man an Material für den täglichen Gebrauch verwendet, also Klamotten bis Kleinzeugs für Haushalt, Frisörstuhl steht auch drin, außerdem gibt’s natürlich die brandheißen News aus der Umgebung. Nicole hat dann beschlossen am nächsten Tag wieder eigene Wege zu gehen, unser Kurs führte ja wieder nach Mexico, da hatte sie aber schon ziemlich alles gesehen und wollte weiter in Richtung Panama. Nachmittags bin ich dann kurz nach Santa Elena gefahren, Kohle holen, Bus klar machen, Schmidtn eine Karte schreiben. Danach dann weiter die Hängematte ausgeleiert und gewartet dass sich der Hunger wieder meldet. Um Abhilfe für dieses Gefühl zu schaffen sind wir dann mit Milo und einer Französin in die Hütte gegenüber. Vorher noch schnell bei Alvaros Baustelle vorbei und bei einem Kumpel eine Handvoll Grass bestellt, Kostenpunkt, wie überall auf diesen Kontinent, lächerliche 2 US$ für eine Faust voll Dope. Wie der Abend dann weiter verlief spottet jeder Beschreibung und kann sich jeder selbst vorstellen.

14.05.04
Folgendermaßen: Frühstück an der Tienda um 11, paar Ecken lang rumgetrödelt. Nicole noch paar Tipps für die Südroute aufgeschrieben, verabschiedet und schließlich irgendwann dann Richtung Tikal aufgebrochen. Der offizielle Bus fährt um 2:30, wir sind gegen 1 auf einen Chickenbus aufgesprungen der laut Fahrer und Haltestellenschreier zum Eingang des Parks fährt. Hat er auch gemacht. Für 5Q. Nur sind es vom Eingang bis zu den Ruinen noch 17km. Also, Ticket gekauft und gefragt obs möglich ist von hier irgendwie Richtung Ruinen zu kommen. Die 2 Amigos die die Karten verkauft haben drückten uns noch eine "Mapa" (siehe links) in die Hand und schickten uns mit der Info dass ab und zu mal Lieferwagen und anderes fahrendes Volk durchkommt wieder an die Strasse, wir sollten die mal fragen. Viertelstunde später hat uns ein Transporter für umsonst mit zum Hauptknotenpunkt des Parks genommen. Von da an ist es dann zu Fuß zu bewältigen. Routenmäßig haben wir dann versehentlich alles von hinten aufgerollt, hat sich aber als sehr praktisch rausgestellt, da uns so ziemlich alle Touris entgegen kamen und bei unserer Ankunft schon ziemlich alles von der Anlage durch hatten. Sind alle am Gran Plaza rumgegammelt, war sehr völlig überfüllt, ich war schon der Depression nahe, da ich dachte es wäre überall so voll. War aber nicht der Fall. Eher Gegenteil, hatten fast alles komplett für uns! Sind dann über dann Palast bis rauf auf den Tempel IV. Auf der Spitze hat’s mir dann fast die Sprache verschlagen, der Blick ist der Wahnsinn, nur Regenwald bis zum Horizont und überall ragen die Überreste von Tempelpyramiden und Palästen aus dem wie eine Wiese erscheinenden Dschungeldach. Außer uns war noch ein sehr lockerer Wachbeamter da oben, passt auf dass keiner was vandaliert oder Abschmiert. Saß da nur auf der Treppe und hat auf den Sonnenuntergang gewartet, hier das sicherste Zeichen für baldigen Feierabend. Hat mir dann auch die Info gegeben dass hier Teile von STAR WARS gedreht wurden, die Dschungelszenen von Teil 1 glaub ich. Von da hätten wir uns dann fast im Busch verirrt, hätte gepasst, war in dem Teil der sich "Mundo Perdido" nennt, zu Deutsch die "Verlorene Welt". Waren aber optimistisch und nach 15 min Waldweg sind wir in einer Ecke von Tikal rausgekommen der erst mal ausgiebiges Kartenstudium erforderte um identifiziert werden zu können. Von da dann über den Platz der 7 Tempel runter zum Tempel V, noch mal ein Riesenaggregat wo ich alle meine Überredungskunst gebraucht hab um die Steffi zu einem Aufstieg zu bewegen (Zitat vorher in D beim Peter nach dem 2. Becks von ihr: "Ich will fei zu die Pyramiden, und ich will da nauf!!"). Sie ist dann nach 10 min zähen Verhandlungen doch zu mir hoch gekommen und hat’s nicht bereut. Von da ging’s dann wieder durch den Dschungel zum Gran Plaza und der Acropolis Norte. Eigentlich einer der beeindruckendsten Teile Tikals, und siehe da, um kurz nach 5 hat es die ganzen Touris die hier vorhin rumgeflackt sind schon in die Souvenirshops und Restaurants getrieben! Sehr geil für uns! An alle die da hin wollen: Scheiß auf die überall propagandierte Regel: "Möglichst früh da sein, so um 7 in der Früh". Geht nachmittags und lauft anders rum vom Ausgang her rein, geht genauso. Wetter ist gleich und ihr habt Ruhe auf dem ganzen Gelände! Sind dann mit dem letzten Collectivo wieder nach El Remate und haben noch eine Deal mit dem Fahrer gemacht dass er uns am nächsten Früh um 5 aufgabelt und nach Santa Elena chauffiert, da der Bus unserer Wahl da um 6 weiterfährt. War zwar verhältnismäßig teuer, wollte mich aber nicht auf mein Gefühl verlassen dass um diese Zeit auch schon Arbeitercollectivos unterwegs sind, Bus hatte Priorität. Nicole war inzwischen aufgebrochen, Milo saß noch unten, zum Abschied noch einen konsumiert, dann abgelegt.

15.5.04
Am heutigen Tag soll Guatemala via Belize in Richtung Mexico verlassen werden. Der Kumpel mit dem Taxi war pünktlich, mein Gefühl was die Collectivos und Pick-Ups anging lag aber trotzdem richtig. Außerdem mussten wir dann feststellen dass der Bus sowieso über El Remate gefahren ist. Kagge. Wären 2 Stunden Schlaf und 120Q im Budget mehr gewesen. Wird als Kollateralschaden mitverbucht und vergessen. Zackdiflack 2 Grenzen passiert und um 4 oder so (schon wieder mal andere Zeit) in Chetumal angekommen und gleich einen Bus weiter nach Tulum genommen. Hat 3 Stunden gedauert, bei Ankunft war’s schon stockfinster. Ein Typ am Terminal hat uns dann das Papaya Playa schmackhaft gemacht, ein Laden der halbwegs das war was wir suchten, mehr oder weniger günstige Hütten am Strand. Wurde dann aus Faulheit noch groß zu suchen als Nachtlager auserkoren. 5 Minuten später hat uns der Taxifahrer am Strand rausgelassen, wir rein an die Bar die die Schlafplätze vermittelt und 10 sec später einen Tipi organisiert. Besteht aus einem Indianerstylezelt mit einer alten Matratze und einer Obstkiste als Abstellmöglichkeit für Kerzen. Bestens, mehr wollten wir gar nicht. Danach wurde der schon den ganzen Tag vorrausgeschobene Hunger in der Bar bekämpft, mit allem was die mexikanische Küche hergab. Später haben wir dann noch ein Pärchen aus Belgien kennen gelernt welche die Tatsache dass ich eine Handvoll El Remategrass über die Grenze gebracht habe doch sehr begrüßten....

16.05.04
Nach einem ausgiebigen Frühstück sind wir auf die Idee gekommen uns 2 Bikes auszuleihen und die Gegend per Fahrrad zu erkunden. War nämlich alles ziemlich weit ab vom Schuss. Also 2 Klapperteile mit konfuser Bremsanlage und ohne Schaltung geschnappt und ins Dorf getreten. Kurzer Onlinecheck, dann noch eine Taucherbrille erstanden. Weiß nicht ob ichs erwähnt hab, meine haben sie dem Ralphonso de la Honso in Kolumbien geklaut als ich mich zur Ciudad Perdida durch die Sierra Nevada gekämpft hab. Vom Kaff aus war’s dann auch nur noch einen Steinwurf bis zu den Strandfestungen der Maya in Tulum. War zwar nicht so beeindruckend wie Palenque oder Tikal, trotzdem aber absolut sehenswert. Durch das komplett blaue Meer im Hintergrund und die Bauten auf den Klippen kam das Ganze noch mal komplett anders rüber als die bisher gesehenen Ruinen. War nur leider total überfüllt mit Touristen aus Cancun und Playa del Carmen. Aber der Blick auf den Strand war überwältigend (Ralph bei Gelegenheit Bescheid sagen.....). Von dort aus wurde dann per Bike ein neues Domizil ausgekundschaftet, Papaya Playa ist zu teuer. Das Objekt unserer Wahl: El Mirador. Cabañas für 80 Pesos und eine Bar mit anständigen Portionen und Preisen. Danach zurück zum Papaya Playa wo das erstandene Equipment ersten Tests im Wasser unterzogen wurde. Ergebnis: So lala. Billigteil mit sehr harter Vollschalenmaske, drückt hinten wie vorne. Hab die Steffi dann noch in die hochkomplizierte Kunst des Schnorchelns eingewiesen, nach ca. 1 Minute hatte sie’s kapiert und hat sich begeistert in die Fluten geschmissen um den Meeresgrund nach allem erdenklichen abzusuchen. Zwecks Hungerbeseitigung wurde dann noch das angrenzende Nachbarlokal beehrt, aber immer noch Touristenpreise in 3-facher Höhe, verglichen mit Nontourist-Ecken.

17.05.04
Da man in Tipis durch die Hitze in der Früh, die durch die derbe Sonneneinstrahlung entsteht, saubald nicht mehr pennen kann, bin ich so gegen 8 vom Einstieg aus , fast noch blind, zum Strand gerobbt. Ein Hoch auf den Schachtelsatz! Steffi ging’s ziemlich genauso, haben die letzte Nacht quer auf der Matratze verbracht, ging dank dem Chaos im Zelt nicht anders. Muss hier noch kurz erwähnen dass ich seit einiger Zeit an die ich mich nicht erinnere über eine hier angebotene Schnorcheltour durch die "Hidden World Cenoten" nachdenke. Wollen hier aber 40 US$ für 2 Stunden planschen haben, sehr harter Brocken für mein Budget. Nach dem Frühstück ausgecheckt und auf dem Parkplatz ein Taxi lokalisiert das grad 2 andere abgeladen hat. Denen noch schnell den Tipi-Tipp mitgegeben, dann die 3 km zum El Mirador gefahren. Da angekommen hieß es dann es gibt nur noch was mit Hängematten. Perfekt, Hängematten, Kette und Schloss gehören inzwischen fest zu meinem reichhaltigen Equipment. Die Laube ist pauschal mal der Hammer, komplett am Strand, paar Holzpflöcke als Wand in den Sand gerammt, Palapadach draufgezimmert, fertig. 10m vom Meer entfernt, direkt auf dem Strand und nur Halbverspulte und Freaks. Hier bleib ich erst mal! Den restlichen Tag haben wir dann mit amstrandrumschimmlen, schnorcheln und schmökern verbracht. Beim abendlichen verspeisen von Quesadillas und Tacos ist mir dann beim Anblick des Salzstreuers die Erleuchtung gekommen was mein "Ich-hab-schon-wieder-vergessen-Papers-zu-kaufen" Problem betrifft: Der Gewürzverteilapparat eignet sich bestimmt gut als Topf, kombiniert mit einer 1,5l Wasserbottel gibt das eine astreine Kawumm. Wurde getestet und als absolut tauglich empfunden, hat getroffen wie die 7 Sekunden Keule von Bud Spencer, aber gekratzt als hätte ich einen Waschbär eingeatmet. Ach ja, Schnorcheln war am Papaya besser, ziemlich trüb hier, um was zu sehen muss man ein Stück runter, was für die Steffi noch ein Problem darstellt. Irgendwann traut sie sich, hoffe ich, das auch noch.

18.5.04 Jubiläum!!
Laut dem guten, unersetzlichen Hakawerk-Seifenkalender (rechts) bin ich heute den 100. Tag auf Tour fern der Heimat und kein bisschen müde! Hab mal wieder ewig lang richtig faul gepennt, könnte auf die Konstruktion vom Vorabend und die darin verschürten Ingredienzien zurückzuführen sein. Nach dem Frühstück hab ich bei einem Kumpel vom Kerl in der Rezeptionsbude mal neugierig nach einer Möglichkeit zum Schnorcheln in den Cenoten (Tropfsteinhöhlen die durch Wassereindringen von Außen teilweiße oder ganz geflutet sind) gefragt. Da der sowieso öfters da war, das Taucherabzeichen stolz auf der Badehose trug und die rot/weiße PADI-Flagge an der Ecke hing dacht ich: fragen kostet ja erst mal nix. Und siehe da, er war sofort begeistert und versprach was zu managen, evtl. hat er noch 2 Leute, denn unter 4 Leute rentiert sich’s für ihn nicht. Absoluter Volltreffer, sehr kleine Gruppe aus 4-5 Leuten (Hidden World sind bis zu 20....) und für 22 US$ inklusive Ausrüstung. Cenoten gibt’s hier überall, der Yucatan ist schlimmer durchlöchert als ein vernünftiger Emmentaler. Gegen Mittag kam er dann noch mal rüber und hat bescheid gestoßen dass er für morgen noch 2 Leute aufgetrieben hätte. Bestens, bleiben wir noch mal ein paar Nächte in der Cabaña und machen dem restlichen Tag lang nichts. Gar nichts. Zumindest nichts was zuviel Kalorien verbraucht oder sonst irgendwie stressig ist. Da ich am Nachmittag den letzten Scheibenwelt-Roman in meinem Bestand durch hatte hab ich doch beschlossen meine Knochen noch mal zu bewegen und hab mir Schnorchel und Maske geschnappt um mal die Verhältnisse weiter draußen vorm Riff auszuloten. Und an dem Punkt muss ich dann die Behauptung über die Gewässer vorm El Mirador vom Vortag komplett revidieren. 5 min rausschwimmen, das Wasser wird wieder flacher bis auf 3 m und es hat Korallen und bunte Fische in Massen! Dazu kommt eine halbwegs gute Sicht (hatte schon bessere...) und eine angenehm frische Wassertemperatur. Wobei dazugesagt werden muss dass es am direkt am Ufer warm wie Suppe ist. Gerade so dass man nicht anfängt zu schwitzen während man schwimmt.

Wir schreiben den 19.5.04
Ein ordinärer Mittwoch der mit dem obligatorischen "desayuno continental" begonnen wurde, das traditionelle kann ich nicht mehr sehen. Laut dem Taucherkumpel sollten wir uns gegen Mittag mal bei ihm umschauen, zwecks Cenoten-schnorcheln. ZackZack, kurz danach ging’s los, mit dem Jeep noch 2 Leute aus Arizona abgeholt und mal wieder in den Dschungel gelatscht. Die Moskitos waren absolut penetrant, gab bisher nur in Kolumbien noch schlimmere Exemplare dieser ausrottungswürdigen Spezies! 15 min. Marsch und die erste Grotte war erreicht. War ziemlich weg vom Schuss, alleine unmöglich zu finden, keine Schilder, Zäune oder sonst irgendwas. Im Gegensatz zu den gängigen Tourcenoten anscheinend ein absoluter Geheimtipp. Auch auf dem Pfad zur Cenote nirgends ein Mensch. Einstieg über eine alte Holzleiter die uns auf einen baufälligen Steg bringt. Wird aber halten. Denk ich. Hoff ich. Dann Hosen runter, in die Flossen gestiegen, Brille auf, in den Schnorchel gebissen und rein ins glasklare Wasser. Die Sicht war dann überraschend gut, die Funzel die mir noch gegeben wurde macht mehr Licht als ich ihr zugetraut hätte. Der erste Eindruck war spektakulär! Und es sollte nicht weniger werden! Absolut riesige Tropfsteinformationen, über wie unter Wasser, schmale, niedrige Gänge die teilweise durchtaucht werden mussten, dann wieder ewig hohe Hallen und Fische en mas.....Hätte mich da den ganzen Nachmittag rumtreiben können, die 2 std. sind schneller vergangen als ein Ameisenfurz. Von da an ging’s dann weiter zur "Casa Cenote", der Name der ersten war "Cenote Sueña", die Traumcenote. Die zweite Haltestelle war dann eine überirdische mit haufenweise Mangroven außen rum, die Wurzeln wie immer bis tief ins Wasser. Hat dann da mal wieder angefangen zu schiffen, was egal war, Wasser von oben wie von unten....Casa Cenote war dann nicht ganz so gut wie die erste in der Höhle, aber trotzdem wahnsinnig fürs schnorcheln. Sehr tief, absolut sauberes Wasser und Fische wie Baracudas und ähnlich kalibrige Genossen ohne Ende. Von da ging’s dann wieder zum El Mirador zurück und noch kurz am Supermarkt vorbei. Und falls jemand fragt: das ist so ziemlich die geilste Sache um 4 Std. Nachmittag zu verbringen! Den Rest vom Tag haben wir dann am Strand verbracht und die Bräune 2004 aufzufrischen, die letzten Strandtage mit dem alten Palph in Venezuela sind doch schon paar Wochen her. Gegen Abend wurde dann der baldige Aufbruch gen Westen geplant und durch exerziert. Und ich hab mir mal wieder paar Bier mehr gegönnt, so vor, während und nach dem Abendessen.....

20.5.04 Vattertach!!! und Christi Himmelfahrt nebenbei....
Der Abzug aus Tulum war schnell über den Tisch. Taxi zum Bus, Karten nach Valladolid beordert und in der Panaderia und dem Minimarkt noch schnell Material organisiert um paar Sandwichs zu bauen. Der Bus hat dann so 2 Std. Fahrtzeit runtergerissen, hat die Kurve ins Terminal genommen und wir waren mal wieder da. Muss am Ende des Trips mal nachrechnen wie oft ich irgendwo angekommen bin. Laut Steffis Liste vom HI-Verband gibt’s 2 Blocks vom Busterminal ein Herberge mit HI-Kartenakzeptierung und guten Preisen. Also losmarschiert und in der "Albergue la Candelaria" einquartiert. Ziemlich gemütliches Hostel mit Community - Küche im Garten und Bunks für 69 Pesos. Der Rest vom Tag wurde mit Stadterkundung und Ausspähen von Bars für die vatertagsüblichen Zeremonien verbracht. Hab die Steffi nach anfänglichen Bedenken und dem schon seit Tagen andauernden Verarschens doch bei mir am Tisch sitzen lassen und den größten Feiertag der männlich-hummanoiden zusammen mit ihr zelebriert! 5 Stunden und zig Bier später wurden dann um uns rum die Stühle hochgestellt, das Zeichen für "Zahl die Rechnung und geh" im gastronomischen Sektor. Sehr viel mehr wollten wir dann auch nicht konsumieren....Im Hostel dann noch einige Gleichgesinnte getroffen und nach noch mehr Sol war der Tag dann auch gelaufen...

21.5.04
Brand! Und einen Kopf dessen Inhalt viel zu groß für die Schädelwand schien, rein vom physischen Gefühl her. Bis kurz vor 10 hab ich’s dann doch fertig gebracht aus dem Bett in die Küche zu kommen um da die Reste des im Preis fürs Übernachten inbegriffenen Frühstücks zu begutachten und dann wahllos zu verschlingen. Danach hab ich mich wieder in die hintere Ecke des Gartens verdrückt und in eine Hängematte geschmissen um der Literatur zu frönen. Ein Schinken den mir Toto in Nicaragua noch mit gegeben hat, sehr geil bisher, "Zen & die Kunst ein Motorrad zu warten", Philosophiegedanken während einer Motorradreise, TIP! Wird mich für den Rest des Tages an alle bequemen Stellen des Hostels fesseln. Gegend Abend wird dann die Stadt noch mal erkundet und Vorräte für die nächsten Tage in den Kühlschrank geschlichtet. Dann noch was gekocht was schwer nach Nudelpampf aussah, sonst war weiter nichts los.

22.5.2004
Für den heutigen Tag wurde wieder mehr Aktivität eingeplant, die Mayahochburg Chichen Itza stand ganz oben auf der Liste. Beim Frühstück hab ich dann noch die Bekanntschaft von Imme gemacht, eine Schnecke aus Lübeck die brandheiße Kuba-Tipps parat hatte. Hat mir eine Adresse in Havanna klar gemacht und ich hab noch einen Brief für jemand auf der Insel an mich genommen. Danach dann runter ans Terminal gesappt und einen Bus nach Merida bekommen der uns freundlicherweise an der richtigen Abzweigung rausschmeißt. Zwischen 11 und 12 sind wir dann an der von Cancun - Pauschaltouristen überfüllten Mayastadt. Laut Berichten ist das aber noch verhältnismäßig leer, zu den Hochsaisonzeiten muss es hier zugehen wie am Plärrer kurz nach 4. In der Mittagshitze beschlossen wir dann wieder, wie in Tikal, hintenrum anzufangen und der Masse entgegen zu laufen. Wieder goldrichtig, war zwar nicht immer ganz leer, aber der Hauptstrom war grad immer wo anders unterwegs. Vom Eindruck her hab ich, glaub ich, in der letzten Zeit zu viele Ruinen in dem Stil gesehen. CI war schon sehr groß und auch imposant, aber vom Hocker gerissen hat’s mich nicht mehr. Die Höhepunkte waren dann die große Pyramide und die Sternwarte, Steffi ist vom Rest noch genauso begeistert, hat sich also trotzdem auf jeden Fall gelohnt. Ach ja: Die Sonne brennt mir aufs Gemächt! (Insider Hoffmann/Meyer). Hab mir dann als Gegenmittel von einem anderen Sonnengepeinigten die Sonnencreme ausgeliehen und das T-Shirt als Turban benutzt, half aber auch nicht ganz so wie ich erhofft hatte, wurde alsbald wieder verworfen. Wieder im Übergangsheim der "Candelaria" wurde die Kochprozession vom Vortag noch mal wiederholt, der Motorradphilosophenschinken zusammen mit einem halbwegs nutzlosen Planet im örtlichen "Book Exchange" gegen einen Ken Follet ohne Deckel getauscht und noch eine Maß Sol eingenommen.

23.5.04 weiter hinten!!!

24.5.04
Hab mal wieder geschludert, ist eigentlich schon der 27.5. und ich muss den Rest der Stroy frei zurückinterpretieren. Laut Großhirn sind wir an oben vermerkten 22.5. nach Merida aufgebrochen. Als ich beim Rucksackstopfen grad mal wieder voll in meinem Element war hat Andre, ein Kerl aus Plauen, ein Bett bei uns auf der Bude bezogen. Nach kurzem Infoaustausch hat sich rausgestellt dass er die gleiche Route rauf will wie meiner einer. Hab ihm dann noch die Adresse des Hostels in Merida gegeben in dem wir absteigen wollen. Mussten dann aber trotzdem los, wollten bis Mittag eine Stadt weiter sein. Steffi ist der Depression nahe, noch 3 Tage bis zur Rückkehr in die Heimat. Kann’s mir leider nur selten verkneifen ihr so nebenbei immer mal wieder zu verraten dass ich noch einen schlappen Monat auf Kuba vor mir hab und in der Heimat auch erst mal größer nichts tun werde. Nach anfänglichen Orientierungsproblemen (treten äußerst selten auf, aber ich dachte Anfangs wir wären an einem anderen Terminal angekommen) hat uns dann die Verkäuferin eines Sonnenbrillengeschäfts verklickert wie man zum Plaza Grande kommt. Außerdem hab ich bei ihr nach ewiger Suche doch eine Brille gefunden die mir taugt, die Pornobrille vom Leyd hat ja leider eine Bügel in Nicaragua gelassen. Am Plaza angekommen wurde dann das "Casa de las Poetas" aufgesucht und für 50 Pesos die Nacht dann da geblieben. Den Tip hatten wir von Nicole, der Gefährtin aus Guatemala, THX noch mal! Hat recht behalten, eine schnieke Bude direkt im Zentrum. Das ganze ist noch auf Baustellenlevel, aber trotzdem schon ganz gut bewohnbar. Die Küche ist noch sehr rustikal, der Tisch besteht aus gestapelten Farbeimern und einer drüber gelegten Tür, aber was soll’s, es ist absolut zweckmäßig und stilecht! Nach Zeug-im-Locker-verstauen sind wir dann wieder raus und haben uns um den Plaza rum unters Volk gemischt. Bin dann spontan in eine Bar eingeschwenkt in der nur Einheimische rumhingen und wurden erst mal misstrauisch beäugt. Nachdem ich dann mit meinem "mas o menos" Spanisch (inzwischen halbwegs akzeptabel) bekundet hab dass ich kein Yankee-Gringo sondern Deutscher Staatsbürger bin hatten wir schon 2 Bier in der Hand und ein lockeres Gespräch mit 2 Kerlen aus der Gegend. Steffi war die ganze Sache dann nicht ganz geheuer, hab dann ihr Bier auch noch ausgesoffen und sie war schwer erleichtert als wir wieder auf der Strasse waren. Ich wäre gerne noch auf paar Victoria geblieben. Aber ich bin ja nicht so. Auf dem Plaza gab’s dann noch eine Wahlpropagandaveranstaltung mit Band, wegen der Musik sind wir dann auch hin. Der Typ der sich da profilierte hörte sich vom Stil und dem Scheiß den er von sich gegeben hat fast so an wie jemand der vor 60 Jahren daheim unsere Geschichte versaut hat.

25.5.04
Der teuerste Tag ever. Ausgenommen an denen ich Langstreckentickets gekauft hab. Tag der Souvenirs. Wollte da eigentlich nicht so zuschlagen, Steffi hat aber in weiser Voraussicht eine dünne Reisetasche mitgebracht die nur für so was gedacht war. Und sie hat sich bereit erklärt meine Sachen mit in die Heimat zu verschiffen. Vom Fußballtrikot von "Deportivo Mexico" (Sponsor: Cemento Cruz Azul) bis zur Decke hab ich jetzt alles daheim. Hoff ich.....
Da ich in Valladolid die Info übers "Casa da las Poetas" an Andre weitergegeben hatte ist er am Nachmittag dann auch aufgetaucht und hat Quartier in der Ecke bezogen. Da das Haus noch Baustelle war hab ich den einzigen Platz im Zimmer der Lesemöglichkeiten bietet. Unter der Baulampe. Jedenfalls wurde kubatechnisch schon mal im Voraus ein Wiedersehen in "La Habana" geplant.

Zwischenstop: Jetzt haben wir den Salat. Wir sind endgültig in Schwulitäten was das Zeitding angeht. Hab den kompletten 23.5. vergessen. Der kommt dann eben jetzt.

23.5.04 Der vergessene Tag, Dia perdida!
An dem Tag, war ein Sonntag, muss ich dazu sagen, hab ich ziemlich ewig gepennt, glaub ich. Bin dann nach dem letzten Sol schon um 11 in die Koje und um kurz vor 10 wieder raus um noch was vom Frühstück abzubekommen. Steffi hat noch länger geknackt, kommt seit Tagen nicht mehr von meinem Pratchett Schinken weg. Wollten dann über den Tag mal die Cenote Dzitnup inspizieren, liegt 7km vor Valladolid. Außerdem gelüstete es mir nach einem erfrischenden Duschbad in eben dieser Grotte! Collectivo war schnell aufgetrieben, Eintritt ein Dollar fuffzich und runter die Treppe. Durch den Umstand dass es Sonntag war und die Dzitnup ein beliebter Familienplatz ist war dann auch gut was los. Aber für ein unterirdisches Freibad absolut tierisch! Steffi ist dann aber nicht ins Wasser, ka warum. Die Steinformationen am Rand waren zwar glatt wie der Rote Platz im Februar, aber mit paar Insiderinfos der Einheimische Jugend kam man da dann doch rauf und konnte quer in den Cenotensee hechten. Heimwärts gab’s dann keine Collectivos mehr und wir mussten ein Taxi nehmen. Von der Haltestelle aus wurde dann noch schnell eine halbe Bäckerei geplündert, sonst war nichts mehr los, Aufbruchsplanung für Merida eben.

26.5.04
Mittwoch bin ich aufgestanden und hab nach der 2. Übernachtung in Merida die Hütte ohne Ventilator verflucht. Hab geschwitzt wie ein Tier, ansonsten ist der Bau der Wahnsinn in Dosen, gibt eben nur noch keine Propeller. Dann wurde das Gepäck von Steffi "zentralamerikansiche-Gepäckwerfer-sicher" gemacht und ich hab mich mit Andre beim Frühstück verlabert wodurch fast der Aufbruch zum Aeropuerto vergessen wurde. Laut Hostelmaster fährt der Bus 3 Blocks weiter, zwar nicht direkt zum Flughafen, aber er hält in der nähe. Kurz über die Wiese zwischen Terminal und Busstrasse abgekürzt, dann endlich seit langem wieder mal klimatisierte Luft. Einchecken war absolut stressfrei und ich konnte mich guten Gewissens von Steffi verabschieden. Hab dann noch 60 Pesos in ein Musikmag investiert, mehr als mich eine Übernachtung kostet.... Wieder im Zentrum hab ich mich in den Schatten am Plaza gesetzt und mich auf den neusten Stand der Dinge was die Welt um Altrocker und Newcomer angeht. Ein Seelenruhiger Nachmittag, faul unter den Palmen schimmeln, paar Einheimische angrinsen, was lesen und zwischendurch ein oder 2 Eis am Stiel. Immer kann ich das nicht, und ewig auch nicht, aber wenn ich kann, dann gibt’s in dieser Zeit nichts was ich lieber täte.....Irgendwann ist dann Andre aufgetaucht und hat vorgeschlagen mal den ehemaligen Gouverneurspalast zu beehren, soll da eine sehr sehenswerte, unkonventionelle Ausstellung über die Geschichte des Yucatan geben. Also über die Strasse und die Tatsache das der Eintritt frei ist sehr begrüßt. Liegt daran dass das Gebäude immer noch teilweiße verwaltungstechnisch genutzt wird, also zugänglich für jedermann sein muss. Außerdem sollte die Ausstellung nicht kommerziell genutzt werden und wurde deshalb praktisch ins Rathaus integriert. Das ganze wirkt wie ein riesiges Gesamtkunstwerk dessen roter Faden sich durch das komplette Haus zieht. Überall sind Ölgemälde und andere Kunstformen wie Skulpturen usw. die extra für diese Ausstellung gemacht wurden untergebracht, vom riesigen Treppenhaus bis zum ehemaligen Sitzungssaal. Man wandert durch die komplette Geschichte des Yucatan, irgendwie wie ein riesiger Comic....sehr empfehlenswert! So gegen 6 waren wir dann wieder am Plaza und haben dann zufällig das allabendliche Fahnenappell mitbekommen. Andre kannte es schon auswendig, war in seiner Zeit bei VW-Mexico oft damit in Berührung gekommen. Ich war allerdings erst mal erschrocken als die komplett bewaffnete Truppe vom LKW gesprungen ist. War dann aber auch schnell wieder beruhigt, nicht viele militärische Aktionen die mit Gewalt verbunden sind werden vom einer Marschkapelle begleitet. Die 20 Soldaten schwingen zackig die Hufe zu Trommeln und Posaunen, holen die Flagge vom Mast und marschieren in einer riesigen Prozedur ins Rathaus, wo die Fahne übernachtet. Morgen um 6 kommt sie dann wieder für 12 Stunden an die Luft. Für die Aktion wird sogar die Strasse gesperrt und jeder in der Umgebung der eine Uniform an hat, vom Verkehrspolizist bis zur Palastgarde, schlägt die Hacken zusammen und salutiert bis der Verein wieder abrückt. Nach fast 20 min. Abends wurde dann noch paar Sachen wie Bus usw. erledigt, paar Sachen für Andre eingekauft und ich hab den hier anscheinend offiziell geduldeten Handel mit gebrannten CDs ausgenutzt. Ein Laden am Markt der ausschließlich auf den Verkauf kopierter Tonträger spezialisiert war hat mir die neue Scheibe von Molotov organisiert. Brauch einen CD-Player....

27.5.04
An diesem herrlichen Tag hab ich beschlossen das hiesige Merida in Richtung dem beschissenen Cancun zu verlassen. Cancun ist ungefähr das mexikanische Equivalent zum "deutschen" Mallorca, nur für die Amis. Aber die Connections was Transporte auf Fidels Insel angeht sind hier besser als sonst wo. Also, Cancun! Wie immer entgegen den Verkaufsempfehlungen der Schalterfrau mit den alten Bussen unterwegs, kostengünstiger und wesentlich weniger anfällig auf Überfälle da fast keine Touristen. Um 10 hab ich Merida dann verlassen, 6 std. später war ich in Cancun und was der einzige der da raus wollte. Im Netz hab ich das Chak Mool als prädestiniertestes Hostel befunden, 2 Blocks vom Terminal, Internet for free, Preise wie alle anderen und wag vom Zentrum. Da wurde dann wieder mal ein Bunk bezogen und die Dachterrasse belagert.

28.5.04
Die Hitze in Cancun ist derber als sonst irgendwas anderes, habe die Nacht über den Ventilator laufen lassen und trotzdem geschwitzt wie ein Büffel auf der Flucht. Wollte heute die Passage nach Kuba klar machen, eigentlich hatte ich ja geplant mir im Yachthafen jemand zu suchen der mich in Richtung Havanna mitnehmen kann, stellte sich aber aus 2 Gründen als unpraktisch raus:

1. Mexikaner sagen hier alle dass es prinzipiell möglich ist da auf einer Yacht rüberzukommen, aber es dauert evtl. paar Tage bis ich was finde, müsste Schweineglück haben jemanden zu finden der schon am nächsten Tag komplett klar zum Gefecht ist und los kann.

2. Hab mich ja mit Andre in Havanna verabredet, heißt ich müsste von da wo ich abgeladen werde erst mal nach Havanna um da Andre zu treffen, alles noch mit Verzögerungsfaktoren a la Email-Probleme, Busverbindung und Organisatorisches verbunden.

Also wurde beschlossen doch den Flieger der Cubana, den mir der Japaner aus dem Hostel als Tipp mitgegeben hat, zu nehmen und regulär einzufliegen. Der Flug galt oneway und schlug mit 170 US$ ein riesen Loch in die Kasse. Der Kerl aus dem Reisebüro hat mir dann noch einen Tipp über fast nicht vorhandene ATMs auf Kuba gegeben, also harte US$ tauschen. Wurden dann auch ohne Stress auf der nächsten Bank über die MasterCard besorgt, um 5 hatte ich dann auch das Visum für Fidels Insel und ich konnte zum gemütlichen Teil des Tages übergehen. Dieser Bestand vor allem aus den Elementen "Dachterrasse" und " Inhalt des Kühlschrankes in der Bar". Letzteres wurde inzwischen von Freddy geschmissen, ein 56 jähriger Kanadier und leidenschaftlicher Surfer der ersten Stunde, der im Bett unter mir schläft. Der Kerl ist arm dran, nicht weil er ein Zimmer mit mir teilt, sondern weil sie ihn in Tulum um Kreditkarten und Bargeld erleichtert haben. Bis seine Ersatzkarte da ist musste er sich irgendwo einquartieren, wegen Sendeadresse usw., aber ohne Finanzen gar nicht so leicht. Bis er also zahlen kann managt er die Bar, Hand gegen Koje praktisch. Eigentlich hat er nur darauf gewartet dass so was in der Art passiert, er hat in Kanada alles hingeschmissen und ist seit 1½ Jahren in Mexiko unterwegs, und bisher war er verschont geblieben was solche Dinge betrifft. Irgendwann dazwischen hab ich dann noch den PC für längere Zeit belagert um eine Story über Anja & Uwe für ihre Hochzeitszeitung zu schreiben, nebenher wurde ich von Freddy versorgt und musste erst aufstehen als eine Australierin ihren Unmut über meine ewige PC-Sitzung in Form von schnippischen Bemerkungen hinter mir bekundet hat. Soll sie’s mir doch so sagen....aber kein Stress, schreib das Teil heute nacht fertig. Freddy kam dann irgendwann rüber aufs Sofa und zwischen irgendwelchen Surf und Driftgeschichten beiderseits fragte er mich ob ich noch Platz für ein Hemd im Rucksack hab. Er hat auf irgendeinem Kreuzzug durch die Küstenbars ein Hemd geschenkt bekommen, trägt aber selbst keine. Seit dem hab ich eines mehr.

29.05.04 Der erste Tag in sozialistischen Gefilden.
Bis zum Flughafen wurde eigentlich nur gefrühstückt, gepackt, auf der Terrasse rumgelungert und überlegt wem ich das restliche Grass vermachen soll. Das erste Hostel in dem ich der einzige Raucher war. Und wegwerfen wollt ich’s auch nicht, bekomm ich immer das selbe schlechte Gewissen wie wenn ich einen Laib Brot halb aufesse und ihn dann wegschmeißen soll. Irgendwo bekommt man den schon unter. Hab’s dann einfach im Dorm aufm Tisch liegen lassen, entweder Freddy nimmt sich der Sache an, oder der nächste der kommt. Personalien wurden beim einchecken nicht aufgenommen, also kein Risiko dass was an mir hängen bleibt. Am Flughafen wollten mich die Jungs am Schalter dann doch noch mal abziehen, irgend eine Steuer die 22US$ kosten soll. Hab aber die absolute Versicherung bekommen dass da nichts mehr drauf kommt auf den Ticketpreis. Und die Warnung vor eben dieser Nummer. Hätte es zwar nicht gedacht, aber nach 10 min. hartnäckiger Diskussion bekam ich meinen Pass wieder ohne den Zwanziger abzudrücken. Im Flieger, einer alten russischen Turboprop mit neuem Anstrich, hab ich dann Judy kennen gelernt, eine Schnecke aus Südkorea. Haben uns ganz gut verstanden und uns aus Gründen der Kostenersparnis gemeinsam auf die Suche nach einem Casa Particular gemacht. Die Adresse, die mir Imme in Valladolid gegeben hat, haben wir gefunden, der Taxifahrer wurde erfolgreich von 25 auf 18$ runter gehandelt, aber Eduardo war trotzdem nicht daheim. Paar Mädels die an der Ecke standen haben uns dann um 27 Ecken was organisiert und sind, völlig selbstverständlich für sie, mit uns durch halb Vedado getrabt um eine Bleibe zu finden. Wieder mal ein Hoch auf die Gastfreundschaft in dieser Ecke des Planeten! Für havannesische Verhältnisse war’s mit 25$ für beide OK, die Steuer die die hier für Touris abdrücken müssen sind astronomisch. Fidel hat sonst keine lukrativen Geldquellen mehr. Abends dann noch die Stadt erkundet, was eben in der Nähe war, und ich muss sagen, bisher gefällt’s mir hier ganz gut. Was sofort ins Auge sticht ist der typisch kommunistische Zustand der Gebäude in der ganzen Stadt. Alles mehr oder weniger professorisch zusammen gehalten oder leicht verfallen, aber dafür noch ziemlich alles im alten Kolonialstil, was ein irgendwie sehr ursprüngliches, unkünstliches Flair erzeugt. Und wieder mal komplett anders als der Rest des Trips.

30.5.04 Ein ereignisreicher Tag......
Nach dem Aufstehen wurde festgestellt, dass die Übernachtungskosten mal wieder kein Frühstück enthalten. Aber ein Glas Wasser war drin. Gegen Nachmittag sind wir dann raus in Richtung Parque Copelia, haben das örtliche Eis ausgetestet, mit dem ernüchternden Ergebnis: Ist nicht besser oder schlechter als das uns bekannte. Von da dann rauf auf die Av. Presidente, von wo wir weiter zum Plaza de la Revolution wollten. Unterwegs wurden wir von 2 kubanischen Jugendlichen angesprochen. Wollten kein Geld, wollten sich nur unterhalten, da sie als hiesige Studenten nicht viel von der Welt mitbekommen. Fand ich völlig OK und sie haben uns halb Havanna gezeigt und erklärt, vom Plaza de la Revolution bis zur Staatsoper. Irgendwann haben sie dann erwähnt dass man am Bauernmarkt Dollars 1:2 gegen Peso Convertibles tauschen kann. Hört sich verlockend an, dacht ich, in den Wechselstuben wird 1:1 gehandelt. Ich steig ein und sag den Kerlen:
- holt Scheine für 200 US$
- ich tausche nur auf der Strasse wo uns alle sehen
- ich will erst sehen was und wie viel er bringt, bevor ich die Dollars rausrücke
Kein Problem für die Jungs, sie bringen nach 5 Minuten 400 Pesos, ich gebe ihnen die 200 US$ und sie verdrücken sich. Und ich bin glücklich. Für 30 min. Im Taxi zum Capitolio hat sich rausgestellt das es sich nicht um Convertibles sondern um Moneda National handelt. Und die wird mit 1:26 gehandelt. Ich hab also für meine 200 US$ keinen Gegenwert von 400 US$ bekommen, sondern lediglich 16 US$.....wie bekloppt muss man sein sich so ein Geschäft überhaupt anzuhören......war wohl leicht geblendet von den Möglichkeiten des Straßentauschens in Venezuela. Nicht drüber ärgern. Kollateralschaden. Anderen wird die Digicam gezockt, ich werde eben mal beim Geldwechseln beschissen. Gehört dazu und muss bei einem Trip diesen Ausmaßes absolut mit einkalkuliert werden. Aber trotzdem beschissen wenn’s einem selbst passiert.
Vom Markt ging’s dann auf jeden Fall weiter runter zum Capitolio, und quer durch die Altstadt, Habana Vieja! Architektur ist der Wahnsinn schlechthin, alles uralt, zwar in grottenschlechtem Zustand und nur die wichtigsten Gebäude renoviert, dadurch aber irgendwie sehr authentisch. Und die Hafenseite, der legendäre Malecon, ist sowieso der Brecher. Um 18:30 war ich dann mit Andre verabredet, Emailkontakt war zwar schwer herzustellen, im Postamt hat’s dann aber doch funktioniert, zu Höchstpreisen. Haben uns dann ohne Probleme gefunden und erste Erfahrungen ausgetauscht. Und siehe da, ihn haben sie auch schon abgezockt!
Zwecks Frustverdauung wurde dann schnellstmöglich eine Bar aufgesucht, zusammen mit 2 jungen Afro-Kubanern . Nach dem 2. Mohito hat sich dann rausgestllt dass die Beiden keine Kohle hatten. Und es für normal hielten, den Touristen die Zeche zu überlassen. Belief sich zu dem Zeitpunkt ungefähr auf 20 US$ für Alles. Nachdem wir ihnen verklickert hatten, dass wir nicht vor hatten ihre Drinks zu zahlen wurden sie zwar nervös, wir hatten aber trotzdem keinerlei Chance. Ober und Geschäftsführer standen hinter den Abzockern, mit den Augen auf unseren Dollars, da die Pesos der Jungs sind im Vergleich zu unseren Devisen nichts wert sind. Nach zähen Verhandlungen hatten wird den Barkeeper auf 13 US$ runter, 3 für Judy, jeweils 5 für Andre und mich. War ganz OK, hatten ja auch was zur Zeche beigetragen. Aber 2 mal am gleichen Tag beschissen worden! Das Vertrauen in die Landesbevölkerung ist auf jeden Fall erst mal gründlich im Arsch!

31.5.04 1. Tag des letzten Monats auf dem Trip (Verschoben auf 1.4.04)
Nach der nächtlichen Baraktion wurde erst mal vernünftig ausgepennt, aufgestanden, und festgestellt dass der Magen leer ist. Da musste Abhilfe geschaffen werden. Judy hat vorgeschlagen (Wow, sie hat einen eigenen Willen! Normalerweise kommt immer nur „Keine Ahnung“ oder „Mir egal“, hatte schon fast schlechtes Gewissen) zum „Dinos Pizza“ gehen, eine Schnellimbissbude an der Ecke vom Habana Libre. So sei es. Danach hab ich beschlossen (Judy ist wieder auf Egal-Stellung) aufs „Fortaleza de San Carlos de la Cabañas“ zu fahren, die größte Festung der Karibik.
Als der spanische König die Anlage damals in Auftrag gegeben hat und nach Fertigstellung die Rechnung präsentiert bekam, verlangt er nach einem Fernrohr. Fragende Blicke. Der Monarch erklärte: Bei einem so gigantischen Betrag muss die Festung eine Größe haben, die es erlaubt sie von Spanien aus zu sehen.
Cocotaxi (runde Roller-Rikschas) wurde mit Kubataxi kombiniert und quer durch die Slums in Centro Habana geballert. Die Taxifahrer behandeln die Verkehrsregeln wie Moslems den Koran, alles Auslegungssache! Taxifahren in der Stadt bietet sich hier an, die öffentlichen Buslinien und das „Camelo“ erfordern längeres Einarbeiten in das verwirrende Routensystem und andere relevante Praktiken was Zahlen, Aussteigen und Verständigung angeht. Und die Taxis sind preislich völlig OK.
15 min. später waren wir dann am äußersten Punkt der „Bahia de Habana“, dessen Felsen das Fundament der Festung bildete. Als erstes ging’s in die Hafenfestung „Morro“, wo ich dachte das wäre schon die ganze Show, da schon der Part höllisch groß war. Von den Mauern bis zu den Kanonen. Alles absolut riesige Dimensionen. Das mir von Gott gegebene Talent, ständig irgendwo reinzulatschen wo eigentlich Sperrgebiet ist oder sich nicht öffentliche Wege befinden und das Ganze selbst nicht zu bemerken, hat mich dann in die Ecke getrieben in der das Gebäude der Hafenaufsicht steht. Ich begutachte grad das Panorama auf die Bucht, kommt ein Kerl aus dem Haus, ruft „Er....Compañero“, grinst mich an, und winkt mich zu sich rüber. Dachte mir dann schon „Alles klar, gibt mal wieder Anschiss, weil du dich mal wieder irgendwohin verlaufen hast wo du nix zu suchen hast.“. Im Gegenteil: Er fragt mich wo ich herkomme, und die Tatsache dass ich dem Spanischen halbwegs mächtig bin begeistert ihn zusätzlich zu meiner Deutschen Herkunft (Ouuhhhh, Aleman, Oliver Kahn!! Rudi Völler!!.....) und er dirigiert mich mit dem grob übersetzten Satz “EEYY, ich schick euch nen Deutschen der Spanisch ‘pocito’ beherrscht rauf” in den ersten Stock des Gebäudes. Da oben wurde mir dann via Teleskop von der Bacardi-Fabrik bis zu den Mädels am Malecon alles gezeigt und erklärt, Fahnen gezückt und Poser-Fotos am Funkterminal geschossen. Absolutes Erlebnis, ein sehr lustiger Haufen, die Hafenaufsicht von Havanna. Im Eifer des Gefechts hab ich dann beinahe Judy vergessen, die irgendwo hilflos durch die Festung irrt. Ist zwar sehr nett, aber schon ziemlich unbeholfen und naiv, die Kleine.
Bin dann jedenfalls nach einer Stunde blödeln mit den Hafenmeistern und 2 Scheinen in die Kaffeekasse wieder runter und hab mich, um die Barrikaden und Kanonen rum, aufgemacht zum Leuchtturm. Der Aufstieg auf eben genannten ging dann quer durch die Wetterwarte, wieder kurzer Smalltalk, mit den Wettermännern diesmal, dann den spektakulärsten Blick auf Havanna der wohl möglich ist. Und ich hab Judy erspäht. Hat zwar gedauert bis sie gespannt hat von wo aus ich schreie, hat dann aber doch raufgefunden. Nach einer halben Stunde glotzen wurde dann die eigentliche Festung beehrt. Hat zwar noch mal extra gekostet, ich dachte es wäre alles in einem Preis, aber na ja. Ich wollte da rein. Und es hat sich gelohnt! Ein gigantischer Komplex, hab 3 Stunden gebraucht um alles abzulaufen. Von Che Guevaras Hauptquartier bis zum Ost-Ende, wo noch raketenförmige Antiquitäten der „Cuba Missile Crissis“ stationiert sind. Dann eine Stunde Pause, die Lauferei bei den Temperaturen schlaucht ohne Gnade und das Cafe im Waffenlager war besser als eine Oase. Judy war nicht in bester Verfassung heute, ist dann schon mal alleine zurück um sich zu schonen. Anschließend dann alleine noch mal 2 Stunden über die Dächer der kompletten Festung und Kasernen. Ist hier nirgends abgesperrt, wäre in D undenkbar, gibt nicht einen Zaun, geschweige denn irgendwelche Schilder. Gegen Abend bin ich dann runter auf die Außenmauer, einen Platz für die „Cañoneros“ Zeremonie sichern. Geht dabei um die Prozedur des historischen „9 Uhr Kanonenschusses“, der vor den Zeiten der Armbanduhr die Schließung der Stadttore und Sperrung des Hafens, mittels einer Kette, ankündigte. Die Tradition wurde nie geändert, der Schuss wird täglich in traditioneller Montur samt antiker Kanone abgegeben. Auf alle Fälle sehenswert, die Ganze Show mit Trara, Trompeten, Trommeln, Marschordnung, Kommandos rauf und runter und Nachtwächter. Und es scheppert wie sonst was, so ein Kanonenteil. Direkt nach dem Schuss und nach Abrücken den Trupps habe ich mich dann auf die Suche nach einem Weg in die Stadt gemacht. Vor den Toren standen mehrere Gefährte japanischer Bauart und ein, wie sich dann rausstellte, 1955er Chevy. Die Entscheidung viel mir nicht schwer. Der Fahrer war saulocker, die Karre der Bringer und ich um ein Poserpic reicher. Autos wie dieses und andere Karren sind hier zu hauf vertreten, alles was vor `61 aus den USA kam. Der Wahn! Am Capitolio hat mich der Fahrer dann rausgeschmissen, ich wollte mich da mit Andre treffen um die Planung des Trips in eine Richtung zu bringen. Sind dann wieder auf mehrere Mohitos und Bier in die Bar vom Vorabend, nur ohne einheimische Begleitung diesmal. Beschlossen wurde dann der Weiterzug nach Viñales am nächsten Tag mit dem Bus um 9AM. Was Judy angeht, wurde von „Mir egal, klar, wieso nicht“ – Meinung ausgegangen.
Was mir an dem Abend hier dann noch auffiel, ist folgendes: Tanzen ist der absolute Mittelpunkt. 100%. Jeder tanzt. Auch die Jungs mit schiefen Basecaps und Basketballtrikots bis zu den Knien die reinkamen. Von denen hätte ich aus deutscher Sicht erwartet dass sie sich lässig an die Bar lehnen und in der Gruppe auf dicke Hose machen. Nix. Kaum drin, erst mal ein Mädchen angesprochen, und einen Salsa aufs Parkett gelegt dass die Bude wackelt. Der absolute Hammer, komplett andere Mentalität als im verspannten D.

1.6.04
Die Bude war schnell geräumt, zum Habana Libre gelaufen und von da mit einem Cocotaxi bis zum Busbahnhof. Cocotaxis sind, so neben, absolut urige Gefährte, Mischung aus Kugel und Vespa, schwer vorstellbar, aber lustig! Andre ist eine halbe Stunde später am Terminal aufgetaucht, war mit den Öffentlichen unterwegs, dem „Kamel“, welches aufgrund seiner Form so genannt wird. Ein Sattelschlepper mit Personenauflieger, welcher eben zwei Höcker hat. Deshalb ist die Kommunikation mit dem Fahrer a la „Haaaaaaaalt, ich muss auch noch raus“ auch denkbar schwierig. 3 Std. später dann Ankunft in Viñales, 200 km westlich von Havanna. Unterwegs hat sich unserer Truppe dann noch Peter angeschlossen, ein Poet aus Rumänien, war in Havanna auf einem Kongress unterwegs und schaut sich jetzt noch eine Runde die Insel an. Verspricht amüsant zu werden mit dem Kerl, nur Judy kann ihn, glaub ich, nicht ab. Hab mich dann bereit erklärt mir ein Zimmer mit ihm zu teilen, Andre und Judy haben’s genauso gehandhabt. Sind für 5US$ pro Nase in 2 Häusern untergebracht worden, nette Leute, aber harte Verhandlungspartner! Als wir uns dann doch einig waren, sind wir wieder ins Dorf um dort paar Fahrräder zu leihen, da das interessante die Gegend ist, nicht der Ort. Jeder bekam ein schrottreifes Japanscheißhaus, aber gefahren sind sie dann doch, was die Hauptsache war. Als wir raus gefahren sind war ich erst mal absolut überwältigt: Ein riesiges, grünes Tal, Tabakplantagen so weit das Auge reicht, Felsen und offene Tropfsteinformationen die wie ins Feld geworfene Steine wirken, und alles auf rotem Lehmgrund gebaut. Ein Wahnsinnsanblick! Sind dann quer durchs „Vale de Viñales“ gekurvt, bei einem Bauern am Straßenrand eine Hand voll Obst gekauft, und um 7 wieder bei der Family im Dorf gewesen. Essen! Fisch und Langusten, ein Teller voll Beilagen, 2 Karaffen frischer Saft und ich konnte mich nicht mehr bewegen. Schmeckte sexuell abartig gut! Judy hat uns dann wegen Erschöpfung nicht mehr mit raus in die Bar begleitet, ist umgehend ins Bett. Andre und ich sind am Überlegen ob wir uns einen günstigen Mietwagen suchen, wäre zu Dritt halbwegs erschwinglich. Alternative wären wie immer die Öffentlichen, die fahren hier aber nur die großen Städte an, wobei die interessanten Kleinode abseits der Straße links liegen blieben.

2.6.04
Da ich nach den hektischen Tagen in Havanna mal wieder so richtig Nix machen wollte, hab ich genau das für heute eingeplant. Nix. Bis Nachmittag um 3. Da wurde es mir langweilig und ich bin rüber zu Andre geschlendert. Der war grad dabei einen Hike auszubaldowern, und ich war seiner Idee das Tal mal zu Fuß zu umrunden nicht abgeneigt. So grob 15 km Weg, mehr oder weniger, gesagt getan, wandern ist des Müllers Lust, zackzack auf dem Berg gelatscht. War ziemlich das Beste was uns in der Gegend einfallen konnte, Sind ziemlich durchs ganze Tal, oder zumindest ein gutes Stück, na ja, paar km eben durch die Ebene. Ist als wäre hier dir Zeit stehen geblieben: Unsere Strecke bestanden aus lehmbraunen Trampelpfaden und Wegen die sonst von Ochsenkarren und Pferden genutzt werden, der Tabak wird in riesigen Scheunen getrocknet und die Felder noch mit Ochs & Pflug bearbeitet. Die Bevölkerung auf dem Land ist komplett anders als in der Stadt, denke ähnlich wie überall auf dem Planeten. Hier läuft alles eine runde ruhiger, die Leute sitzen den Nachmittag über gerne mal auf der Veranda vor dem Haus und schauen den Viechern beim Grassen zu, erwidern unsere „Ola“s freundlich und die Oma zieht gemütlich an der Pfeife. Keine Frage, die Leute arbeiten hart, aber ohne Hetze.
Nach 4 Std. sind wir wieder zurück in Viñales, Peter, der am Morgen schon verschwunden war, ist inzwischen auch wieder aufgetaucht. Judy kommt immer weniger mit den Manieren von unserem Philosophen klar, beim Essen hat er erst mal tierisch gefurzt und anschließend 3 Bier bestellt, während er per Hand in seinen Shorts für Ordnung sorgte. Mich stört es herzlich wenig wie sich jemand benimmt, ich versuche normalerweise jeden zu nehmen wie er ist. Und das ist eben Peter, wie er leibt und lebt. Und er versucht nicht sich zu verstellen. Pluspunkt. Allerdings auch leicht respektlos gegenüber einem eher zartbesaiteten Wesen aus Fernost. Minuspunkt. Aber beides Streitpunkte.
Später wurde wieder die Bar an der Ecke aufgesucht, einen Platz auf der Bretterveranda bezogen und Bucanero konsumiert bis der Wirt nichts mehr in der Truhe hatte. Seitenwechsel. Gegenüber gab’s Lifemusik in einer Art Openairclub wo wieder mal getanzt wurde bis der letzte Schuh durch ist. Cuba like it is.

3.6.04 Havanna Part II
Da es in ganz Viñales keine Mietwagen für unsere schwer belasteten Finanzen gab, wurde beschlossen wieder mit dem Bus nach Havanna zu fahren, da eine Bude suche und einen Mietwagen anheuern. Im Bus ist dann Judy von unserem Plan abgesprungen, hat uns erklärt sie würde von Havanna wieder nach Cancun fliegen, Kuba gefällt ihr nicht, KA warum. Also nur noch Pilot und Co-Pilot was die Karre betrifft. Das bringt uns fast in Schwulitäten, hätten wir nicht Marie am Bus getroffen. Ein Mädchen aus der franz. Schweiz, derzeit mit Ilona aus Düsseldorf unterwegs. Ilona wollte in Havanna bleiben, paar Sachen erledigen, Marie aber war der Idee das beschissene kubanische Bussystem mit eigenem fahrbaren Untersatz auszubooten nicht abgeneigt. Also erst mal Taxi gewunken und mal wieder festgestellt wie klein die Welt doch ist: Die beiden wollten zu Eduardo, der Kerl der am Tag meiner ersten Ankunft in Havanna nicht daheim war. Da der offizielle Taximensch nicht zu sechst fahren wollte wurde ein privates Taxi genommen, also illegal und nicht registriert. Sind zwar unsicherer, aber meistens nur wenn man alleine ist. Wir waren 5. Der Lada war dann überraschend geräumig, hatte sogar Klima und der Fahrer hat uns in ein gut gelauntes Gespräch verwickelt, wobei rauskam dass er eine Zeit lang in der DDR Elektrotechnik studiert hat, in Chemnitz, wie Andre. Zufälle am laufenden Band. Zackzack, diesmal war Eduardo anzutreffen und hat uns allen für 10$ pro Mann Quartier gewährt. Und ich bin den Brief von Imme aus Mexico auch noch los geworden. Hat ihn dann ziemlich begeistert wie mir scheint, der nächste Zufall an diesem Tag, wenn auch nicht für mich. Hunger wurde dann wieder aktiv in Dinos Pizza bekämpft und danach zu Ilonas Bleibe geschlendert. Zwischenstop in einer Einheimischen Bar, wo die Meinung über Havannas Stadtbevölkerung wieder in die Waage gebracht wurde. Freundliche Leute, Bier wird in Moneda National bezahlt und das Geplauder läuft ohne hintergründige Absichten in alle möglichen Richtungen, von Musik bis Mädels, Bier bis Blues und Kultur bis Klatsch. Nach mehreren Cervecas im Plastikbecher und lustigen Leuten zogen wir dann einige Blocks weiter die „la Rampa“ rauf und wir waren bei Ilona. Hat’s ziemlich gut erwischt, Wohnung einer Freundin im altem Kolonialhaus, riesiger Balkon mit Schaukelstühlen und ein voller Kühlschrank. Was will man mehr? Wie sich jeder denken kann wurden dann nicht nur die üblichen 5 Anstandsminuten draus, der Ausblick wurde schaukelnd die halbe Nacht belagert. Judy, Andre, Marie und der Tobi haben sich dann irgendwann doch auf den Heimweg gemacht, wo schwerwiegende neue Erfahrungen gemacht wurden. Judy wurde von 2 Kerlen geschickt um ihre Tasche erleichtert, Andre und ich haben’s erst nach einer Sekunde geschnallt als Judy anfing zu schreien und die Kerle davon rannten. Wir haben dann zwar sofort die Verfolgung aufgenommen, haben die Arschlöcher aber 3 Blocks weiter zwischen den Häusern verloren. Digicam, Flugticket und Bank-Card weg. Pass war zum Glück zwecks Personalienaufnahme bei Eduardo im Casa. Da es in dem Fall nichts gab was wir weiter tun hätten können, wurde zurück zum Haus gelaufen. Das war dann der Rest für Judy, Überredungsversuche die sie doch noch von Kuba überzeugen sollten waren, dann absolut nicht mehr nötig. Die Sache dann noch Eduardo erklärt und ins Bett gegangen.

4.6.04
Da wir nach dem ganzen Geakte vom Vortag doch nicht ganz so bald aufgestanden sind, wurde alles um eine Stunde verschoben. Tagesablauf: Frühstück – Internet – Judys Ticket wieder organisieren – zufällig Ilona treffen – bei Micar vorbeischneien. Bei der besagten Autovermietung konnten wir nach eisenharten Verhandlungen und der Androhung von Plündern und Brandschatzen einen Preis vom 30,50 US$ pro Tag rausschlagen. Für einen Daihatsu Curore, irgendwo zwischen Opel Corsa und Fiat Panda. Aber er fährt von A nach B. Und vielleicht nach C. Wir wollen nach K..... Der Preis war auch für Marie OK, was bedeutet dass wir doch wieder zu dritt über Castros Insel brettern werden. Ilona hat, für die Zeit die Judy noch braucht um ihren Flug zu managen, die kleine Asiatin bei sich aufgenommen. Bei Eduardo noch schnell die Rechnung beglichen, Rucksack geschultert und die Karre vom Parkplatz manövriert. Andre hat sich breit schlagen lassen die ersten innerstädtischen Touren zu fahren, ist die Verkehrssituation von 6 Monaten Mexico halbwegs gewohnt. 100 m nach der Hofausfahrt der Autovermietung war dann der Sprit alle. Ich musste zurück laufen und, zu unser aller Leidwesen, die 175$ zahlen, die sie vorher vergessen hatten zu kassieren, bevor sie uns dann einen Kanister Treibstoff gegeben haben. Evtl. hätten sie die komplett vergessen bis wir in einem Monat wieder eingelaufen wären, aber ich schätze es wurde irgendwo vermerkt dass wir noch knapp 200 schuldig sind. Und was die sich wieder für Busgelder, Sonderzinsen und Konventionalstrafen ausgedacht hätten wenn wir zurück waren möchte ich gar nicht wissen. Also doch lieber gezahlt. Erster Zielkurs: Südküste Schweinebucht, die Ecke in der `61 die Amis inoffiziell was auf die Mütze bekommen haben. An einem Hitchhikers – Point (trampen ist Fortbewegungsart # 1, vom Bauer bis zum Soldat) wollten wir dann nach dem Weg fragen, Schilder sind sehr rar und die Karte die wir noch von Peter hatten zwar gut, aber das Gewirr der Straßen galt es erst mal zu entknoten. Wurden dann aber erst mal auf einen Platten hinten rechts aufmerksam gemacht. Erst mal Kagge. Fängt gut an, aber was soll’s, Wagenheber raus, Radkreuz angesetzt und den Reserveschlappen aufgezogen. Eine von den Anhalterinnen haben wir dann auch noch aufgegabelt, und dann glücklicher Weise 10 km später über eine Micar Filiale zu stolpern, Reifen professionell flicken lassen auf Firmenkosten, Reserverad haben wir auch noch ein anderes bekommen, das unserige war nicht besser als das einer Schubkarre. Obwohl der Curore auch nicht viel größer ist. Dann weiter bis zu einem der häufigen Kontrollpunkte an dem Andre und ich dann Plätze tauschten, ich war der einzige mit offiziellem Führerschein. Aber komplett war keiner. Andre hatte nur eine Kopie, ich keine Brille, Marie gar nichts. Egal, bis zur Dämmerung komm ich durch. Dacht ich. 10 min. später gab’s sinnflutartige Regenfälle und die Piste verwandelte sich in den See Genezareth! Sicht keine 5 Meter. Fahrerwechsel dann kurz vor Playa Larga, wo nach kurzen Komplikationen das Nachtlager an 2 verschiedenen Orten aufgeschlagen wurde, da in dem von uns angestrebten Casa Particular nur ein Doppelzimmer vorhanden war. Da hat Marie zugeschlagen, Andre und ich wurden kurzerhand bei Freunden der Familie untergebracht. Anschließend wollten sich beide Familien noch die Knete fürs Abendessen verdienen, beide sagten jeweils unabhängig voneinander: „Sagt bei den anderen ihr hättet schon was gegessen und kommt dann zu uns!“. Wir entschieden diplomatisch heute hier und morgen bei den anderen zu essen, sagten das auch ganz offen und beide waren glücklich. Das erste mal wurde also bei Marie diniert, wieder mal absolut gigantische Langusten mit allen erdenklichen Arten von herrlichen Beilagen, zu einem Preis für den man in der Heimat eine Portion Reis ohne alles bekommen würde.

5.6.04
Eigentlich wollten wir schon um 10 bei Marie an der Bude sein, hat sich aber durch Verschlafen und ein Riesenfrühstück um eine Stunde verschoben. Plantechnisch stand nicht viel an, die Straße runter soll’s eine Cenote geben die ziemlich spektakulär sein soll, wurde als Primärziel auserwählt und gegen Mittag angesteuert. Wasser war perfekt um zu Schnorcheln, ein riesiger Unterwassercanyon hing direkt an der Cenote und außer 2 grillenden kubanischen Familien war keiner da. Da lies es sich einige Zeit aushalten, nebenbei verkauften und die Familienväter Marie dann noch 3 Kannen Bucanero und der Nachmittag war eigentlich nicht besser rumzubringen. Irgendwann schrie dann die allgemeine Stimmung nach Meer. Also los gezogen um einen Strand zu suchen der rifftechnisch was zu bieten hat. War nach paar Minuten Küstenstraße dann auch entdeckt, zwar kein Sand, aber Felsenküste ist eh besser für die Sicht unter Wasser. In der Ecke wurde der Nachmittag dann ohne Probleme zu Ende gebracht, um 8 war wieder Essen veranschlagt, diesmal also bei uns, und ich war echt gespannt, sollte Krokodil geben. Heißt hier übrigens Cocodrilo. Und ich wurde nicht enttäuscht, schmeckt wahnsinnsgut, irgendwo zwischen Geflügel und Fisch, wobei das Ganze aber als Ragout zubereitet wird. Zur Fleischbeschaffung ist noch zu bemerken: Absolut unbedenklich was den Tierschutz betrifft, die Bahia de Cochinos ist die einzige Gegend auf Kuba in der solche Delikatessen serviert werden. Warum? Hier gibt’s eine Krokodilfarm die sich auf das Leder der Reptilien spezialisiert hat, das Fleisch ist praktisch Nebenprodukt, die Tiere werden nur dafür gezüchtet, wie in Argentinien Rinder oder in Deutschland Schweine.
Da es uns dann noch auf einen oder mehrere Absacker gelüstet sind wir, auf der Suche nach einem Glasbiergeschäft, mit dem Insidertipp unserer Gastfamilienmutter, erst in so was wie eine Schulveranstaltung geplatzt. War aber nichts, Musik kam aus der Karaokemaschine und Bier war schlimmer als Öttinger bei 20°. Also weiter zum nächsten Tipp von einem der Mädels auf der Fete: Buenaventura. Etwas außerhalb der Ortschaft, ca. 2 km zu Fuß, die Musik war schon im Ort zu hören, klang also schon mal vielversprechend. Angekommen war das dann im Prinzip genau das was wir gesucht hatten: Eine Bauruine die von den Jugendlichen in Beschlag genommen wurde, Musik dass die Wände wackeln, nur leider absolut nicht mein Sound. Nur Popgetröte und Dancequak. Aber es gab Stoff! Kommunistendrinks, wie mir so passend einfällt: Bier war alle, Gläser und Becher auch, die Kubaner aber sind erfinderisch: Rum kommt sowieso aus dem Kannister, also Trichter auf eine herrenlose, leere Bierflasche, "Einmal voll machen, bitte!". Rum desinfiziert. Kostenpunkt pro Flasche: 5 Pesos, also ca. 20¢ für 0,33l Rum! Und der war gar nicht mal so schlecht, nur pur eben. Haben dann mehrere Flaschen genossen und paar ganz nette Bekanntschaften mit Jung und Alt gemacht und halbherzig getanzt. Bin dann aber als erster wieder mit Kurs auf mein Bett los, Musik dieser Art macht mich einfach fertig. Die sonstige kubanische Musik, von Merenge über Soul bis HipHop, ist absolut der Hit und geht sofort in die Beine, hat aber mit dem Zeug hier nichts zu tun. Absoluter 08/15 Latin-Pop a la Shakira oder Ricki Martin.

6.6.04
Komischerweise haben wir’s wieder nicht geschafft rechtzeitig aus dem Bett zu kommen um zur vereinbarten Zeit bei Marie zu sein. Andre hat beschlossen sich von unserem Hausherren einen Tauchkurs der Marke „buceo particular“ verpassen zu lassen, starten wollten wir gegen 10, losgekommen sind wir irgendwann nach 12. Tauchen hätte mich auch gereizt, konnte es mir aber budgettechnisch absolut nicht leisten. Die erste Stelle durften wir dann zum Glück nicht benutzen, wäre sehr unbequem für mich geworden, nur spitze Felsen und Büsche überall. Fidel hatte irgendwo vor dem Küstenstreifen eine Insel und empfängt da gerade Besuch, deshalb erst mal Sperrzone im kompletten Umkreis. So hat’s Andre zumindest verstanden. 2 km weiter war’s dann kein Stress. War zwar näher an der Insel, aber ich hab, glaub ich, weiter vorne schon mal erwähnt dass ich aufgehört habe zu versuchen die Logik zu verstehen die sie in diesem Teil der Welt an den Tag legen. Jedenfalls hat Andre dort Vorort seine Basisinstruktionen bekommen. Als erstes wurde ihm erklärt dass er seit 5 min. vergeblich versucht verkehrt rum in den auf links gedrehten Neoprenanzug zu steigen. Marie hat sich auch zum schnorcheln in die Fluten geschmissen, ich hab die erste Wache am Gepäck übernommen. Da noch eine kubanische Familie aus Havanna auf Sonntagsausflug neben mir lag und saß war’s dann an Land auch ganz amüsant. Nach 5 min. hatte ich ein Bier aus dem Privatvorrat der Habañeros in der Hand und es hat sich rausgestellt das einer von ihnen schon mal in Deutschland bei Siemens gearbeitet hat. Denke es hat so eine Stunde gedauert bis die Taucher wieder da waren, Marie liegt schon seit einer halben Stunde in der Sonne. Da wir uns noch einen Sandstrand geben wollten wurde dann irgendwann das Tauchequipment wieder in die Familiengarage gekarrt und der örtliche Strand aufgesucht, an dem vor 40 Jahren der nordamerikanische Nachbar versucht hat mit einem Haufen Exilkubanern die Insel zu stürmen. 72 Stunden haben Che und Castro dann gebraucht um die Invasoren wieder rauszuwerfen. Lies sich dann noch ganz gut aushalten, sind geblieben bis es Essen bei Marie gab, stand mal wieder exzellenter Seefisch auf der häuslichen Speisekarte.

7.6.04
Es grenzt an ein Wunder, aber wir sind mal halbwegs zeitig aufgestanden. Waren vormittags noch bei Marie, zwar wieder 1½ Stunden zu spät, lag aber nicht an uns. Hatten noch Probleme mit der Rechnung und unser Hausherr hat uns noch Sprit für 50¢ den Liter besorgt. Gab zwar nur 8 Liter, mit Schlauch aus dem Kanister gesaugt, aber für den Preis nehmen wir alles was wir bekommen. Die Benzinpreise auf Kuba sind annährend auf Europalevel, knapp 1 US$ pro Liter, wie immer absoluter Rekord in der kompletten Karibik. Danach dann Marie aufgegabelt und nach Playa Giron gefahren, wollten uns das örtliche Museum über die Schlacht in der Schweinebucht anschauen. Unsere weibliche Begleiterin war dann doch nicht so kulturell interessiert, also sind nur Andre und ich rein. Zwar klein, nicht sehr originell, aber aufschlussreich. Viele Fotos, Waffen und Uniformen, unter anderem ein Panzer und ein abgeschossenes Flugzeug, das die Amerikaner nach der verlorenen Schlacht dann zurückforderten. Castro soll nur freundlich gefragt haben: „Ach, ich dachte ihr wart nie hier bei uns an der Küste?“.
Irgendwann haben wir dann Marie am Strand wieder getroffen und sind weiter in Richtung Cienfuegos aufgebrochen. Da es mal wieder an Schildern mangelte und wir nicht genau wussten auf welcher der kleinen Straßen unserer Karte wir uns befinden oder ob die unsrige überhaupt auf der Karte eingezeichnet ist, wurde kurzerhand einer der 12000 Tramper eingeladen und als Lotse eingesetzt. Der Fusel den wir in Playa Larga in den Tank gekippt bekamen ist so ziemlich die übelste Brühe die man sich denken kann, die Karre bockt wie ein Schaf dem man in die Weichteile getreten hat. Und muss noch bis in die Stadt reichen, Landtankstelle ist hier ein Fremdwort. Nach mehreren Stunden Hinterlandpiste über Schlaglöcher und durch endlose Zuckerrohrfelder war die Tagesetappe dann erfüllt. Landschaftlich war nicht viel zu sehen, alles sehr flach, Landwirtschaft und schlechte Strassen. Punkt. Sind dann im Casa einer Rentnerin abgestiegen die normalerweise nur 2 Leute unterbringen darf, hat sich aber bereit erklärt uns für eine Nacht alle drei zu beherbergen. Wir sollten nur die Klappe halten. Da wir von der Fahrt ziemlich geschafft waren haben wir den Nachmittag im Schaukelstuhl auf der Terrasse verbracht. Gegen Abend sind wir dann noch mal in die Stadt, eine Runde flanieren, einer hatte Hunger, die anderen beiden dürsteten nach eiskalter Cerveza. Andre ist dann noch auf den Turm vom Rathaus gestiegen, Marie und ich haben dem Kerl am Schalter nach einer Kneipe gefragt und ihn gebeten Andre zu sagen wo wir uns befinden um die Kehlen zu befeuchten. Anschließend haben wir dann in einem Peso-Restaurant ein Huhn und noch 2 weitere Bucaneros vertilgt, das ganze wurde dann in der Bar auf der anderen Straßenseite fortgesetzt. Da gab’s wieder nur Plörrbräu, also noch mal die Lokalität wechseln. Dann endlich konnten wir bei mehreren Bieren an der Theke bleiben und erlangten außerdem die Erkenntnis dass die Bar das wortwörtlich beschissenste Scheißhaus der kompletten Karibik und darüber hinaus besitzt. Mahlzeit!

8.6.04
Da wir sowieso weiter wollten haben Marie und Andre die Idee in eine Art Nationalpark in der Nähe zu fahren in die Runde geschmissen, liegt auf dem Weg nach Trinidad und soll laut Guide eines der versteckten Juwelen Kubas sein. Klingt gut, bin für alles offen, also los. Die Anfahrt stellte sich als problemloser als gedacht heraus, obwohl die Strassen und Wege in höllischem Zustand waren und der Curore mehr als einmal aufgesessen ist. Hat ihm aber bis jetzt nicht weiter geschadet. Mit gemischten Gefühlen, in Gedanken bei meinem immer knapper werdenden Budget, wurden dann am Eingang an einer Hütte noch 5 US$ bezahlt, und inständig gehofft dass der Park wirklich so juwelenmäßig ist um den Preis zu rechtfertigen. Ich sollte nicht enttäuscht werden! Gute Wanderpfade quer durch tropische Vegetation und herrliche Landschaft, Wasserfälle und Schluchten überall, und zum krönenden Abschluss eine Cenotenformation an der der Fluss entspringt der sich durch den ganzen Park gegraben hat und die Wasserfälle mit ihrem Element versorgt. Die Becken der Wasserfälle waren fast märchenhaft schön, die Tatsache dass ich keine Badehose anhatte und somit in Boxershorts reinspringen musste hat auch keinen gestört, wir waren überall absolut für uns, schien fast so als ob wir komplett alleine im Park waren. Das Beste an solchen Spots ist aber immer die Tatsache dass alles wirklich so entstanden ist, nichts architektonisch verschönert durch Plastik und Beton, keine Begradigungen oder der Gleichen, hier und da mal ein Holzgeländer, ansonsten keine Eingriffe oder Maßnahmen um irgendetwas zu verschönern oder an irgendetwas anzupassen. Diese Plätze sind die Originale, an die die Planer und Macher von tropischen Wellnessoasen oder Erlebnisbädern in Europa oder anderswo versuchen heranzukommen. Absolut unmöglich, kopierbar zwar, aber, jede noch so gute Kopie hat Schatten und Ränder, Schwächen und Unschärfen die sie vom Original unterscheiden. Der Nachmittag wurde dann mit wandern, schwimmen und relaxen verbracht, leider hat uns dann aber ein Gewitter einen Strich durch die Rechnung gezogen: Wäre zwar kein Stress gewesen bei Regen, Blitz und Donner zu baden, um ehrlich zu sein steh ich da sogar drauf, Problem sind hier in den Bergen aber die Strassen, die bei Wolkenbruch und Konsorten zu derben Schlammpisten werden mit denen unser Daihatsu höchstwahrscheinlich nicht klar kommt. Also wurde umgehend der Rückzug angetreten und wir sind als es stärker zu schiffen beginnt schon wieder auf halbwegs geteertem Untergrund. Von dort machten wir uns dann direkt auf den Weg durch die Berge nach Trinidad, Rastplatz war ein Aussichtspunkt mit Blick über mehr als 200 km durch das ganze Tal und die Küste. Die Berge sind endlich eine lang ersehnte Abwechslung nach den letzten Fahrten über Land, dass flacher war als die Witze von Stefan Raab. Gegen Abend waren wir dann in der Stadt, Casa wurde schnell eines gefunden und 2 Zimmer für 3 Personen rausverhandelt. Nach einem ziemlich orangenen Sonnenuntergang und Musik tauschen mit Marie auf dem Dach ging’s dann noch mal in die Stadt, Andre war mal wieder hungrig, erinnert mich in dieser Hinsicht schwer an den alten Palph! Um die Kosten gering zu halten haben wir bei einer Familie eine kleine Fischplatte mit einem Bier verputzt. Und es wurde mal wieder festgestellt dass Luft in den Reifen fehlt, diesmal aber vorne links. Und wir sind seit Playa Larga ohne die zweite Hälfte vom Auspuff unterwegs, Krümmer und Mitteltopf vorhanden, dann komplett alles weg.

9.6.04
Haben mal wieder richtig ausgepennt, Frühstück war zwar schon für 9 angesetzt worden, der Casa-Chef hat sich aber um 11:30 auch noch mal drum bemüht. Wieder mal Fruchtplatte, Brot, Honig, Marmelade, Kaffe, Milch und Kaba, absolut anständig, wie meistens hier. So spart man die Knete für Mittagessen, der Brennwert reicht für den ganzen Tag. Bring bei der Hitze sowieso tagsüber fast nichts rein. Da die Temperaturen inzwischen fast unerträglich waren und uns die Sonne aufs Gemächt brannte, war die Idee zum Strand zu fahren und die Stadt später in Angriff zu nehmen die am ehesten verkraftbare. Also Zeug für Playa Ancon zusammengesucht, Handtuch wurde natürlich vergessen. Das größte Problem war dann aber erst mal der Reifen, Druckverhältnisse waren ziemlich beschissen. Laut dem vorm Haus Siesta haltenden Nachbarn gibt’s an der Ecke eine Tanke die sich der Sache annehmen kann. Paar Dollars und wir konnten weiter. Am Playa gab’s dann, wie das so ist, nicht sonderlich viel zu tun, außer die Sonne anbeten, in Seeigel latschen, den Himmel und seine Färbungen bewundern. Irgendwann gegen Abend dann wieder zum Casa, duschen, dann durch die Stadt. Zu der ist folgendes zu sagen: Einerseits nicht sehr spektakulär, keine große Bauten und Paläste, aber andererseits alles sehr authentisch, als wäre die Zeit im Jahrhundert der Freibeuter und Seefahrer, Entdecker und Eroberer stehen geblieben. Wenn nicht ab und zu das Flackern eines Fernsehers durch die Fenster blitzen würde, wäre der Zeitunterschied nicht erkennbar gewesen. Die legendären Straßenkreuzer an verstärken den antiken Eindruck zusätzlich, auch wenn die Epoche nicht ganz korrekt ist. Denke mein nüchterner Eindruck ohne große Ahhs und Ohhs ist auf die Erinnerung an Cusco, Porto Colombia, Cartagena und Antigua zurückzuführen, alles Städte die in meinem Gedächtnis in der Ecke „Unvergessliches“ abgelegt wurden und dadurch eine Art Referenz darstellen. Unterwegs sind wir dann noch kurz auf einen Absacker in eine Bar, war aber mal wieder komplett vom Sozialismus verlassen: Bestellung: 3 Bucaneros! Ist alle. Dann irgend ein anderes Bier! Auch alle, kein Bier. Was gibt’s dann? Rum. Mit was? Pur. Na dann, ist schon Spätnachmittag, 3 Rum pur bitte. Herrlich, Rum pur, auf den Durst, auf Kuba gewöhnt man sich da relativ schnell dran!
Beim Essen wurde ich dann mal wieder von mir selbst überrascht: eine kubanische Spezialität, die ich vorher eher kritisch beäugt habe, hat sich als absolute Inspiration herausgestellt. Käse mit Marmelade! Normalerweise nicht mein Geschmack, wollte aber aus Höflichkeit und einer Dosis Neugier nicht ablehnen. Vormerken! Schmeckt bestens! Vielleicht noch einen Schnaps drüber drapieren, ron de la cuba, versteht sich. Marie und ich hatten dann eher Durst, sind auf dem Weg seitlich in eine Bar und haben bei mehreren Bieren auf Andre gewartet. Im Laufe des Abends hat sich dann noch ein neuseeländischer Schweizer zu uns gesetzt und uns ins Casa de la Musica geschleppt, war ganz OK, aber Touristenfalle. Wäre lieber an der anderen Bar auf der Mauer bei den Einheimischen geblieben, aber na ja. Musik war dann ganz in Ordnung, Kubasalsa eben, aber kein Vergleich zu dem wahnsinnigen Sauhaufen aus Rythmus, Leben, Exzess und ungebundener Bewegung in Viñales!

10.6.04; Laut aktuellen Plänen beginnt mit diesem Tag der 14- Tages-Countdown bis Heimat
Da wir irgendwann vormittags aufbrechen wollten wurde heute ausnahmsweise mal nur eine halbe Stunde verpennt. Vor der Abfahrt nach bei der Bank vorbei, wo es dann ein böses erwachen gab: Die MasterCard wollte kein Geld mehr flüssig machen, entweder Leitungsproblem oder Limit erreicht. Andre hat sich dann bereiterklärt mir erst mal finanziell über die Runden zu helfen, bis es eben wieder was am Schalter gibt (Danke!!). Marie hat noch in einem Bookshop gestöbert, danach wieder zum Auto um festzustellen dass heute der rechte Vorderreifen nur noch halbe Luft hat. Also wieder an die Tanke an der Ecke und vom Kumpel Vorort begutachten lassen. Problem schnell erkannt, bin am Tag zuvor auf dem Weg zum Strand ziemlich heftig in ein gut getarntes Schlagloch gekracht, Felge hat einen Treffer abbekommen und an der Delle verlieren wir jetzt Luft. 3 US$ später war die Sache ausgebeult und der Reifen wieder voll. Genau das gleiche ist uns dann nachmittags kurz vor Morron noch mal passiert, wurde dann aber gleich an Ort und Stelle fachmännisch mit 2 Steinen raus gedengelt, seit dem hält das Teil. Gab dann auch keine weiteren Komplikationen, gegen 5 sind wir mit dem Kommentar „Cartman, hier stinkt’s voll nach Arsch!“ über 27 km Brücke auf die Caye Coco gefahren um im Campismo dann zu erfahren dass nichts frei ist. Hat sich aber rausgestellt dass es doch was gibt, waren anfangs nur nicht willig. Ein Pärchen aus England ist dann auch noch eingetroffen, und da die kein Wort spanisch gesprochen haben wurde denen auch gleich noch was mitorganisiert. Wurde dann alles über eine Rechnung laufen gelassen, mussten dann intern klären wie viel jeder zu löhnen hat. Die Kubaner hofften mal wieder auf große Scheine um dann mit bedauern darauf hinzuweisen dass sie kein Wechselgeld hätten, sehr beliebte Masche hier. Nebenbei wurde die komplette Anlage von einem Höllen-HiFi-Turm beschallt, auf dass auch Florida noch in den Genuss der ach so abwechslungsreichen, unaufdringlichen und stilvollen kubanischen Popmusik kommt. Irgendwann hab ich's dann nicht mehr ertragen, hab mich mit MD-Player bewaffnet und zum Strand gewandert, eine jungfräuliche Stelle gefunden und über die Ohrstöpsel und meinen musikalischen Favoriten dann bis zur Vergasung das einheimischen Gefurze abgeschirmt. Die traditionelle Schiene find ich absolut beeindruckend und absolut nicht übel, die Popkacke lässt sich jedoch kaum aushalten.

11.6.04; Noch 13 Tage bis Stunde Null
Um kurz vor 9 wurden wir rabiat vom Campismopersonal aus den Betten geworfen, haben geklopft wie die Irren und uns offenbart dass sich ein neuer Arbeitertrupp (denen diese Anlage vorbehalten ist) im Anmarsch befindet der unsere Hütte beziehen will. Konnten wir nichts machen, hatten erst mal eine Nacht veranschlagt und wollten dann heute verlängern. Also Curore beladen und zum nächsten Camp weiter gezogen. Da hatten sie dann auch eine Hütte für uns, 3 Personen? Kein Problem, noch Bett aus dem Nachbarzimmer geholt und festgestellt dass es, im Vergleich zum Vortag, sogar fließend Wasser gibt! Die Dusche und der Spülkasten werden von einer Froschfamilie bewohnt, stellt aber kein Problem dar, verhalten sich größtenteils friedlich. Andre hat sich noch ein Frühstück gegönnt, dann weiter rauf zur nächsten Insel, Playa Pilar, benannt nach Hemingways altem Fischkutter. Hat sich als herrlicher Fleck Erde rausgestellt, schneeweißer Sand, klares Wasser und keine Sau da. Auf der Suche nach einer Ecke zum Pissen hat es mich dann noch kurzzeitig sauber ins Vulkangestein gefetzt, wobei ich mir glorreich den rechten Fuß und die Flossen aufgerissen hab. Nach mehreren saufaulen Stunden wurde dann mit Freuden festgestellt dass die Bretterbude am Weg eine Kühltruhe beinhaltet und dort eiskaltes Bucaneros veräußerlicht wird, was sofort mit einigen Kannen begossen wurde. Vor der Heimkehr wurden dann an der einzigen Tanke der Insel noch 3 Gummiadler geordert und Marie hat Ilona in Havanna angerufen: Treffpunkt morgen in Camagüey, von da an dann zu viert weiter. Astrein, Kostenersparnis von 25% was die Karre angeht.

12.6.04; Am 12. noch 12 Tage
Über die Zollbrücke wieder aufs mehr oder weniger Festland, 2 US$ abgedrückt und beinahe den Zöllner überfahren der mal wieder die Pässe kontrollieren wollte, um genau zu wissen wer alles auf Caye Coco rumeiert. Also, Formalitäten erledigt wie 2 Tage zuvor, dann durchgebrettert bis Camagüey. Andre hat ab Ortseingang als Lotse fungiert und mich durch das Gewirr von querkombinierten Einbahnstraßen und plötzlich endenden Avenidas zu manövrieren. Als Entschuldigung für die Abwesenheit sämtlicher Logik im Straßensystem wurde behauptet das sei damals als Trick zur Verwirrung der Piraten so angelegt worden.....Welcher dem Seeräuberhandwerk Nachgehende, mit Krummsäbel und Brandschatzerfackel Bewaffnete hat damals bitte gesagt: „Scheiße, da darf ich nicht lang rennen, beschissene Einbahnstrasse!“? Henry Morgan, glaub ich, war’s dann der die Stadt 3 mal in Folge auseinander genommen hat. Ohne aufs Verkehrssystem zu achten, schätz ich....Irgendwann waren wir dann jedenfalls in der Ecke in der wir hofften billig unterzukommen, Frühstück inbegriffen. Bin immer noch wahnsinnig froh mit paar Leuten unterwegs zu sein, und vernünftigen, netten dazu. Alleine wäre die Aktion in eine private Kubakrise ausgeartet, rein vom finanziellen Aspekt. Der Hunger hat uns dann mal wieder in die Stadt getrieben, ein Pesorestaurant war dann auch bald gefunden, satt für 1,50 US$. Selten dass man die Teile findet und dann auch noch in Moneda National bezahlen kann, wenn aber, dann billig satt! Von dort musste Andre dann noch mal ans Netz, hab mich kurzfristig angeschlossen um zu checken ob sich Stefan gemeldet hat, jener Kollege mit dem Ralph und ich ein Jahr zuvor durch Costa Rica getourt sind. Hat vor paar Wochen geschrieben dass er evtl. zur selben Zeit auf Kuba ist wie meiner einer. Hat aber dann nichts von sich hören lassen. Da es Anstalten gemacht hat zu schiffen bin ich vom Postamt direkt zum Park in die Bar „El Cambio“, Marie wollte sich da mit Ilona treffen. Waren beide schon da, bester Laune, hab mich dann direkt angeschlossen und erst mal mehrere Bucaneros zu mir genommen, wobei wir uns einig wurden Andre die Santiago-Idee auszureden, würde vom Zeitlevel her einfach zu knapp und stressig werden. Statt dessen wurde Santa Lucia im Norden als Ziel angepeilt. Er war zwar nicht sehr begeistert, hatte aber dann nichts dagegen auch mal eine Idee der Mädels mitzumachen. Nachdem wir Ilonas Gepäck verstaut hatten wollten wir noch mal in die Stadt, war mein letzter Samstag auf der Insel und ich wollte feiern bis irgendwas aufgibt, Schuhe, Leber, Geldbeutel, Andre, egal, auf jeden Fall so lang und exzessiv wie irgend möglich! Anfangs war leichte Flaute bei meinen Reisegefährten, paar Bier am Kiosk, labern, schlendern. Dann aber der Brecher: 2 Einheimische haben uns auf eine Party in einer halbfertigen Hotelanlage eingeladen, uns nach 5 Minuten kennen lernen schon mit „Gehören zu uns, Amigos“ an den als Securitys und Kassierern fungierenden Kubanerschränken vorbeigeschleust und dann in die Party eingeweiht: Der Bau wurde mal wieder aus sozialistischen Gründen eingestellt und kurzerhand zum inoffiziellen Partybunker umfunktioniert. Bier musste außerhalb organisiert werden, einfach durch den Betonklotz der Rezeptionsecke schleichen, über den Zaun springen und an der Tienda gegenüber den Stoff für die nächste Stunde bestellen und Taschen voll laden. Alles Geheimtipps die wir aber von der kompletten Fetenbevölkerung vermittelt bekamen, astreine Leute, die halbe Stadtjugend war auf der Fete und am Platz davor. Der Technosound, den der DJ in die Poolarea geblasen hat, ging wahnsinnig gut in die Beine und war die beste Abwechslung zu dem sonstigen Mainstreamschwachsinn, der hier sonst die Partys beheizt, die denkbar war und es wurde zelebriert, konsumiert und beinahe kollabiert bis keine Ahnung. Die anfängliche Skepsis nach der Erfahrung in Havanna ging dann irgendwann doch in Vertrauen in die Ehrlichkeit des Menschen über. Wann wir heim gekehrt sind ist bisher unklar, auch wie wir ins Haus und überhaupt bis zum Haus gekommen sind soll ungeklärt bleiben, einzig die Erinnerung an eine hammermäßige Nacht, irgendwo in einem halbfertigen Hotel in Camagüey, blieb und bleibt vorhanden.

13.6.04; 11 days left
OK, durch die kürze der Nachtruhe wurde mal wieder eine anständige Verschlafung verursacht, Marie ist aufgetaucht als wir gerade beim Frühstücken waren um zu fragen wo wir bleiben. Kurz danach hab ich mich hinters Lenkrad geklemmt und wir haben’s echt fertig gebracht Gepäck von 4 Leuten und die 4 Leute selbst in den Curore zu pressen. Aber, der Reifen hinten rechts hatte Luft verloren und bedurfte Reparatur. Auf zur Micar Agentur, einen Kaffee geschnorrt, und das Loch stopfen lassen. Das 5. jetzt. Von dort ging’s dann mit anständig Verspätung in Richtung Norden, Kurs Santa Lucia, quer durchs absolute Flachland, planer als Holland, Reis und Zuckerrohr soweit das Auge reicht. Paar Stunden später wurde dann die Küste erreicht, und es hat sich herausgestellt dass die Gegend schon von einigen Hotelketten heimgesucht wurde was eigentlich nicht unserer Vorstellung von Unterkunft und Ambiente entspricht, zumindest was Andre und mich betrifft. In der ersten Bar an der Strasse die halbwegs Einheimisch aussah wurde nach einem Casa Particular gefragt, wohlwissend dass es hier in Ressortnähe nur inoffizielle Unterkünfte bei Privatleuten zu finden gibt. Nach einer viertel Stunde kam der Barkeeper wieder, gab nix zu pennen in der Gegend, wir sollten weiter die Halbinsel bis nach „La Boca“ rauf fahren und da fragen. Außerdem ist, nach seiner Aussage, der Strand dort noch besser und es gibt keine Touristen, da dass Kaff hinter einem Sumpf liegt und nur über 10 km Feldwegpiste zu erreichen ist. Klang genau nach unserem Geschmack, steht in keinem Guide, absoluter Local-Geheimtipp, mal wieder. Der Weg bis an die Spitze der Lagune, an der „La Boca“ liegt, war dann die Grenze für den Daihatsu, bei Regen wäre die Grenze wahrscheinlich überschritten und wir müssten irgendwo überwintern. In „La Boca“ gab’s dann wieder Stress was zu finden, die ersten die wir gefragt hatten haben uns weiter Richtung Strand geschickt, wir sollten nach einem Kerl Ausschau halten der sich selbst „Coco Loco“ nennt, die Verrückte Kokosnuss also. Das Dorf ist klein, der Typ bekannt wie kein anderer, also hatten wir ihn nach 10 min aufgestöbert und nach einer billigen Schlafgelegenheit gefragt. Da er DER Mann am Ort ist der so was organisiert, hatte er natürlich was. Für 17,50 die Nacht, Doppelzimmer. Den Mädels war’s dann zu schäbig und Andre und ich hatten sowieso auf eine Nacht am Strand spekuliert. Alternative war dann der absolute Obercommander was den Style angeht, kam oben ohne mit Ranzen über der Militärhose hängend und klassischen Sombrero bekleidet aus dem Haus, das auffälligste war dann aber der Nase Teil der Hose zwischen seinen Beinen. Will jetzt hier nichts klischeehaft pauschalisieren, aber der Kerl ist die Definition des Dorfsäufers! War dann nicht ganz klar verständlich was er wollte, deshalb wurde, trotz heftigster Mosquitowarnungen von den Locals, beschlossen am Strand zu übernachten. Die Mädels haben unser Gepäck und das Auto mitgenommen und ihr Quartier im erstbesten Hotel in Santa Lucia aufgeschlagen, konnten sich mit dem Gedanken an eine Nacht unter Sternenhimmel im Sand nicht anfreunden. Das nötigste für die Nacht, bestehend aus Hängematte, Decke, Messer und Streichhölzern dann noch aus dem Auto geladen und zum Strand geschafft, Anti-Brumm-Insektenmittel wurde natürlich glorreich vergessen. Dann im Sand die Ortsgrenzen hinter uns gelassen und mit Entsetzen festgestellt dass die Einheimischen nicht untertrieben hatten was Moskitos angeht: Sollte eine lange Schlacht werden!

Der Kampfablauf:

Ca 20 Uhr: Erster erwähnenswerter Feindkontakt, sofort chemische Kriegswaffen zur Abwehr des ersten Sturms aufgefahren, kurzfristige Erfolge, langfristig dann aber sinnlos, egal welcher Kampfstoff.

20:45 Hoffnung auf geringere Feindstärke ab Einbruch der Dunkelheit. Vorbereitungen für Abwehrfeuer werden getroffen, bei Materialbeschaffung in Hinterhalt geraten und Schlagartig Rückzug in Richtung Feuer angetreten. Taktik des Feindes teilweise durchschaut, tritt in wellenartigen Überfällen auf, keine dauerhafte Präsenz auf dem Schlachtfeld.

21:30 Hoffnung zu 90% aufgegeben, werden weiterhin direkt an der Basis, im Schutz des sonst vom Angreifer so verachteten Feuers und unter ständiger Benutzung chemischer Keulen aller Art mit nicht abnehmender Härte attackiert.

22:30 Andre bezieht Nachtlager 100m weiter im Sand, ich halte weiterhin die Stellung, in der Hoffnung auf abnehmenden Blutdurst beim Feind.

0:00 Keine Besserung der Lage in Aussicht, Belagerung hält Stand. Entscheide mich dann auch in die Hängematte direkt am fast erloschenen Feuer zu wechseln.

0:30 Hängematte hat sich als großer Fehlschlag erwiesen, bietet Zugang zu allen Angriffsflächen, der Feind schert sich nicht im geringsten um 2 Lagen Baumwolle und Leinen. Stellungswechsel zu Andre in den Sand, dadurch Angriffsfläche auf eine Front verringert. Chem. Mittel bringen weiterhin Erfolge für mehrere Minuten in denen sich die feindlichen Kräfte fern halten, neu formieren und später wieder geballt zuschlagen.

Ca. 3:00 Konnte mehr als 2 Stunden die Position halten und sogar teilweise schlafen, dann kam die übelste Welle überhaupt, von allen Seiten gleichzeitig. Bin inzwischen stark angeschlagen, mir wurde im Schlaf übel zugesetzt. Durch den Einsatz aller verfügbaren Mittel wurde ein Zeitfenster freigeschossen das zum einschlafen genügen musste.

5:15 Kurz vor Sonnenaufgang, der Feind ist über diese Tatsache bestens informiert. Ein letztes aufbäumen mit allen verfügbaren Kräften, die letzten Reserven der Kampfstoffe unsererseits werden aufgewendet, von da an kann von einem Ende der Belagerung gesprochen werden, der feindliche Streitmacht zieht sich komplett zurück. Der Stellungskampf wurde zu unseren Gunsten entschieden.

8:30 Der Sieg wird realisiert, Verluste gezählt und er Schaden begrenzt. Bin über 200 mal getroffen worden, Spätfolgen nicht ausgeschlossen. Da der Feind zahlemäßig millionenfach überlegen ist, werden ihm die paar hundert getöteten Kameraden der letzten Nacht kaum zu schaffen machen, also keine Besserung der Lage in Aussicht.

So ungefähr ist die Nacht am Strand gelaufen, wäre sonst absoluter Hammer gewesen, sternklarer Himmel, Feuer am Strand und mit der Brandung am Ohr einschlafen.

14.6.04; 10 Tage bis zur Heimkehr
Um den Blutverlust der Nacht auszugleichen kam die Frage nach Frühstück auf, vorher noch mal ins Meer gesprungen und festgestellt dass das Wasser bisher nirgends klarer war. Der Hunger wurde dann in der Bar am Strand bezwungen, gab komische Wurst, trockenes Brot und so was wie kubanische Fanta. Von da an hat Andre gelesen, ich war mit meinem Stoff schon durch, die Mädels haben dann auf sich warten lassen, wir saßen also immer noch mit nichts als der zerfressenen Ausrüstung der letzten Nacht und paar Pesos aus den Taschen in der Sonne. Und es hat uns erst mal ziemlich wenig interessiert. Wetter war astrein, Leute wahnsinnig locker, alles sehr tranquillo. Paar Mangos und eine Annanas vom LKW-Fahrer gekauft der von der Plantage kam, in der Sonne rumgeschimmelt, ab und zu mal hier und da paar Wörter mit den Locals gewechselt und sonst völlig locker durch die Hose geatmet. Gegen Abend kamen dann unsere weiblichen Kumpanen, wir saßen gerade beim 2. Teller Shrimps mit alles und wurden dann erst mal kritisch begutachtet ob wirs wirklich sind. Und da hab ich auf dem linken Auge schon wieder halbwegs was gesehen, die Schwellung von dem Moskitostichen war schon fast wieder weg. Meine Nase und das restliche Gesicht sah aber noch dementsprechend aus. Wobei man sagen muss dass ich fast nichts mehr gespürt hab, außer eben die Schwellungen. Bei mehreren Cervezas wurde dann die grobe Planung für die nächsten Tage angegangen, Treffpunkt wurde für 10h beim Hotel der Mädels festgemacht. Da wir ebenfalls nicht noch eine romantisch-blutige Strandnacht verbringen wollten, hatten wir schon nachmittags über Coco-Loco beim Mann mit der nassen Hose und Sombrero Quartier beantragt, war sauberer als die andere Hütte, gab ein Moskitonetz und der Kerl hat sich als überaus sympathisch rausgestellt. Wegen der Angst vor Policia und CDR (Commite de Defensa de la Revolution) mussten wir dann immer hinten über den Strand ins Haus, Auto blieb an der Bar.

15.06.04; 9 Tage
Wahnsinn, wir haben’s gepackt um 10 bei den Mädels vorzufahren, noch schnell einen Kaffee von ihrem Frühstücksbuffet geklaut, dann beladen und mit voller Besetzung mal wieder einen Platten registriert. War zwar noch Luft vorhanden, bei unserer Beladung aber zu mager. Zur nächsten Werkstatt waren es 5 km, der Alte vom Reifenservice hat das Leck genauso zu gepfuscht wie alle anderen zuvor, schnell noch eine Delle aus der Felge gedroschen und wir konnten weiter nach Las Tunas. Die Fahrt war relativ ereignislos, Andre hätte nur fast einen schwarzen Chevy auf der Gegenfahrbahn gerammt, was an der Gegend liegt, flach wie ein Pfannkuchen, nicht das Beste für die Konzentration. In Las Tunas dann direkt zur örtlichen Micar-Station, in der Hoffnung, nach dem dritten Platten im selben Rad, einen neuen Reifen rausschinden zu können. Die Mädels dachten sogar ernsthaft sie könnten das ganze Auto gegen ein größeres mit Klima und Radio tauschen, wo ich mir kurzzeitig das Lachen verkneifen musste, der Typ vom Mietservice hat sich’s dann nicht verkniffen als er von ihrem begehr erfuhr. Dafür hat er sie über die absolute Normalität und Alltäglichkeit von Platten auf Kuba aufgeklärt. Da ein extrem starkes Hungergefühl und extrem wenig Geld vorhanden waren, wurde der Ruf nach einem Pesorestaurant laut, der Tankwart hat ihn gehört und hat uns runter zum Plaza de la Revolucion delegiert. War wirklich ein Restaurant diesmal, Andre und ich durften aufgrund zu kurzer Hosenbeine nicht bleiben und mussten in die Cafeteria nebenan ausweichen, welche aber sowieso von der gleichen Küche bedient wird. !00% Kommunistenstil, Theke aus Beton, 120 Jahre alte Hocker. Sonst nichts. Kein Zapfhahn, keine Gläser hinter der Bar, nicht mal ein Bierdeckel, alles leer. Uns aber völlig egal, wir hatten mal wieder ein Original. Kein vorgegaukelter Karibik-Stil oder die Attrappe einer kubanischen Bar, sondern eine echte Cafeteria, in der Arbeiter zu Mittag essen oder sich einfache Leute eine Mahlzeit holen. Und besser geht’s nicht, man merkt sofort ob man willkommen ist, wenn nicht geht man eben wieder. War hier aber nicht der Fall. Laut den Compañeros gibt’s nur ein Gericht, wie üblich in Cantinas und der gleichen. Saft gab’s dann auch noch, kaltes Leitungswasser war gratis und im Überfluss verfügbar. Heute Stand Fisch mit Käse und Schinken auf der Karte, Reis und Bohnen laufen extra. Die Portionen waren anständig, die Leute wahnsinnig freundlich und natürlich neugierig, wodurch immer wieder Gespräche mit Grinsen im Gesicht entstanden. Wieder mal satt, zufrieden und glücklich für weniger als 1 US$. Danach dann Aufbruch nach Bayamo, das Tagesziel kurz vor der Sierra Maestra. Gegen Abend waren wir da, Bude war schnell gefunden, den Mädels wirkte es von Außen mal wieder zu assig, wollten es noch wo anders probieren. Von innen wars aber völlig OK, und ich hätts auch genommen wenn’s innen wie außen gewesen wäre. 4 Wände und ein Bett, alles was wir brauchen. Gegen 8 waren sie dann wieder da und haben niedergeschlagen bekundet dass sie nichts besseres gefunden haben und 2 Häuser weiter wohnen. In einer schlechteren Behausung als der unserigen, wie sich rausstellte. Hab ihnen von Anfang an gesagt dass es abseits von Touristenspots wie Trinidad und Maria la Gorda anders zu geht. Ist eben Provinz, Kuba real! Aber egal, der Sinn stand uns nach Entspannung bei Musik und Bier, sollte unser letzter Abend zu 4 werden, Marie und Ilona wollten über Santiago weiter nach Baracoa. Hätte uns auch noch gefallen, aber unsere Zeit wird knapp, ich realisier allmählich dass der Trip zu Ende geht. Eine Bar war schnell gefunden, mehrere Biere zelebriert und die gemeinsamen Ereignisse der letzten Tage noch mal revue passieren lassen, nebenbei wurde noch festgestellt dass der Barkeeper krawattentechnisch den Mörderstyle drauf hatte, hat das Teil nicht gebunden sondern nur umgehängt und die Enden in die Hose gesteckt. Sehr geil! Danach dann Abschiedeszeremonie, Knete für Mietwagen eingetrieben und Schlachtplan für die nächsten Tage entworfen. Geschlafen wurde wieder mal in der bewährten Kopf an Fuß Stellung, erstens haben wir 2 verschiedene Meinungen was den Luftstrom der Air-Con angeht und wurden so beide zufrieden gestellt, zweitens ist das in den schmalen Betten bequemer wenn die körperliche Nähe nur eine untergeordnete Rolle spielt.

16.6.04; 8 Tage bis Stichtag
Am Morgen danach, nur noch zu zweit. Haben gemütlich gepackt, gefrühstückt und festgestellt dass das Auto noch vor der Tür steht, die Oma von gegenüber hat uns am Abend zuvor für 2$ versichert dass niemand es wagen würde es anzufassen, eine andere Nachbarin würde darauf aufpassen. Dass das System eigentlich in die Gegenrichtung funktioniert und man auf jeden Fall einen Platten hat wenn man den Obolus nicht abdrückt ist weitreichend bekannt, also hatten wir die 2$ natürlich investiert. Obwohl wir’s in Trinidad auch schon unbeaufsichtigt stehen haben lassen, hatten damals auch nie Stress mit Jitaneros. Nebenbei waren wir dann noch auf der Bank, und ich kann’s kaum glauben, die MasterCard hat Geld verursacht! Im Cadeca um die Ecke dann noch schnell 5 US$ in Pesos Cubanos getauscht, die 400 aus Havanna waren unlängst alle geworden, von Fruchthändler an der Straße bis zu sonst was auf dem Markt läuft alles über Moneda National. Ich hatte also mal wieder eigene Knete und konnte meine Zeche bei Andre begleichen. Wir kamen deswegen schon leicht ins schwitzen, ich, weil ich befürchtete bis zum Abflug überhaupt kein Geld mehr auf der Bank zu bekommen, und er, weil er genau das gleiche ahnte. Von da an ging’s dann weiter über mehr oder weniger gute Straßen bis nach Bartholomé Masó, der erste Wegpunkt ins innere der Sierra Maestra, dem Gebiet in dem Fidel nach der Landung sein erstes Lager aufgezogen und Monate lang die Batista-Armee zum Narren gehalten hat. Wollten eigentlich heute noch rauf in die „Commandancia“ wandern, haben uns aber leider in einem Dorf um eine Straße verhauen und sind deswegen 3 Stunden sinnlos durchs Gelände gekurvt, macht aber nichts, war trotzdem sehr geil, ewig Schotterpiste, Schlamm bis an die Schweller, alle 10 km eine Furt und freundliche, den Weg betreffend unwissende Einheimische. An der letzten Flussdurchquerung haben wir dann gewendet, war zu tief für den Curore und wir hatten geschnallt dass dies nicht die Straße sein kann für die wir sie gehalten hatten. Die Strecke ging quer durch Gebirge und Highlands, die Cubaneros waren überglücklich weil sich paar durchgeknallte Touristen in ihrer Gegend verirrt hatten und sie mit ins nächste Dorf genommen haben und die Wege waren so verkehrsschwach (nur Ochsenkarren und Traktoren von 1806) dass ich ohne Bedenken den MD-Player auf die Ohren bauen konnte. Nach der Rückkehr nach Maso wurde im örtlichen Peso-Restaurant das Tagesgericht Spaghetti mit Käse vertilgt, Prädikat: Der Hunger treibt’s rein, aber der gute Wille zählt. Danach nach dem Weg gefragt, an dem auch das Campismo liegt in dem wir zum übernachten absteigen wollen. 6$ pro Mann und laut der Frau ohne Plan (Antwort auf jede Frage: Da muss ich fragen.....“) gibt’s den Hang runter einen Fluss in dem man baden kann. Wurde sogleich begutachtet und in vollen Zügen genossen, über die vereinzelten Mini-Blutegel wurde großzügig hinweggesehen, Wasser war mehr oder weniger erfrischend, dafür war die Atmosphäre der Hammer überhaupt. Mal wieder absolute Natur, das Gewässer tief genug um zu schwimmen, Bäume und Felsen am Rand und Ruhe bis zum Horizont. Absolut traumhafte Entspannung von dem Mördertrip am Tag, danach dann zu den Einheimischen an die Tienda, paar Bucaneros, dann Segel gestrichen.

17.6.04; 7 Tage noch
Wollten eigentlich mal früher raus und halbwegs zeitig in die Sierra, hatten aber aufgrund beidseitig vertretener Faulheit wieder mal Verspätung. Kommunistenfrühstück (Gibt nichts, ist alles alle, vielleicht morgen) beordert, danach Aufbruch, diesmal auf dem richtigen Weg, ins Gebirge. Die Fahrt selbst war schon der Wahnsinn, hab selten so steile Berge befahren, stellenweise nur im 1. Gang zu schaffen. In Santo Domingo war dann Endstation, zumindest offiziell. Am Rangerstützpunkt muss einer der Ranger aufgenommen werden, außerdem kostet die ganze Show 11 US$. Ranger weil es hier den Touristen schon öfters abseits der Wege besser gefallen hat als auf dem offiziellen Trail, paar haben sich verlaufen, seitdem sind Guides hier Pflicht. Unser Ziel war, wie schon gesagt, die „Commandancia la Plata“, Castros altes Hauptquartier hier im Hochland. Der Hike war OK, aber nicht so spektakulär wie ich erwartet hatte. Dafür aber sehr interessant und aufschlussreich, der Ranger kannte sich ganz gut aus was Geschichte und Gegend angeht. Nach der ersten halben Stunde kommen wir an einen Bauernhof, Rast, und die Kameras mussten zurück gelassen werden. Dachte jetzt kommt wieder eine Story von wegen Militärgebiet und Sperrzone, aber nix, der Kerl war ehrlich: Fotos verboten weil die nicht wollen dass die halbe Welt weiß wie die Commandancia aussieht, statt dessen soll lieber die halbe Welt herkommen und die 11 US$ abdrücken. Hat bis jetzt wenig Schule gemacht, wir sind seit Wochen die ersten die rauf wollen, kein Mensch unterwegs in dem Gelände in dem wir unterwegs sind. So die Aussage der Kollegen von der hiesigen Parkaufsicht. Zwar eine Scheißeinstellung, aber wenigstens war er ehrlich. Andre hat seine Billigpocket abgegeben, die Digitale blieb im Rucksack. Bis zum 1. ehemaligen (Anm. der Redaktion: Hier ist der 2. Stift für dieses handschriftliche Buch alle geworden) Kontrollpunkt war’s dann noch ein Aufstieg der mit Schwitzen verbunden war, was im angenehmen Gebirgsklima eher unüblich ist. Von dort dann zu einer der ersten Baracken, heute eine Art Museum mit Modell der ganzen Gegend und verschiedenen Gegenständen aus der Zeit von Che und Kumpels, von Lampen bis zur Mauserflinte von 1896 war alles vertreten. Dann den Berg rauf zu Fidels Hütte. Hat gar nicht schlecht gelebt da, verhältnismäßig, inklusive Revolutionsscheißhaus, die Bretterbrille war gut eingesessen, möchte nicht wissen wie viele Schlachtpläne da drauf geschmiedet wurden. Gab dann noch mehrere Hütten, unter anderem Küche, Stromversorgung mit russischem Generator und auf der Bergspitze dann die erste Sendestation von Radio Rebelde, von wo aus jeden Abend für eine Stunde die Bevölkerung propagandiert wurde. Von da an hab ich dann den Aufseherkumpel abgelenkt und Andre hat Bilder geschossen. Wenn’s wirklich eine triftige Regel gewesen wäre, wie Totenehre oder ähnliches, hätten wir uns ohne zu zucken daran gehalten, da es aber wieder mal um Geld ging war uns das völlig bums. Nach 3 Stunden waren wir wieder unten, haben zum 857 mal einen Tramper mitgenommen und waren hungrig wie die Tiere. Da der Laden im Campissmo immer noch nichts zu bieten hatte wurde auf ein Pesorestaurant weiter unten an der Straße ausgewichen, wo wir dann doch in Dollars zahlen mussten. Die Sau die wir dann verspeisten war anfangs ihr Geld auch wert. Anfangs. Die Spätfolgen hatten es in sich.

18.6.04; 6 Tage bis zur inoffiziellen Heimkehr
Böses Erwachen: Irgendwelche Arschlöcher haben mir, durch den Fensterladen, 2 T-Shirts und ein paar Socken von der Wäscheleine geklaut! Und wir hatten sie extra im Zimmer, quer, von einer Ecke zu anderen gespannt um dem vorzubeugen. Und ausgerechnet das Inca-Cola Shirt aus Peru und das vom Subcommandante Marcos aus Mexico! Die Kehrseite der Medaille Kuba, Land und Kultur sind echt nicht zu verachten, aber die Insel hat mehr linke Abzocker als alle anderen Staaten die ich auf dem Trip durchschritten habe! Hab zwar auch schon eine Handvoll ehrlich-freundlicher Menschen wie Eduardo in Havanna oder den Typ aus Santa Lucia kennen gelernt, die machen das hier vorliegende Defizit an Sozialismus aber momentan nicht weg. Zumindest was meine momentane Stimmung angeht. Haben dann mit dem was die Küche hergegeben hat gefrühstückt, viel war’s nicht, hat aber gereicht. Für heute war dann eine Gewaltetappe geplant, bis nach Santa Clara, 550 km, sollte aber mit biegen und brechen zu schaffen sein. Am Nachmittag sind dann die vom am Vortag vertilgten Schwein verursachten Nebenwirkungen schlimmer geworden, Andre hat das Steure übernommen. Der Dünnschiss ließ nicht lange auf sich warten, kurz nach der 9-stündigen Fahrt hat in Santa Clara dann das Fieber eingesetzt. Hab nur 2 Bissen runtergebracht, dann 2 Aspirin und alles andere Vielversprechende aus den Reiseapotheken zweier Rucksäcke eingeworfen. Um 7 dann völlig KO ins Bett. Andre hat mir noch Wasser in Flaschen organisiert und die Klima auf „menschlich“ gestellt. Sonst lief bei uns, wenn vorhanden, AirCon-technisch immer alles auf „Nordpol“.

19.6.04; 5 noch
Die Nacht verlief irgendwo zwischen Fiebertraum und der Anbetung des weisen Porzellangottes, aber der Einsatz von 2 weitern Aspirin und ewig Wasser verbunden mit Bettdecken hat das Fieber bis zum heutigen Morgen aus meinen Knochen gejagt, ich komm halbwegs fit zum Frühstück und belasse es bei Brot und Obst. Die Gute Seele von Haushälterin, bei der wir uns eingenistet hatten, hat sich dann noch Sorgen gemacht, ich konnte sie aber beruhigen und versichern dass ich halbwegs vorwärts gehen kann. Viel Stand nicht auf dem Plan, wollten uns das Che Guevara Memorial anschauen und dann weiter nach Havanna. So wurde es dann auch gehandhabt, am Memorial kamen wir dann noch in den Genuss einer Verleihung irgendeiner medizinischen Auszeichnung beiwohnen zu dürfen, diese werden immer dort verliehen, in Andenken an Ernesto „Che“ Guevara, ebenfalls studierter Mediziner. Von dort ging’s dann ohne nennenswerte Schwierigkeiten durch nach Havanna, einzig die Autobahn, die einfach aufhört und man ab da dann kurz durch die Prärie und dann auf die Gegenspur muss, ist noch mal für einen Schock gut gewesen. Das komplette nicht vorhanden sein von Beschilderung sind wir inzwischen gewohnt, wenn wir einen hätten würden wir nur noch nach Kompass navigieren. Aber wir haben keinen. Und mit den Sternen sieht es auch schlecht aus, also nach Gefühl, oder, wie sonst auch immer: wir gabeln den nächsten Tramp auf und setzen ihn als Lotsen ein. Irgendwie kommen wir dann durch bis Vedado und schneien mal wieder bei Eduardo rein, der sich außerordentlich freut uns noch mal beherbergen zu dürfen, Sonderpreis für die letzte Nacht auf Kuba, wird nicht ins Buch geschrieben. Und als ich die Worte „Ay, mi casa es su casa“, von denen ich nie gedacht hätte sie wirklich mal von einer spanisch sprechenden Person zu hören, spürte ich einmal mehr die Verbundenheit zu Leuten die einem blind Vertrauen, nur aufgrund ihrer Menschenkenntnis, ihres Guten Willens und ihres Glaubens an die selbstverständliche Gegenseitigkeit.

Der nächste Tag war dann nur noch Flughafen, gammeln am Gate, Verabschieden von Andre, warten auf die Maschine und Abflug nach Amsterdam, wo ich doch glatt von Sven und Dani abgeholt wurde! Wieder mal Planänderung: kein Zwischenaufenthalt zum Eingewöhnen in Holland, Nonstop mit den anderen nach Heimat Bibertgrund, aber trotzdem erst mal Asyl in Seubersdorf, bei der Familie bei der ich mich schon meine halbe Jugend untergestellt habe und die ich auch jetzt noch des öfteren gerne mal beehre, nicht nur wegen Unterkunft. Noch mal Danke an dieser Stelle!